Hilchenbach. Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis ermutigt zum Griff in die Fördertöpfe. Und verfolgt einen Herzenswunsch.

Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis spricht von einem „Herzenswunsch“: Am 9. Dezember soll die Bürgerstiftung Hilchenbach gegründet werden – „eine Gesellschaftsstiftung der Hilchenbacher Bürger“, sagt Kaioglidis, die gemeinnützige Projekte aus vielen Bereichen fördern soll: Unter dem Dach der Bürgerstiftung Siegen, mit einer Kapitaleinlage der Sparkasse, die sich in allen kommunalen Bürgerstiftungen engagiert, mit Zustiftungen und Spenden von Menschen, die sich mit Hilchenbach verbunden fühlen. „Es gibt ja die einen oder anderen, die keine Erben haben.“ Wobei es neben den Zustiftungen zum Stiftungskapital, von dem nur die (Zins-)Erträge ausgeschüttet werden können, auch um Spenden geht: „Wir möchten die Stiftung von Anfang an ausschüttungsfähig machen.“

+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++

Kyrillos Kaioglidis, bis vor gut einem Jahr noch Wirtschaftsförderer der Stadt, blickt inzwischen auf die ersten zwölf Monate im neuen Amt zurück: „Es war anstrengend“, sagt er, „viele Ergebnisse der Arbeit werden erst im Laufe des nächsten Jahres sichtbar werden.“ Kaioglidis setzt auf die Akquise von Fördermitteln, um Investitionen zu ermöglichen – eigens für diese Aufgabe wurde die Stelle für eine Fördermanagerin geschaffen, die (Auch-)Stadtarchivarin Verena Hof-Freudenberg ausfüllt.

Neben IKEK soll auch noch Leader kommen

Gerade erst wurde auch noch das für dieses Jahr vierte Projekt aus dem Integrierten Handlungskonzept (IKEK) bewilligt: die Neuanlage des Spielplatzes Doktors Wäldchen in Dahlbruch. „Das hat uns sehr gefreut.“ Als „arme“ Stadt bekommt Hilchenbach derzeit Zuschüsse in Höhe von 85 Prozent: „Wenn du damit keine Stadtentwicklung betreiben willst – wann dann?“, fragt der Bürgermeister, der nichts vom Warten auf bessere Zeiten hält: „Ich glaube nicht, dass Hilchenbach in nächster Zeit mit mehr Geld gesegnet sein wird. „Wir sollten ausnutzen, was da ist.“ Dazu soll neben dem Abarbeiten des IKEK auch Leader gehören, das EU-Förderprogramm für den ländlichen Raum. Im zweiten Anlauf hat Hilchenbach sich für eine Zusammenarbeit mit Kirchhundem und Lennestadt entscheiden.

Das Planungsbüro für das Regionale Entwicklungskonzept, sozusagen das Bewerbungsschreiben als Leader-Region, ist beauftragt worden. „Wir fangen jetzt mit der Bürgerbeteiligung an.“ Das Bündnis über die Kreisgrenze hinweg könnte im Tourismus etwas gemeinsam auf die Beine stellen, „auch die Kulturregion wäre ein Thema.“ Denn nach wie vor steht – über den Kulturellen Marktplatz hinaus – ein Kulturkonzept für die ganze Stadt auf dem Aufgabenzettel. Fördermittel dafür fließen besonders schnell, wenn Hilchenbach sich zur Zusammenarbeit mit anderen Kommunen entschließt.

Die Neugestaltung des Hilchenbacher Marktplatzes kann beginnen – möglicherweise im nächsten Jahr gleich mit zwei Bauabschnitten.
Die Neugestaltung des Hilchenbacher Marktplatzes kann beginnen – möglicherweise im nächsten Jahr gleich mit zwei Bauabschnitten. © Stadt Hilchenbach | Stadt Hilchenbach

Das läuft: Vom Marktplatz zur Herrenwiese

Gearbeitet wird gerade am Konzept für die Ortsmitte Helberhausen, nachdem Schule und Gasthof Nies abgerissen worden sind. In Vormwald wird das Feuerwehrgerätehaus erweitert, in Grund soll die Feuerwehr einen Neubau bekommen. „Die Sportstättenförderung hat uns auch viel gebracht“, erinnert der Bürgermeister: Der neue Kunstrasen in der Winterbach wurde mit fast 100 Prozent bezuschusst.

Marktplatz: Größtes IKEK-Projekt ist der Hilchenbacher Marktplatz: Für den ersten Bauabschnitt mit dem Plateau auf dem oberen Markt („Grüner Norden“) steht die Finanzierung, für 2022 wird der Förderantrag für den zweiten Bauabschnitt mit Wasserlauf, Spielgeräten, Sitzgelegenheiten und barrierefreier Bushaltestetelle gestellt. „Nächstes Jahr wird man da was sehen.“ Am liebsten würde Kaioglidis noch auf den Zuschuss für den zweiten Bauabschnitt warten: „Dann könnte man nahtlos den ganzen Marktplatz umkrempeln.“

Bahnhof: Die Arbeit an der Zukunft des Bahnhofs, den die Stadt Ende 2020 gekauft hat, läuft. Mitte 2021 wird das inzwischen beauftragte Entwicklungskonzept für das Empfangsgebäude erwartet.

