Siegen. Siegerlandmuseum als „Anker“: Ein Industriemuseum wird es in Siegen nicht geben, vielleicht eine virtuelle Alternative. Kunst hat bessere Karten.
Museen sind – auch wenn die Welt Kopf steht – ein Thema, das die Politik in Siegen intensiv beschäftigt: Die Stadt streitet über die 15 Millionen Euro schwere Erweiterung des Siegerlandmuseums in den Burgstraßen-Bunkern, das Museum für Gegenwartskunst (MGK) braucht zwischen zehn und 15 Millionen Euro für einen Erweiterungsbau – und der Landschaftsverband (LWL) ist sich sicher, dass er im Siegerland kein neues Museum errichten wird.
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Industriemuseum in Siegen: Der Landschaftsverband will nicht
Die FDP-Fraktion hatte vor fast einem Jahr die Initiative für ein LWL-Museum gestartet. „Mir wurde dort sehr klar gemacht, dass das nicht in Frage kommt“, berichtete Landrat Andreas Müller jetzt im Kulturausschuss des Kreistags über die Abfuhr, die er vom Landschaftsverband in Münster bekommen hat. Guido Müller (FDP) fand das „beschämend“: Der LWL sei mit keinerlei Einrichtungen in Südwestfalen vertreten, dagegen würden „kleinliche Museen rings um Münster“ finanziert: „Unser Anspruch ist wesentlich größer.“ Wolfgang Suttner (CDU), den pensionierten Kulturreferenten des Kreises, wunderte die Absage nicht: „Der Kreis hat die Chance verpasst“ – ein Industriemuseum zu errichten, als die dafür geeigneten Anlagen noch erhalten waren. „Wir hatten uns davon schon vor 15 Jahren verabschiedet.“ Abgesehen davon: Ein neues Museum sei heute „kein Hit mehr“, sondern vor allem teuer.
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Virtuelles Museum für Siegen-Wittgenstein mit Natur und Ankerpunkten
Der LWL verweist als „Ankerpunkt“ auf das Siegerlandmuseum, um dessen Finanzierung die Stadt Siegen ringt: In die Erweiterung im Bunker könne der Kreis seine Industriegeschichte einbringen. Von dort könne ein Netzwerk mit anderen Einrichtungen wie dem Technikmuseum Freudenberg, dem Stahlbergmuseum Müsen, dem Reinhold-Forster-Erbstollen, dem Schaubergwerk Wodanstollen, dem Museum Wilnsdorf, dem Förderturm Grube Grimberg, der Ausgrabungsstätte Gerhardseifen und dem Schieferschaubergwerk Raumland entwickelt werden. Besonders nennt der LWL die ehemalige Röstofenanlage der Eisensteingrube Storch & Schöneberg in Gosenbach, die als Außenstelle des Siegerlandmuseums ausgebaut werden könne. Guido Müller (FDP) winkte ab: Den Röstofen „halte ich weder für attraktiv noch sehe ich eine Gelegenheit, dort etwas zu errichten“.
Ausschussvorsitzender Hermann-Josef Droege (CDU) brachte die Idee des „Virtuellen Museums“ ein: Durch die digitale Vernetzung könne ein „Museum anderer Art“ entstehen, das vom LWL zu fördern wäre. Verbunden werden könnten die Standorte durch Rad- und Wanderwege, überlegte Landrat Andreas Müller: „Wir könnten ein Gesamterlebnis darstellen.“ Und ein weiteres Mal Kultur und Natur verbinden, wie schon bei Kultur Pur und dem Waldskulpturenweg.
MGK Siegen: Finanzierung soll bis Ende Mai stehen
Der Kreis gibt eine Million Euro zur Erweiterung des Museums für Gegenwartskunst dazu, wenn das MGK selbst den Restbetrag zu der Investition aufbringt, die Museumsdirektor Thomas Thiel aktuell mit „etwas mehr als zehn Millionen Euro“ veranschlagt. Bei diesem Beschluss aus dem Dezember bleibt es. 7,25 Millionen Euro hat Mäzenin Barbara Lambrecht-Schadeberg zugesagt. Bis Ende Mai, so Thiel, sollen die Gespräche mit Land und Bund abgeschlossen sein, im September oder Oktober soll die Planung dann stehen. Von der Stadt Siegen werden das Grundstück und die Unterhaltung des Gebäudes erwartet, ergänzte Landrat Andreas Müller. Guido Müller (FDP) wunderte sich: Im Dezember, als der Kulturausschuss ohne Mitwirken des MGK beriet, sei noch von bis zu 15 Millionen Euro die Rede gewesen. Es könnten „durchaus Mehrkosten“ entstehen, räumte Thomas Thiel ein. „Es war unerquicklich, im Dezember keinen Gesprächspartner zur Verfügung gehabt zu haben“, bedauerte Vorsitzender Hermann-Josef Droege (CDU). Was nicht die Schuld des Museumsdirektors sei, wie Landrat Müller betonte.
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Wachsende Sammlung braucht größeres Depot in Siegen
„Wir brauchen diese Erweiterung dringend“, sagte Thomas Thiel. Alllein die Sammlung Lambrecht-Schadeberg mit Werken von Rubenspreisträgern umfasse inzwischen rund 2300 Werke. Sie wachse dank der von der Mäzenin errichteten Peter-Paul-Rubens-Stiftung auch weiter, „das ist für die Region ein unglaubliches Juwel.“ Das 180 Quadratmeter große Depot des Museums im Altbau „platzt aus allen Nähten“, stellte Thomas Thiel fest. In dem Erweiterungsbau an der Grabenstraße, der eine Lücke zwischen Alt- und Neubau schließt, sollen neben 350 Quadratmetern Depotfläche ein neuer Veranstaltungsraum für bis zu 150 Teilnehmer und ein Ausstellungsraum mit Lichtkuppel entstehen. Neu wird auch ein Lastenaufzug sein, der den Transport großformatiger Exponate ermöglicht.
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Guido Müller (FDP) regte an, den Veranstaltungsraum nicht nur für das Museum, sondern als „Bürgersaal“ zu nutzen. Thomas Thiel stimmte zu: Das MGK wolle sich öffnen, „wir haben großes Interesse, dass das Museum Treffpunkt wird“.