Grissenbach. Am Wochenende ließ die Stadt Netphen am Hofgarten in Grisssenbach mit der Motorsäge vollendete Tatsachen schaffen. Der Ärger darüber hält an.

Die fünf Ahornbäume am Hofgarten sind weg. Die Bäume, die dem Ausbau der Straße weichen, wurden am Samstag gefällt. „Ich bin da ein bisschen sprachlos“, sagt Prof. Dr. Klaudia Witte, Vorsitzende des Naturschutzbundes Siegen-Wittgenstein (Nabu). Es sei „schade, dass die Stadt so unflexibel ist und auf die Vorschläge des Naturschutzbundes nicht eingegangen ist.“

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Unterhalb des Wirtschaftswegs Hofgarten werden vier Bauplätze erschlossen. Dazu sollen unterhalb der Fahrbahn Wasserleitung und Kanal verlegt werden, anschließend wir die Straße endgültig ausgebaut, sodass die Stadt dann auch Erschließungsbeiträge erheben wird.

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Anwohner des Hofgarten und Nabu hatten protestiert, als die Pläne im August bekannt wurden: Nach ihrer Auffassung könnten die Leitungen auch unterhalb der Bauplätze verlegt werden; nun müsse das Abwasser sogar mit Hebeanlage in den Kanal hinaufgepumpt werden. Eine besondere Rolle spielt ein fünftes Grundstück oberhalb des Weges, das bisher im städtebaulichen Außenbereich lag, im Flächennutzungsplan aber als Bauland ausgewiesen ist: Weil darauf der Große Wiesenknopf wächst, ist es denkbar, dass dort der Dunkle Weisenknopf-Ameisenbläuling lebt. Diese streng geschützte Schmetterlingsart müsste umgesiedelt, der Erfolg der Umsiedlung nachgewiesen werden. Darauf habe die Stadt keine Rücksicht genommnen, stellt Prof. Dr. Klaudia Witte fest.

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Die Ahornbäume im Hofgarten in Grissenbach wurden am Samstag gefällt.
Die Ahornbäume im Hofgarten in Grissenbach wurden am Samstag gefällt. © Thorsten Görg | Thorsten Görg

Zuweg zum Rothaarsteig

Der Rat, auf dessen Tagesordnung der Hofgarten nur wegen der Finanzierung des Leitungsbau gekommen war, hatte der Fällung der Bäume mit großer Mehrheit zugestimmt. Die Verwaltung hatte damit argumentiert, dass das Grundstück auf der Hangseite ohnehin erschlossen werden muss – die Stadt hätte die bereits beantragte Baugenehmigung nicht verweigern können. Die danach auf den Plan getretenen Bauwilligen auf der Talseite liefen Gefahr, dass Wasser vom Hofgarten in ihre Keller liefe, wenn der Weg nicht ausgebaut würde. Überzeugend für die Mehrheit war auch die Möglichkeit, ein kleines Baugebiet schnell und – für die Stadt – kostengünstig erschließen zu können.

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Die Ahornbäume im Hofgarten in Grissenbach wurden am Samstag gefällt.
Die Ahornbäume im Hofgarten in Grissenbach wurden am Samstag gefällt. © Thorsten Görg | Thorsten Görg

Nabu-Kreisvorsitzende Prof. Dr. Klaudia Witte bedauert, dass die Stadt ihrem eigenen Tourismus schade: Die Ahornallee als Zuweg zum Rothaarsteig sei bei Wanderern und Radfahrern beliebt gewesen. Ihnen biete sich künftig „sicher kein schöner Anblick“. „Mit fast allen Stimmen, sogar der sonst so klimafreundlichen Grünen, in einer Zeit, wo der Wald sowieso die besten Zeiten hinter sich hat“, seien die Bäume gefällt worden,  stellt Thorsten Görg, Vorsitzender des Dorfgemeinschaftsvereins DKS und selbst Hofgarten-Anlieger, fest: „Aber wenn man gemeinsam an das Geld des Normalbürgers rankommt, ist alles gut.“ Der Erschließungsbeitrag beträgt 90 Prozent der Kosten von 385.000 Euro für Straßen-. und Kanalbau.

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