Netphen. Nach 14 Tagen war das Brettspiel „Savannah Park“ ausverkauft. Gut, dass Tobias Müller aus Netphen eine „Savannah Park“-App entwickelte. So geht’s.

Gerade in Corona-Zeiten haben Brettspiele noch einmal einen Boom erfahren. „Es gab ein deutliches Umsatzplus“, berichtet der Netphener Tobias Müller. „Nach 14 Tagen war das Spiel ‘Savannah Park’ ausverkauft“. Das Brettspiel wurde vom vielfach ausgezeichneten Spieldesign-Duo Wolfgang Kramer und Michael Kiesling entwickelt. Tobias Müller hat passend zum physikalischen Brettspiel eine „Savannah Park“-App entworfen.

Netphen: Der Markt für digitale Spiele und Spiele-Apps wächst

„Die Nachproduktion des Brettspiels läuft. Bis Mitte des Jahres wird es wieder in den Läden sein“, prognostiziert Tobias Müller. Die App ist dauerhaft verfügbar, hier kommen auch keine Lieferengpässe in die Quere. Um die App zu produzieren, arbeitete der 51-Jährige mit dem Spieleverlag „Deep Print Games“ zusammen, der „Savannah Park“ als Brettspiel verlegt, den Vertrieb übernimmt „Pegasus Spiele“.

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Überwiegend werden die Apps zu den Brettspielen nach dem Erscheinen der physikalischen Variante veröffentlicht. Das lief bei „Savannah Park“ diesmal anders, nämlich zeitgleich. Tobias Müller war diesmal direkt von Anfang an dabei, der Verlag kam auf ihn zu. Er entwickelt schon seit bald 27 Jahren digitale Spiele – seine Expertise hat sich mittlerweile in der Branche herumgesprochen.

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Normalerweise läuft es trotzdem anders, erzählt er. Der Beienbacher wartet ab, bis die Nominierten für das „Spiel des Jahres“ veröffentlicht werden. Dann schreibt er in der Regel drei der Nominierten an, ob sie sich auch eine digitale Umsetzung ihres Brettspiels vorstellen können. Am besten läuft es natürlich, wenn das Brettspiel „Spiel des Jahres“ wird, wozu er auch eine App entwickelt hat. So kann er mit vom Erfolg profitieren.

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Meistens geht er finanziell in Vorleistung: „Ich mache die Entwicklung oft auf eigenes Risiko“, so Tobias Müller. Da er über das Jahr gesehen viele Spieleproduktionen schaffe, würde das Risiko verteilt. Wenn ein Titel interessant ist, wird vorher ein Vertrag abgeschlossen. Manche Spieleverlage hätten gegenüber digitalen Produkten Vorbehalte, aber auch das wären immer weniger. „In den letzten fünf Jahren hat sich der Markt stark entwickelt“, sagt Tobias Müller. „Oft ist es so, dass die Kunden erst die App und dann das Brettspiel entdecken oder umgekehrt.“

„Savannah Park“ als App: Eine Spielrunde geht deutlich schneller als beim Brettspiel

„Savannah Park“ können in der App ein bis zwei Spieler spielen. Sie eignet sich für Spielerinnen und Spieler ab acht Jahren, sagt Tobias Müller. Sie wetteifern in der App darum, wer den eigenen Park in Afrika am erfolgreichsten zu optimieren weiß. Dazu müssen sie den Tieren helfen, sich mit Artgenossen in möglichst großen Herden zu versammeln, indem sie mittels Verschieben von kleinen Sechsecken neu platziert werden.

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Auch der Zugang zu den Wasserstellen ist essenziell, um den Wert der Herden zu vervielfachen. Außerdem müssen die Spieler sicherstellen, dass den Tieren Buschbrände nicht gefährlich werden. Hilfreich sind auch die schattenspendenden Bäume und die saftigen Gräser: Je mehr ein Park am Spielende davon besitzt, desto besser. Wenn alle Tiere einen neuen Platz gefunden haben, endet das Spiel. Es gewinnt, wer die meisten Punkte sammeln konnte. Vorteil der App: Ein Spiel geht deutlich schneller als in der nicht-digitalen Variante. Auch als „Trainingslager“ für den nächsten Spieleabend mit der Brettspiel-Version ist es gut geeignet.

Netphen: „Outline Development“ macht die passende App zum Brettspiele

Ein halbes Jahr nach App-Erscheinen arbeitet Tobias Müller in seine Werke meist Erweiterungen oder Verbesserungen ein. Manchmal müssen durch neue digitale Endgeräte zum Beispiel Anpassungen bei der Bildschirmansicht vorgenommen werden. Manche Kunden würden „Savannah Park“ mehrmals am Tag spielen, andere hätten es sich anders vorgestellt und würden es nach kurzer Zeit wieder lassen, sagt Müller. Das Spielverhalten der Kunden ist eben unterschiedlich. Alle 14 Tage schaut Tobias Müller in die Bewertungen seiner Spieleapps in den App-Stores. Eine durchschnittliche Bewertung von 3,5 Sternen wirke sich nachteilig auf den Verkauf aus. Auch hier steht Kundenzufriedenheit über allem.

Eins der kleinsten Entwicklerstudios

Das unabhängige Entwicklerstudio „Outline Development“ wurde 1995 gegründet und entwickelt jährlich zwei bis vier Spiele für unterschiedliche Plattformen. Die Titel werden physikalisch über Distributionspartner (Fachhandel und Nebenmärkte), sowie auch direkt in den App Stores vertrieben. Mit zwei festen und zwei freien Mitarbeitern gehört Outline Development laut eigenen Angaben zu den kleinsten Entwicklerstudios in Deutschland.

Der Schwerpunkt des Netphener Unternehmens liegt auf „Entertainment für Familien“. Zu den bekanntesten Produktionen gehören laut eigenen Angaben neben „Frag doch mal… die Maus!“ zur Samstagabend-Show mit Dr. Eckart von Hirschhausen, „Urmel – Das Partyspiel!“ und „Peter Lustigs Verkehrsschule“, auch eine Reihe digitaler Umsetzungen bekannter Brett- und Kartenspiele.

Mehr Infos über Tobias Müllers Spielentwicklerfirma gibt es im Internet unter www.outline-development.de.

Tobias Müller hat die Spielentwicklung mit seiner Firma „Outline Development“ zum Hauptberuf gemacht, seine Mutter übernimmt die Organisation und Buchhaltung, hinzu kommen ein oder zwei freiberufliche Grafiker. „Am liebsten der, der das Brettspiel illustriert hat“, sagt der gelernte Wirtschaftsingenieur. In seiner eigenen Familie oder mit Freunden werden die digitalen Spiele dann vor Erscheinen getestet.

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Auch Brettspiele werden hier ausprobiert: „Meistens bin ich nicht so ganz dabei. Ich denke darüber nach, ob das was sein könnte“, erzählt Tobias Müller und lacht. Sein momentaner Brettspielfavorit: „Die Quacksalber von Quedlinburg“. Auch wenn sein Spezialgebiet die digitale Entwicklung ist: „Selbst mal ein Brettspiel zu entwickeln, wäre schon ein Wunsch von mir.“ Den Vertrag für die App könnte er dann auch ganz einfach mit sich selbst schließen.

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„Savannah Park“ als App gibt’s für 3,99 Euro im App Store und im Google Play Store.

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