Siegen. Für den Abbruch der Siegtalbrücke der A 45 sind zwei Varianten im Gespräch. Eine dauert mit vier Jahren deutlich länger - und ist lärmintensiv.
- A 45: Fest steht, wie die neue Siegtalbrücke am Ende aussehen soll.
- Doch noch völlig offen ist, wie der Abriss der alten Siegtalbrücke erfolgen soll.
- Abbruch der Siegtalbrücke: Das sind die Optionen.
Wie die neue Siegtalbrücke aussehen wird, steht bereits fest (wir berichteten). Was nicht feststeht ist, wie die alte abgebrochen wird – nur, dass auf keinen Fall gesprengt werden kann. Die Autobahn Westfalen erstellt derzeit ein hochpräzises 3D-Modell der A-45-Brücke, auf dieser Basis kann dann die Entscheidung für die beste Abrissvariante getroffen werden.
Wenn der Bagger von oben an der Siegtalbrücke knabbert, wird es lang und laut
1. Herausziehen. Hinter dem Widerlager der Brücke, dort, wo sie am Hang aufliegt, wird im Grunde ein riesiges Loch angelegt, die Brücke dort hineingezogen und zerkleinert. Dauer: Gut ein Jahr.
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2. Von oben abbrechen. Ein Portalkran wird von oben auf die Brücke gesetzt und schneidet das Bauwerk in Segmente. Die werden dann angehoben und weggeschafft. Üblicherweise wird eine Brücke so zurückgebaut, wie sie auch errichtet wurde, erklärt Projekt-Ingenieurin Verena Carl – im Fall der Siegtalbrücke wäre das die Abbruch-Variante. Die dauert aber mit rund vier Jahren nicht nur deutlich länger, sondern ist auch noch lärmintensiv, weil die Bandsäge über der Wohnbebauung durch Beton und Stahl kreischt – daher wird die Siegtalbrücke nun genauestens untersucht und geprüft, ob auch die andere, für die Bevölkerung schonendere Variante in Frage kommt.
Jeder Millimeter der Siegtalbrücke in Siegen wird digital vermessen
Lärm ist das eine – die Auswirkungen auf die Menschen, die unter der Siegtalbrücke leben. Die Autobahn Westfalen kann dazu eine Lärmquelle auf und in der Siegtalbrücke postieren, an den betroffenen Häusern wird dann die Schallemission gemessen.
Statik ist das andere. Die Autobahn Westfalen muss den Ist-Zustand der Siegtalbrücke genau kennen – wie dick die Wände sind, wo die Spannstahl-Verstärkungen verlaufen, in welchem Zustand sie sind. Es gibt Pläne, aber die können von der Realität leicht abweichen. So eine riesige Brücke bewegt sich, durch Verkehr, Temperatur, Wind. Soll so ein Gigant abgebrochen werden, darf nichts dem Zufall überlassen bleiben. Also wird sie von außen und innen vermessen, mit hochpräzisen Scannern, die millimeterfein die Oberfläche abtasten und so ein digitales Bild ihrer Umgebung erstellen.
Statik-Software rechnet alles durch – was passiert, wenn Siegtalbrücke angesägt wird?
Die Beschäftigten der Autobahn haben dazu ein sehr genaues „Festpunktfeld“ in und um die Brücke gelegt, sagt Lars Rekowski von der Vermessungsabteilung – wie ein eigenes Koordinatensystem nur für die Siegtalbrücke. Innerhalb dessen arbeiten sich die Fachleute durch die Brücke, Baufeld für Baufeld, Kammer für Kammer, durch beide Fahrbahn-Hohlkästen. Die Festpunkte sind dabei so etwas wie ein präzise gelegter Anker – das ist der Ausgangspunkt, quasi als Orientierung für den Scanner. Würde er einfach irgendwo seine Umgebung messen, hätten sie nur Segmente – benötigt wird aber das ganze Bild. An den Festpunkten werden die einzelnen Scanner-Bilder zusammengefügt.
Am digitalen Modell kann dann gerechnet werden – wo kann gesägt werden, was passiert mit dem Rest, wenn ein Segment herausgetrennt wird? Erst, wenn alles bis ins Detail von einem Statik-Programm durchgerechnet ist, das jede Bauphase simuliert, fällt die Entscheidung für eine Abbruchvariante.
Die Siegtalbrücke an der A 45 in Siegen wird frühestens 2027 zur Baustelle
Das alles dauert. Allein die Festpunkte für die Messungen waren sehr zeitintensiv, sagt Lars Rekowski; von außen sind sie bereits fertig, innen arbeiten sie sich durch die Hohlkästen – die Geräte müssen rein in die rund einen Kilometer lange Brücke, über die vielen Schwellen transportiert und präzise eingemessen werden. Die Datenverarbeitung wird ebenfalls nochmal dauern, bis Ende des Jahres voraussichtlich.
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Der Untergrund muss sondiert werden – wo können Kräne, Plattformen, Gerüste aufgestellt werden. Gehölze wurden in größerem Umfang bereits gefällt – nicht gerodet, betont David Lemberg, Fachbereich Landespflege der Autobahn. Andernorts wurden dafür bereits Umweltsysteme aufgewertet. Dann geht es an die Abrissplanung. Und es folgen die unvermeidlichen Schritte: Planfeststellungsverfahren, Ausschreibung. Frühestens 2027 wird die Siegtalbrücke zur Baustelle.