Siegen. Was macht ein Kunstwerk zum kostbaren Highlight? Nora Memmert geht der Frage im Museum für Gegenwartskunst Siegen nach: anhand besonderer Stücke.

Oft fragt man sich, was einen Popsong zu einem Hit macht, ein Buch zu einem Bestseller oder einen Film zu einem Kassenschlager. Die Frage, was ein Kunstwerk zu einem Meisterwerk macht oder wieso ein Bild zu einem Highlight wird, hat sich Nora Memmert im Rahmen des „Forschungsvolontariats Kunstmuseen NRW“ gestellt und so beantwortet, wie es bei Kunstwerken üblich ist: Durch eine Ausstellung.

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Nach ihrem Studium der Kunstgeschichte in Bonn und Bochum, einem Ausflug in die Theaterwissenschaften, verschiedenen Praktika in Museen und einer Zeit als Assistentin bei der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Essen („Ich habe beruflich immer über den Tellerrand geblickt“) hat sich Nora Memmert 2020 um das Forschungsvolontariat in Siegen beworben.

Rubenspreisträger im Museum für Gegenwartskunst Siegen: Die Tiefen der Sammlung

Ihr Forschungsthema liegt ihr sozusagen vor den Füßen, besser gesagt im Depot des MGK. Denn dort lagern mehr als 300 Werke der 13 bisherigen Rubenspreisträger der Stadt Siegen, also all die Kunstwerke aus der Sammlung Lambrecht-Schadeberg, die in der aktuellen Ausstellung nicht gezeigt werden können. Wobei Nora Memmert schon gemerkt hat, dass es bestimmte Highlights gibt, die das Publikum immer sehen will und vermissen würde, wenn sie längere Zeit nicht gezeigt würden: Darunter vor allem Werke der Megastars Francis Bacon und Lucian Freud, der Preisträger von 1967 und 1997.

Der Rubenspreis

Den Rubenspreis der Stadt Siegen gibt es seit 1957. Er wird seitdem alle fünf Jahre vergeben.

Erster Preisträger war der in Leipzig geborene Maler und Grafiker Hans Hartung.

2022 wird die Auszeichnung zum 14. Mal verliehen, diesmal an die Schweizer Künstlerin Miriam Cahn. Sie ist nach Maria Lassnig (2002) und Bridget Riley (2012) die dritte Frau, die den Rubenspreis in Empfang nimmt.

„Lange nicht gesehen! Ein Blick in die Tiefen der Sammlung“ nennt Nora Memmert ihre Ausstellung, die in die Preisträger-Show „Gemischtes Doppel“ integriert ist: 13 (auch vom Format her) kleinere, unbekanntere Arbeiten der 13 Preisträger in „Salonhängung“, auch „Petersburger Hängung“ genannt, bei der die Bilder dicht beieinander und oft bis unter die Decke präsentiert werden.

Siegen: Ausstellung im Museum für Gegenwartskunst würdigt selten gezeigte Werke

Bewusst hat sie auf Beschriftungen und Erklärungen verzichtet, stattdessen die Werke auf Täfelchen verkleinert, auf deren Rückseite die nötigen Informationen angebracht und auf einem großen Tisch ausgelegt. So kann sich der Besucher bequem auf einem Hocker in aller Ruhe in die Werke vertiefen und auch seine persönlichen Kommentare dazu aufschreiben. Und auch an Kinder hat Nora Memmert gedacht und Lucien Freuds „Zebra“ extra tief gehängt: „Kinder fliegen darauf.“ Kennenlernen durfte sie während ihrer Arbeit auch Barbara Lambrecht-Schadeberg, ohne die es das MGK überhaupt nicht gäbe.

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Beruflich dürften Nora Memmert eine Reihe von Wegen offenstehen. So könnte sie auch als Lehrende an eine Uni gehen, hat allerdings während ihres Projekts am MGK ihre Promotion auf Eis gelegt. Doch besonders gefällt ihr die Arbeit in Museen. „Hier habe ich gelernt, wie Ausstellungen konzipiert werden“, sagt sie. Ihre aktuelle Ausstellung „Lange nicht gesehen! Ein Blick in die Tiefen der Sammlung“ zeigt dies nachdrücklich.

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Das Projekt „Forschungsvolontariat Kunstmuseen NRW“, vom Ministerium für Kunst und Wissenschaft gefördert, wurde an insgesamt 24 Museen in NRW vergeben. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer treffen sich regelmäßig und tauschen ihre Erfahrungen aus.

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