Grissenbach. In der Bürgerversammlung in Grissenbach macht Ortsbürgermeisterin Annette Scholl Ärger Luft: Ihr wurde online „kölscher Klüngel“ unterstellt.
Annette Scholl muss etwas loswerden. Auf Facebook habe etwas von „kölschem Klüngel“ gestanden, „dass ich mir Gelder in die Tasche stecke“. Das findet die Ortsbürgermeisterin von Grissenbach nicht in Ordnung. Das hat sie verletzt. Und das muss sie der Versammlung im Bürgerhaus auch sagen. Es ist die erste seit 2019. Eigentlich sollte das Treffen schon Ende 2021 angesetzt werden, musste aber wegen des Virus ausfallen.
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Deshalb geht es jetzt noch einmal um die Bäume am Hofgarten und die Auseinandersetzung, die anlässlich der umstrittenen Fällung geführt worden ist. „Ich habe das nicht geschrieben“, kontert Thorsten Görg. Tatsächlich sind sich beide einig, dass er natürlich ein Recht auf seine Meinungsäußerung auf der Plattform hatte und hat, zugleich keinen Einfluss auf die möglichen Reaktionen nehmen kann. Die seien jedenfalls nicht in Ordnung gewesen, betont Annette Scholl noch einmal und stellt auch klar, dass „die UWG nicht überwiegend gegen die Fällung war. Sie hat sich mehrheitlich enthalten.“
Netphen: Baumschutzsatzung ist immer wieder Thema, wird aber nicht verabschiedet
Noch mehr bedauert die SPD-Politikerin, die sich zugleich über das große Vertrauen der Bürger bei ihrer Wiederwahl bedankt, dass es so schwer sei, eine Baumschutzsatzung in Netphen zu verabschieden. „Lass uns politisch darüber streiten“, fordert sie Görg auf, an diesem Projekt mitzuarbeiten, das in den Gremien immer wieder nicht zur Sprache und auf die Tagesordnung komme.
Bürgerversammlung
In einer Bürgerversammlung werden kommunale Angelegenheiten öffentlich erörtert. Dabei werden Informationen und unterschiedliche Sichtweisen, insbesondere auch zwischen Einwohnerschaft, Verwaltung und Mitgliedern der politischen Vertretung, ausgetauscht. Sie dient zur Entscheidungsfindung, ist aber kein Entscheidungsorgan.
Das war es dann aber auch weitgehend zu diesem Thema. Rainer Schild gibt noch einige Detailinformationen zur allgemeinen Erschließungsmaßnahme und versichert seinerseits für die Verwaltung, alle Optionen geprüft zu haben. In keiner Alternative seien die Bäume zu retten gewesen, was auch er bedauere. Prof. Dr. Klaudia Witte vom NABU habe doch andere Vorschläge gehabt, versucht es Thorsten Görg noch einmal, wird aber von Schild gestoppt: Dazu werde er jetzt nichts mehr sagen.
Netphen: Nachfrage nach Baugrundstücken – aber Besitzer wollen meist nicht verkaufen
Erschließung, Flächen und Bauen, das sind überhaupt die Schwerpunkte des Abends. Die Stadt wolle Baugrundstücke für die Bürger entwickeln, wenn es in den Dörfern den Bedarf gebe, sagt der Bürgermeister und lässt seinen Beigeordneten einige Vorschläge machen.
