Hilchenbach/Lennestadt/Kirchhundem. „Aus Woll und Woa wird Wir“, behaupten Hilchenbach, Kirchhundem und Lennestadt. Hier sind die ersten Ideen, wie das gehen soll.
„SauerSiegerLand“ soll die Leader-Region der drei Kommunen Lennestadt, Kirchhundem und Hilchenbach heißen. Lennestadts Bürgermeister Tobias Puspas gab den Namen jetzt zum Abschluss der Vorbereitungs-Workshops für die Regionale Entwicklungsstrategie bekannt, mit der sich der Verbund um EU-Fördermittel für den ländlichen Raum bewirbt. Der Untertitel des Namens spiet mit der Sprachgrenze: „Aus Woll und Woa wird Wir“. Am 4. März geht die Bewerbung zur Leader-Region SauerSiegerLand auf die Reise, das Ergebnis soll Ende April feststehen.
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Das verbindet
„Wir haben uns größte Mühe gegeben und hatten viele kreative Ideen“, sagte Tobias Puspas in der Online-Konferenz, in die sich rund 70 Teilnehmende zugeschaltet hatten. Stephanie Arens von der Südwestfalen-Agentur begrüßte die Entscheidung: „Ich finde den Namen toll, er sagt aus, dass wir über eine Kreis- und Kulturgrenze hinaus zusammenarbeiten.“ Und genau darum gehe es. „Die Herausforderungen für die Region Südwestfalen können wir nur gemeinsam stemmen“, so Arens.
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Sollte die Bewerbung gelingen, könnten bis zu 2,5 Millionen Euro an EU-Fördermitteln in den nächsten fünf Jahren in die drei Kommunen fließen. „Dafür brauchen wir engagierte Bürger, Vereine und Betriebe, die die Heimat nach vorn bringen wollen“, sagte Kirchhundems Bürgermeister Björn Jarosz. Hilchenbachs Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis gab zu: „Nach den ersten Gesprächen hatte ich Zweifel, dass Sauer- und Siegerländer eine Leader-Region bilden könnten, aber jetzt habe ich ein gutes Gefühl. Es gibt starke Bande und wir können eine starke Bewerbung auf den Weg bringen.“
Darum geht es
An fünf Workshops haben rund 300 Menschen teilgenommen. Aus den Ergebnissen der Workshops schmiedete Jens Steinhoff vom Institut für Regionalmanagement eine Entwicklungsstrategie mit den vier Handlungsfeldern Region des Miteinanders, Region für gutes Leben und Arbeiten, Region im demografischen Wandel und Region im Klimawandel. Zu allen vier Feldern gibt es bereits Ideen und 52 konkrete Projektansätze. Da die Leader-Region aber über fünf Jahre angelegt ist, sei es besser „Raum offen zu lassen“, so Jens Steinhoff, damit auch andere später entwickelte Projekte eine Chance haben.
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Das können Projekte werden
Konkret wurde die Präsentation noch nicht, wohl auch, um keine Konkurrenz zwischen Akteuren in den drei Kommunen anzuregen. „Der Fokus liegt auf Projekten, die man schon 2023 angehen kann“, erklärt Hilchenbachs Leader-Koordinatorin Verena Hof-Freudenberg. „Wir haben ja nur fünf Jahre Zeit“ – und die läuft ab 1. Januar, wenn die Bewerbung Erfolg hat.
92 Orte
Die – möglicherweise – künftige Leader-Region SauerSiegerLand umfasst eine Fläche von 365 Quadratkilometern.
Die drei Kommunen Hilchenbach, Kirchhundem und Lennestadt haben 51.000 Einwohner in 92 Ortschaften.
