Freudenberg. Das Bauvorhaben „Wohnen und Pflege am Wald“ in Freudenberg startet mit dem Spatenstich: 80 Pflegeplätze werden vom Friedenshort geschaffen.

Die meisten Menschen wollen bis ins hohe Alter in ihrem gewohnten Umfeld leben. Das ist aber nicht immer möglich – vielerorts fehlen Pflegeplätze. Um dem Mangel in Freudenberg entgegenzuwirken, errichtet die „Stiftung Diakonissenhaus Friedenshort“ ein neues Pflegeheim. Seit Ende Dezember liegt die ersehnte Baugenehmigung vor, das Projekt „Wohnen und Pflege am Wald“ wird nun realisiert, so Götz-Tilman Hadem, Kaufmännischer Leiter im Friedenshortvorstand beim symbolischen ersten Spatenstich.

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„Wir wollen in Freudenberg einen sicheren Hafen für ältere Menschen errichten“, sagt Friedenshort-Vorstandsmitglied Ute Riegas-Chaikowski. „Wir haben uns beraten, informiert und Möglichkeiten geprüft, unter Berücksichtigung der Auflagen“, erklärt Sr. Christina Killies, Oberin der Diakonissen-Schwesternschaft.

Freudenberg: Neue Einrichtung „Wohnen und Pflege am Wald“ schließt Lücke

Im August 2019 ermittelte die Pflegebedarfsplanung des Kreises ein Delta von 80 Plätzen für Freudenberg, erinnert André Jung, stellvertretender Landrat. Der Friedenshort bewarb sich erfolgreich im Interessenbekundungsverfahren. Die Verantwortlichen hätten „echte Macherqualitäten“ bewiesen, sagt Jung. Bürgermeisterin Nicole Reschke bestätigt: Angesichts der deutlichen Unterversorgung sei die Stadt von Anfang an begeistert gewesen: „Mit dem Neubau hat der Friedenshort einen Nerv bei mir getroffen“, sagt sie.

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Das Projekt sei eine große Bereicherung für die Stadt. Von der Kita bis zur Versorgung älterer Menschen decke der Friedenshort alles an einem Standort ab. Diese Zustimmung habe zur Umsetzung ermutigt, sagt Götz-Tilman Hadem. Es gebe eine Vielzahl von Anfragen von Menschen, die gerne dort einziehen möchten.

Der symbolische Spatenstich für die Einrichtung „Wohnen und Pflege am Wald“ in Freudenberg. Insgesamt sollen hier 80 Pflegeplätze entstehen.
Der symbolische Spatenstich für die Einrichtung „Wohnen und Pflege am Wald“ in Freudenberg. Insgesamt sollen hier 80 Pflegeplätze entstehen. © Verena Schlüter

Neues Pflegeheim in Freudenberg: Wohngemeinschaften mit ausreichend Privatsphäre

Der Planung zugrunde liegen Wohngemeinschaften, die Privatsphäre und Leben in Gemeinschaft ermöglichen. Das neue Pflegeheim soll den Gesamtkomplex mit Klinikum, Kita und Schwesternhaus ergänzen und verbinden; Bewohnern stehen alle Angebote offen, sie können auch alle städtischen Freizeitangebote nutzen – dank der Lage nah am Stadtzentrum und direkt neben dem Krankenhaus. Bürgermeisterin Reschke begrüßt das: Hier werde für die ganze Stadt mitgedacht. Auch André Jung findet, dass Einrichtungen diesen Typs weiterem Mangel vorbeugen.

Eckdaten

Der Bauantrag wurde 2020 eingereicht, das Gebäude soll voraussichtlich in zwei Jahren fertig sein.

Die Kommunalpolitik begrüßt das Vorhaben mit breiter Mehrheit: Vorgänge wie die Baugenehmigung wurden für so ein Projekt sehr schnell umgesetzt.

Knapp 11 Millionen Euro hat der Friedenshort veranschlagt. Voraussichtlich 70 bis 90 zusätzliche Beschäftigte werden eingestellt.

Aktuell verfügt der Friedenshort über zehn Plätze im Senioren-Service-Wohnen mit kleinen Wohnungen für Ehepaare mit Pflegebedarf sowie 15 Plätze für die Diakonissen.

„Wohnen und Pflege am Wald“ richtet sich nicht nur an Senioren, sondern auch an „junge Pflege“ für Menschen unter 65, die etwa durch eine schwere Erkrankung pflegebedürftig geworden sind. „Wir haben den Ruf, dass der Friedenshort ein kleiner, einladender und gemütlicher Ort zum Wohlfühlen ist“, sagt Oberin Sr. Killies. Die 80 Pflegeplätze verteilen sich auf 10er-WGs: für Kurzzeitpflege, für junge Pflege, zwei für Demenzerkrankte und vier für die stationäre Altenhilfe. Ergänzt wird der Neubau um einen Sinnesgarten, der den Bestand mit der neuen Einrichtung verbindet.

Freudenberg: Pflegeheim „Wohnen und Pflege am Wald“ soll ein echtes Zuhause sein

Im Alltag gehe es auch darum, autonome und vielseitige Freizeitbeschäftigungen zu schaffen, erklärt Ute Riegas-Chaikowski. Hilfe werde lediglich dort angeboten, wo sie benötigt werde. „Wir möchten, dass ein Haus entsteht, in dem bis zum letzten Atemzug gelebt wird, umgeben von Wertschätzung und Respekt.“ Die Einrichtung soll für die Bewohner zu einem Zuhause werden: „Für ihren letzten Lebensabschnitt wollen wir alles tun, damit sich die älteren Gäste in der neuen Einrichtung geborgen fühlen und einen schönen Alltag erfahren“, erklärt Sr. Christina Killies.

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Das stelle das Personal vor andere Anforderungen als in „klassischen“ Pflegeeinrichtungen: Wenn die Bewohner in Hausgemeinschaften leben, finde die Pflege in deren privatem Bereich statt. Auch Angehörige seien Teil der stationären Hausgemeinschaften und werden als Teil der „Wohngruppen-Großfamilie“ in den Alltag eingebunden.

Neues Pflegeheim in Freudenberg ausschließlich mit Einzelzimmern

Das Haus besteht aus drei tortenstückförmigen Trakten auf 5000 Quadratmetern Fläche. Die Flachdächer werden begrünt, ebenso die Innenhöfe und natürlich die Gemeinschaftsgärten, erläutert Architekt Philipp Halbach.

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Das Gebäude orientiert sich am pflegerischen Konzept: Der Bereich für Demenzkranke etwa befindet sich im Erdgeschoss, da diese Menschen häufig erhöhten Bewegungsdrang haben. Der zugehörige Garten ist so gestaltet, dass „sie nicht verloren gehen“, sagt Halbach. Alle Zimmer sind barrierefrei, 40 Prozent vollkommen rollstuhlgerecht. Es gibt ausschließlich Einzelzimmer, einige können über Türen zu „Ehepartnerzimmern“ zusammengefasst werden. Sie gruppieren sich um einen gemeinschaftlichen Bereich mit Terrasse oder Balkon, verfügen über Gemeinschaftsräume und geteilte Küchen. So soll neben Gemeinschaft eben auch Privatsphäre ermöglicht werden.

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Eine Tagespflege mit 25 Plätzen will der Friedenshort auf dem Gelände des ehemaligen Sportplatzes gegenüber des Bethesda-Krankenhauses einrichten, wenn das Pflegeheim fertiggestellt ist. Auch eine Kita und ein Café sind geplant.

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