Rinsdorf. Nach der Brückensprengung laufen unter und neben der A45 in Rinsdorf die Arbeiten auf Hochtouren: L 907 wird für die nächste Sprengung gebraucht

Die Brücke liegt am Boden, jetzt muss sie weg. Die Zeit drängt: 35.000 Tonnen Material, Schutt und Trümmer der gesprengten Autobahn-Talbrücke Rinsdorf nebst Fallbett, liegen quer durchs Tal, einmal über die Landstraße L 907. Die muss schon bald wieder frei sein: Wenn die nächste A-45-Brücke gesprengt wird. Rälsbach, einmal über den Berg, ist am 27. Februar an der Reihe. Und die L 907 soll Umleitungsstrecke werden für die sprengungsbedingte Vollsperrung der Autobahn.

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Wie eine Herde gewaltiger Metall-Dinosaurier knabbern die Bagger unermüdlich an den gewaltigen Brückentrümmern. Sie heben und senken ihre langen Hälse, bohren ihre „Reißzähne“, Meißel, Zangen, in Beton und Stahl. Die Szenerie mutet in der Tat archaisch an: Menschen wirken winzig neben den riesigen Baggern. Aber die Maschine verliert sich schon neben einem Bruchstück der gesprengten Rinsdorf-Brücke.

Schwere Bagger brechen an steilem Hang die Trümmer der Rinsdorf-Talbrücke ab

Eine Herausforderung für die Fachleute der Lingener Abbruchfirma Moß ist das Gelände: Der Hang Richtung Siegen ist ziemlich steil. Die Bruchstücke sind so groß und schwer, dass nur nach unten zerkleinert werden kann, erläutert Gunther Nöh, Projektleiter der Autobahn GmbH. Selbst diese Bagger können nur einen gewissen Böschungswinkel bewältigen, daher wird zumindest in diesem Bereich die Fläche über der L 907 benötigt, sonst hätten die Maschinen keinen sicheren Zugang zum Brückenkörper. Die erfahrenen Abbruch-Spezialisten müssen achtsam sein, dass die riesigen Trümmerteile nicht nachrutschen.

Priorität hat die Freilegung der Landstraße – aber auch oben an den Widerlagern hat die Zerkleinerung der alten Rinsdorf-Brücke begonnen.
Priorität hat die Freilegung der Landstraße – aber auch oben an den Widerlagern hat die Zerkleinerung der alten Rinsdorf-Brücke begonnen. © Hendrik Schulz

Vor Ort, an der „Abbruchkante“, wird so weit es geht zerkleinert; abmeißeln und zerkneifen direkt am Trägerteil in transportfähige Brocken, die mit dem Baggergreifer aus dem Abbruchbereich transportiert werden können. Dann übernimmt ein zweiter Bagger die Zerkleinerung in „handliche“ Stücke für den Container. Etwa medizinballgroß. Dabei werden Beton und Stahl so weit wie möglich vorgetrennt, sagt der Ingenieur – damit die Werkzeuge später im Brecher nicht unnötig verschlissen werden.

Verschiebung

Sind die Reste der alten Brücke entfernt, kann die Autobahn GmbH mit der Errichtung der neuen Teilbrücke beginnen – die andere Hälfte steht ja bereits und ist an die Autobahntrasse angeschlossen.

Bevor sie aus den Übergangs-Widerlagern gelöst und in die Achse geschoben wird – nicht vor 2024/25 – wird der Verkehr auf die neuere Hälfte umgelegt, die ja in Endlage gebaut wird.

Die Rinsdorf-Talbrücke war eine der wenigen Autobahn-Brücken, die nicht aus getrennten Bauwerken je Fahrtrichtung bestand wie zum Beispiel die Rälsbach-Brücke.

Aber dann hat die Landstraße Priorität. In nur gut zwei Wochen soll sie wieder frei sein, denn sie stellt eine leistungsfähige Umleitung dar: Statt für jede Autobahn-Fahrtrichtung getrennte Umleitungen einzurichten wie vergangenen Sonntag bei der Rinsdorf-Sprengung, kann sie den gesamten Verkehr der A 45 aufnehmen, wenn die zweite Hälfte der Rälsbach-Brücke an der Reihe ist – auch Lastwagen, die selbst sonntags nie ganz auszuschließen seien, wie Gunther Nöh betont.

Möglichst viel Material der gesprengten Rinsdorf-Brücke wird recycelt

Parallel dazu wird soweit möglich auch oben an den Widerlagern, den „Auflagepunkten“ der alten Brücke auf der Bergkuppe, Material abgetragen. Bis Mitte April ist der Einsatz der Bagger insgesamt vorgesehen, bis alle Trümmerteile der alten Rinsdorf-Brücke beseitigt sind und das Tal wieder frei ist.

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Das Abbruchmaterial wie auch das Erdreich des Fallbettes können zumindest zum Teil wiederverwendet werden: Stahl sowieso, der bringt Geld, während Beton kostet: Er muss deponiert oder zumindest zwischengelagert werden. Einiges kann aber für das Fallbett der zu sprengenden Rälsbach-Talbrücke verwendet werden, für Bodenausgleichsmaßnahmen oder „nichtqualifizierten Straßenbau“, also Wald- und Wirtschaftswege. Für neuen Beton kommen nur Naturstein-Bestandteile in Frage, erklärt Gunther Nöh. Dafür wurde vorher die Belastung des Schutts untersucht, etwa auf Asbest.

Hier gibt’s mehr Bilder von den Aufräumarbeiten an der gesprengten Rinsdorf-Talbrücke

Direkt an den Brücken-Bruchstücken meißeln und kneifen die schweren Bagger das Material ab. Es wird containerweise abtransportiert.
Direkt an den Brücken-Bruchstücken meißeln und kneifen die schweren Bagger das Material ab. Es wird containerweise abtransportiert. © Hendrik Schulz

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Das Material – Stahl und Beton – wird weitgehend direkt vor Ort getrennt: Damit die Brecher später nicht unnötig belastet werden.
Das Material – Stahl und Beton – wird weitgehend direkt vor Ort getrennt: Damit die Brecher später nicht unnötig belastet werden. © Hendrik Schulz

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Bevor das Fallbett für die Talbrücke Rinsdorf aufgeschüttet wurde, wurde der Bach verrohrt. Auch das muss am Ende zurückgebaut werden.
Bevor das Fallbett für die Talbrücke Rinsdorf aufgeschüttet wurde, wurde der Bach verrohrt. Auch das muss am Ende zurückgebaut werden. © Hendrik Schulz

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Die Firma Moß, die unter der gesprengten A45-Talbrücke Rinsdorf arbeitet, hat viel Erfahrung mit solchen Projekten.
Die Firma Moß, die unter der gesprengten A45-Talbrücke Rinsdorf arbeitet, hat viel Erfahrung mit solchen Projekten. © Hendrik Schulz