Unterstützung für Ehrenamtsinitiativen: Mit Leader-Mitteln gefördert werden könnte zum Beispiel der Aufbau digitaler Ausstattung samt den dafür benötigten Schulungen und Beratungen. Ein Prototyp ist „EiL“, das „Ehrenamt in Lennestadt“
Bildungspartnerschaften: Die Zusammenarbeit von Schulen, Unternehmen und Bürgerschaft ist ein Projektthema. Mit Leader-Mitteln können Veranstaltungen organisiert, Materialien beschafft und Öffentlichkeitsarbeit unterstützt werden.
Innovationstreff für „Breitendigitalisierung“: In diesem Rahmen kann Personal für Schulungen und Workshops qualifiziert, können Schulungs- und Multimediaräume ausgestattet werden. Dabei könnte „lenne.Tech“ in Lennestadt eine Rolle spielen.
Klimagerechte Spiel- und Generationenplätze: Die Fördermittel wären eine Unterstützung für Ortsgemeinschaften, die Freizeit- und Naturlernorte gestalten wollen.
Digitale Dorfplattform: Dörfer könnten digital zusammenarbeiten und gemeinsam Versorgungs-, Mobilitäts-, Wohn- und Ortsentwicklungsprojekte gestalten. Ein Instrument, das hier und da schon ein gesetzt wird, ist die Dorf-App.
Neue Kooperationen kulturschaffender Vereine: Gedacht ist an eine organisatorische Unterstützung und an die Ausstattung von Veranstaltungsräumen. Im Blick ist die Vernetzung über die Siegerland-Sauerland-Grenze hinweg: Da bleiben derzeit viele Kultur-Angebote hängen.
Waldjugendprojekt als Klima-Lernort: Konkret genannt wird die Infrastruktur für Modellwaldflächen, verbunden mit einem App-gestützten interaktiven Lehrpfad. Dabei stellen sich die Leader-Steuerer den Zukunftswald vor, den Stift Keppel am Rande der Breitenbachtalsperre anlegt
Bildungszentrum Umwelt und Biodiversität: Das könnte eine „regional modellhafte Einrichtung für Naturerlebnis, Schulung, Wissensaustausch, mit touristischer Anknüpfung“ sein. In diesen Rahmen passt ein bereits in Kirchhundem geplantes Bieneninformationszentrum.
Darüber wird nachgedacht
Über die möglichen Startprojekte hinaus gibt es viele weitere Ideen – zum Beispiel zum Thema Wohnen: Da gibt es in Lennestadt eine App, über die Ältere, die sich von der zu groß gewordenen Immobile trennen wollen, mit Jüngeren, die einen Platz für ihr Familien suchen, zusammenfinden. „Altersgerecht wohnen“, sagt Verena Hof-Freudenberg, ist nicht nur ein Seniorenthema: „Es fehlt das Wohnangebot, das sich auch Azubis leisten können“ – ein Faktor für die Nachwuchs- und Fachkräftebindung von Firmen. Ähnlich die Dorfautos und Bürgerbusse: Die lassen immer noch eine Mobilitätslücke für junge Menschen, „die keinen Führerschein haben und auch gar nicht das Interesse, ein eigenes Auto zu besitzen“.
Im Klimaschutzbereich ist Hilchenbach mit Klimawelten, Bürgerwindpark und Nahwärmeinsel schon ziemlich weit. „Wir haben das eine relative Alleinstellung“, sagt Verena Hof-Freudenberg – andererseits aber auch erst eine Bürger-Photovoltaikanlage, auf dem Dach der Florenburgschule. Heißer Anwärter für ein Leader-Projekt ist das geplante Café Herzstück am Hilchenbacher Markt, das Kultur, Soziales und Ehrenamt verbindet und gerade per Crowdfunding seiner Eröffnung entgegenarbeitet: „Ganz typisch für Leader.“ Überhaupt, die Treffpunkte der Menschen, ob sie nun Bürger- oder Dorfgemeinschaftshäuser heißen: Sie sollten so gestaltet werden, dass sie für viele Zwecke und Grippen nutzbar sind, berichtet Verena Hof-Freudenberg über Überlegungen aus den Workshop, „damit die Gebäude nicht leer stehen.“
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