Eiserfeld. Lange vor Neubau der Siegtalbrücke in Eiserfeld wird der Boden zunächst auf Kampfmittel untersucht. Das erfordert Bohrungen und Sondierungen.
Mit den gewaltigen Pfeilern der Siegtalbrücke im Hintergrund wirkt selbst der meterlange Schneckenbohrer höchst filigran. Butterweich taucht er in den Untergrund unter der Brücke ein, hebt sich ein paar Mal, senkt sich ein paar Mal, hinterlässt einen kleinen Maulwurfshügel. Durch den wird gleich ein PVC-Rohr in den etwa sechs Meter tiefen Bohrkanal geschoben, damit eine Magnetsonde den Boden nach Hinweisen auf Kampfmittel untersuchen kann.
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An 45 Stellen zwischen den beiden Widerlagern der 1050 Meter langen Siegtalbrücke sind die Kampfmittelsondierungen erforderlich. Das ist Teil der Vorentwurfsplanung für den Neubau der Siegtalbrücke im Zuge des sechsspurigen A45-Ausbaus (wir berichteten mehrfach). „Wir haben keinen konkreten Blindgängerverdacht“, sagt Katharina Erbismann, Teamleiterin Konstruktiver Ingenieurbau in der Außenstelle Netphen der Autobahn Westfalen, seit 1. Januar zuständig für das zuvor von Straßen NRW betreute Großprojekt. Unumgänglich sind die Sondierungen dennoch, um gefährliche Relikte aus dem Zweiten Weltkrieg im Untergrund ausschließen zu können.
Siegen: Bereich unter der Siegtalbrücke wird mit magnetischer Sonde untersucht
Die Grundlage bilden Auswertungen der Bezirksregierung Arnsberg von Luftbildaufnahmen. Daraus ergeben sich sogenannte Verdachtsflächen, „wo mit Kampfmitteln gerechnet werden müsste“ – zumindest potenziell. Untersucht werden dabei nur die Bereiche, die für den Brückenneubau relevant sind. „Wir sondieren nur dort, wo später Eingriffe erfolgen“, sagt Katharina Erbismann.
Siegtalbrücke Eiserfeld- Erste Einblicke in den Untergrund
Thomas Hoffmann und Andreas Lompa von der P-H-Röhll NRW GmbH gehen die Löcher nacheinander ab. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Kampfmittelräumung und Bodenerkundung. Während Andreas Lompa die etwa einen Meter lange Metallsonde an einem Kabel in die PVC-Rohre hinablässt, behält Thomas Hoffmann das angeschlossene Messgerät im Blick. In einem Umkreis von 75 Zentimetern um jedes Loch registriert die Sonde magnetisches Material. Dabei muss es sich nicht immer um Überbleibsel von Kriegswaffen handeln: Ein völlig unverfängliches Metallteil kann schon genügen. Manchmal reicht ein Stück Draht.
Siegtalbrücke: Auswertung der Kampfmittelsondierung erfordert Zeit
Um was es sich jeweils handelt, können im Moment der Sondierung selbst die Fachleute vor Ort meist nicht sagen – dazu erfordert es eine aufwändige Auswertung der Daten, die die Bezirksregierung vornimmt. Die entscheidet dann auch, wie weiter vorzugehen ist, wie Katharina Erbismann erläutert.
Keine Gefahr
Eine Gefahr, bei den Sondierungsarbeiten Kampfmittel oder Blindgänger zu beschädigen, besteht nicht, wie Matthias Schnabel von der Firma Schützeichel aus Neustadt (Wied), in deren Auftrag die P-H-Röhll NRW GmbH im Einsatz ist, erklärt.
Der Spezialbohrer ist vorne stumpf, wie der Fachmann erläutert. Wenn er auf etwas Festes trifft, würde er es entweder verdrängen oder den Vorgang stoppen.
Mehr Fotos in unserer Bilderstrecke: Sondierung
Wenn die Ergebnisse in etwa zwei bis vier Wochen vorliegen, kann es weitergehen. Dann stehen als Nächstes etwa 60 Kernbohrungen und ebensoviele „Rammsondierungen“ an. In diesem Schritt holen die Experten bis zu 40 Meter lange Bohrkerne mit zehn Zentimetern Durchmesser aus der Erde, um die Beschaffenheit des Bodens genau bestimmen zu können. Der soll schließlich nicht irgendwas tragen, sondern eines der größten Brückenbauwerke Europas.
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