Ruinener Weg: Dort steht die Öffnung des letzten Abschnitts des Langenfelder Bachs an, der derzeit in einer Rinne zwischen Parkplatz und Ruinener Weg plätschert. Der renaturierte Bach könnte zum jetzigen Parkplatz hin verschwenkt werden, an den Ruinener Weg würde dann ein Wohn- und Geschäftshaus gebaut: „Bevorzugt mit Café oder Konditorei und altengerechten Wohnungen darüber. Wir sind in ersten Entwurfsplanungen.“ Ob es einen Investor gibt? „Es gibt Interessenten.“ Die Lücke zwischen Marktplatz und Herrenwiese würde somit geschlossen, ohne Entscheidungen über das Baudenkmal an der Dammstraße abzuwarten. „Es gibt großes Interesse, das Denkmal wegzubekommen“, betont der Bürgermeister. Sowohl Interesse der Stadt als auch des neuen Eigentümers: des Nachbarn, der die Erweiterung seiner Zahnarztpraxis plant.

Da sind Stolpersteine: Das Dahlbruch-Projekt braucht mehr Geld

Kultureller Marktplatz: Das größte Projekt ist der Kulturelle Marktplatz Dahlbruch. Er wird realisiert, auch wenn nicht feststeht, was das Vorhaben am Ende kosten wird. „Das ist abhängig von den Ausschreibungen der weiteren Gewerke.“ Kyrillos Kaioglidis hofft, dass für die zu erwartenden Mehrkosten ein weiteres Mal Fördergelder nachgelegt werden. „Ich will mit dem Ministerium ins Gespräch kommen.“ In den 12,5 Millionen Euro Gesamtkosten, von denen zuletzt gesprochen wurde, ist die Gestaltung des Außengeländes noch nicht berücksichtigt. Eine Planung gibt es noch nicht. „Ohne Förderung wird die Realisierung schwierig.“ Dass die Lenne Therme die Erweiterung des Hallenbades um Fitnessstudio und Sauna abgesagt haben, schafft Raum für die Ideen der jungen Platz-Nutzer. Sollte der Anbau doch wieder Thema werden, „wird sich auch dafür ein Platz finden“, sagt der Bürgermeister. „Finanzieren muss das der private Betreiber. Wir als Stadt werden das nicht bauen.“

Da hakt’s: Vom Gerberpark bis zum Hammerwerk

Gerberpark: Zu den Baustellen, die nicht so recht in Gang kommen, gehört der Gerberpark. 55.000 Euro stehen für eine Machbarkeitsstudie zur Neuausrichtung des Einkaufszentrums zur Verfügung. Die Kontaktpflege mit dem Eigentümer, einer Immobiliengesellschaft aus Monheim, gestaltet sich „äußerst schwierig“. Die Zusammenarbeit sei aber Bedingung: „Wir wollen keine Machbarkeitsstudie, die in der Schublade liegt.“ Dass auch Interessenbekundungen möglicher Mieter für die vielen Leerstände nicht bearbeitet werden, stimmt den Bürgermeister nachdenklich. „Die Anfragen werden nicht aufgenommen.“

Rathaus-Veränderungen

Die Neuorganisation der Stadtverwaltung ist weitgehend abgeschlossen. Nachdem Stadtarchivarin Verena Hof-Freudenberg Fördermanagerin geworden ist, soll Museumsleiterin Jutta Behren-Sarkodieh das Stadtarchiv verstärken, kündigt Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis an.

Das Klimaschutzmanagement „muss auf mehrere Schultern verteilt werden“, sagt der Bürgermeister, nachdem der Rat die Schaffung einer neuen Stelle abgelehnt hat. Das müsse aber nicht das letzte Wort sein, sagt Kyrillos Kaioglidis mit Blick auf die Klimaschutzpolitik der künftigen Bundesregierung und die anstehenden Landtagswahlen: „Ich kann mir vorstellen, dass da noch was passiert.“

Noch nicht gefunden wurde ein Nachfolger für Tiefbau-Chef Michael Schwenke, der Fachbereichsleiter in Kirchhundem geworden ist. Weil es keine geeignete Bewerbung gab, wurde die Stelle ein weiteres Mal ausgeschrieben.

Herrenwiese: Ebenfalls nicht in Sicht ist die Erweiterung des neuen Einkaufszentrums in der Herrenwiese. Nach der Eröffnung von Rewe und Rossmann im Herbst 2019 hatte der Investor einen zweiten Bauabschnitt mit zwei Fachmärkten auf dem Gelände des benachbarten ehemaligen Getränkemarkts angekündigt. Inzwischen herrscht Funkstille: „Das Interesse des Eigentümers scheint nicht so groß zu sein“, sagt Kyrillos Kaioglidis.

Hammerwerk: Auf dem Wunschzettel des Bürgermeisters steht die Neu-Nutzung des Hammerwerk-Geländes in Allenbach als Gewerbegebiet. Nach wie vor ist der Eigentümer, die Metalcam in Breno/Italien, zur Sanierung der Altlast verpflichtet. „Wir warten auf den Sanierungsplan“ – denn dann wären Zahlen auf dem Tisch, um über den Kauf durch die Stadt und die anschließende Sanierung mit Landesmitteln nachzudenken. „Wir werden mit dem Kreis ins Gespräch kommen, was die nächsten Schritte sind.“ Denn von dort könnten mit Verfügungen Maßnahmen erzwungen werden, wenn die Altlast zum Beispiel eine Gefährdung für das Grundwasser oder den Ferndorfbach würde.

+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++