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Da wird dann einerseits deutlich, dass es Interesse gibt, einige schon seit Jahren suchen und nicht fündig werden. Andererseits liegt aber zumeist das große Hindernis vor, dass die Flächen in privater Hand sind und nicht zum Verkauf stehen. Das wird allgemein bedauert, es gibt aber auch Verständnis für jene, die nach wie vor die Hoffnung hätten, „dass ihre Kinder oder Enkel irgendwann doch einmal in die Heimat zurückkehren, um dort zu bauen“, wie es Paul Wagener formuliert. Leider sei das aber oftmals doch vergebens. Auch deren Häuser stünden dann irgendwann leer und müssten dringend wieder besetzt werden, ergänzt Annette Scholl. Der Bürgermeister sieht noch eine Möglichkeit darin, grundsätzlich Baurecht über ein Areal zu legen und Erschließungsmaßnahmen anzusetzen. Dann blieben die Grundstücke weitgehend privat, von den Straßen abgesehen, die Kosten würden aber auf die Eigentümer umgelegt. Die dann oftmals Teile oder ganze Grundstücke verkaufen müssten. Die Grissenbacher sind eher skeptisch.
Netphen: Feuerwehrgerätehaus nach Jahren der Planung noch lange nicht fertig
Ärger und Unverständnis gibt es zum Sachstandsbericht über das Projekt Feuerwehrgerätehaus. Weil sich auch nach Jahren der Planung und Diskussion noch kein Ende abzeichnet, die Verwaltungsvertreter davon ausgehen, dass es noch einmal bis zu zwei Jahren dauern könne bis zum Abschluss. Rainer Schild als Fachbereichsleiter und der Beigeordnete Andreas Fresen erläutern geduldig die Schwierigkeiten.
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Der erste Standort sei an Lärmschutzmaßnahmen gescheitert, am neuen müssten aufgrund der Nähe zur Sieg die Naturschutzbehörden ihre Arbeit machen: „Wir haben nicht allein die Planungshoheit.“ Als Schild das Stichwort Ameisenbläuling erwähnt, kommt es zu Gelächter im vollen Saal. „Ach ja, die Haselmaus“, lacht ein Mann. Andreas Fresen lacht auch, versichert aber, es gehe darum, dem Schmetterling die Nachbarschaft des Grundstücks schmackhafter zu machen, was auch schon begonnen habe. „Wir können bauen“, gibt Rainer Schild Entwarnung. Es müsse aber zum Beispiel gewartet werden, bis der Nachwuchs aus den bereits abgelegten Eiern geschlüpft sei.
Netphen: Fragen nach Grissenbacher Denkmal und Glocke der ehemaligen Kapelle
Schließlich möchte Annette Scholl noch „ein Meinungsbild“ der Bürger zu zwei sehr speziellen Themen einholen. Sie hat die Vorstellung, das Grissenbacher Denkmal von seinem jetzigen Standort auf den Friedhof zu verlegen. Getan werden müsse ohnehin etwas, weil es reichlich angegriffen aussehe.
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Weiter geht es ihr um die Glocke der ehemaligen evangelischen Kapelle, die seit deren Entwidmung nicht mehr geläutet werden dürfe. Da stellt sie sich einen Glockenturm ebenfalls auf dem Friedhofsgelände vor. „Die Glocke ist die letzte noch existierende aus der Gießerei in Afholderbach“, nennt die Ortsbürgermeisterin den aus ihrer Sicht wichtigsten Grund, das historische Stück zu erhalten. Alternativ werde die Glocke in absehbarer Zeit in die Deuzer Kirche kommen. Glücklicherweise gebe es ja auch eine Verabredung mit der katholischen Gemeinde, dass aktuell deren Glocke geläutet werde.
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Die Bereitschaft der Versammlung, beiden Vorschlägen nachzukommen, ist mehr als überschaubar. Zu viel Aufwand und zu teuer, finden die Anwesenden. Das Denkmal solle lieber bleiben, wo es jetzt ist. Außerdem wird angezweifelt, dass die Glocke tatsächlich nicht eingesetzt werden dürfe. In anderen Dörfern gehe das doch auch noch nach einer Entwidmung. Da solle doch erst noch einmal mit der Kirche gesprochen werden. „Warum nicht neben das Denkmal stellen. Oder notfalls einschmelzen“, kommt ein Vorschlag aus dem Plenum. Der allerdings auch nicht die große Begeisterung findet.
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