Siegen. Impfzentrum geschlossen, nun gibt es eine feste offene Impfsprechstunde in Siegen. Nachfrage beim ersten Termin: riesig. Manche warteten Stunden.
Bis zur Siegerlandhalle reichte zeitweise die Warteschlange vom Corona-Diagnose-Zentrum des Kreises Siegen-Wittgenstein an der Ziegelwerkstraße, nahe der Kirche St. Peter und Paul: Die Resonanz auf die erste Offene Impfsprechstunde des Kreises am Freitag, 12. November, war gewaltig. Am Freitag haben 370 und am Samstag 380 Personen die Möglichkeit wahrgenommen, sich in der Impfstelle des Kreises gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Der Großteil von ihnen hat eine Boosterimpfung erhalten, teilt die Kreisverwaltung mit. Bis zu zwei Stunden warteten manche, um eine Coronaschutzimpfung zu bekommen. Aber die Verantwortlichen waren ebenso gut vorbereitet wie die Impflinge gelassen und gut gelaunt.
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Christine Domnick, die das Impfzentrum in Eiserfeld bis zur Schließung organisatorisch geleitet hat und nun die mobilen Impfteams wie auch die Impfsprechstunden koordiniert, ist „ein bisschen stolz“: Denn es hat alles reibungslos geklappt, viel besser als befürchtet. Mit dem enormen Andrang haben sie und ihre Leute gerechnet, „die Telefonleitungen sind uns in den letzten Tagen fast um die Ohren geflogen“, sagt sie.
Die Siegener „Impfzentrum-Familie“ funktioniert noch hervorragend
Und stolz sind sie auch, weil die „Impfzentrum-Familie“ wieder zusammengefunden hat und die Maschinerie noch genauso gut funktioniert wie in Eiserfeld. Morgens nutzt das Gesundheitsamt die Räume für Abstriche an Kontaktpersonen Infizierter, nachmittags zieht das Impfzentrum ein. Wie in Eiserfeld stellt die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) Medizinerinnen und Mediziner, die Kreisverwaltung übernimmt Anmeldung und Patientenbetreuung und holte die pharmazeutisch-technische Leitung wieder mit ins Boot, der DRK-Kreisverband stellt, wie bei den mobilen Impfteams, die medizinischen Fachangestellten. „Das war alles mit sehr heißer Nadel gestrickt, aber es hat gut geklappt“, sagt Domnick: „Wie ein Familientreffen.“ Bevor es losging, habe es mehrfach geheißen: „Schön, dass wir uns wiedersehen.“ Eine Gemeinschaftsleistung.
Dieses etwas andere, neue Impfzentrum, das auf dem Papier keines ist, erinnert auch räumlich an den früheren Baumarkt in Eiserfeld – an der Ziegelwerkstraße ist es ein ehemaliges Autohaus, aber auch hier gibt es eine Eingangsschleuse, Anmeldung und Aufklärung, Wartebereich, vier Impfstraßen und einen Wartebereich für danach. Das Prozedere funktioniert auch hier reibungslos; dass die Menschen – darunter viele Kinder – so lange tapfer in der Kälte ausharrten, dabei ruhig und entspannt, geduldig und diszipliniert blieben, freut das Team. Eine Frau erzählt, dass sie seit 90 Minuten anstehe, „ein Glühwein- und Bratwurststand hätte hier richtig Geld verdienen können“, sagt sie lachend.
Nur niedergelassene Ärzte schaffen hohe Impfnachfrage Siegen-Wittgenstein nicht
Vor allem Boosterimpfungen werden bei der offenen Impfsprechstunde verabreicht, auch zahlreiche Erstimpfungen. Für Christine Domnick keine Überraschung: Viele, die die Spritze bisher gescheut hätten, seien bisher noch nicht überzeugt davon gewesen, dass die Impfung das Richtige sei, zudem hätten viele gerne vom eigenen Hausarzt geimpft werden wollen – das aber, und das haben Kreise und Ärzteschaft auch schon prognostiziert, als die Schließung der Impfzentren anstand, klappte nicht im gewünschten Umfang.
Viele niedergelassene Ärzte seien mit der großen Nachfrage nach Impfungen überlastet. Natürlich gebe es die Praxen, die sehr engagiert und ausgiebig impfen, andere bekämen es aber nicht in diesem Umfang hin. „Umso wichtiger sind Angebote wie dieses“, sagt Domnick. Der organisatorische und finanzielle Aufwand indes wäre deutlich geringer gewesen, hätte das Land die Impfzentren nicht geschlossen und sie zumindest in verringertem Umfang weiterbetrieben
Aktuell ist der Impfstoff auch in Siegen-Wittgenstein knapp – Logistikprobleme
Dass die Impfkampagne ins Stocken geraten sei, kann man für Siegen-Wittgenstein wahrlich nicht behaupten. Dennoch gibt es aktuell nicht genug Impfstoff: Nicht wegen Produktionskapazitäten – die Lieferketten, die Logistik, reichen nicht für die derzeit hohe Nachfrage. Bis die Impfdosen, bestellt vom Bund, über die Zentralapotheken beim Kreis Siegen-Wittgenstein landen, dauert es. Zu Impfzentren-Zeiten brauchten Vakzinbestellungen drei Tage Vorlauf, aktuell sind es zwei Wochen, bald wohl nur noch eine Woche. „Flexibel ist anders“, sagt Christine Domnick, „das trifft so auch die Arztpraxen“.
Dem Kreis Siegen-Wittgenstein bleibt nichts anderes übrig, als sich so gut es geht zu bevorraten: Pro Öffnungstag wird mit 500 Impfdosen kalkuliert, mehr gab es auf die Schnelle aktuell nicht. Nach dem ersten Aufschlag am Wochenende wird die offene Impfsprechstunde ab Dienstag, 23. November, regelmäßig angeboten, ohne eigens Termine auszuweisen: dienstags bis freitags ist von 14 bis 18 Uhr geöffnet, samstags von 8 bis 14 Uhr. Auch für Wittgenstein ist dann eine offene Impfsprechstunde geplant.
Fester Anlaufpunkt mit festen Öffnungszeiten gibt Siegen-Wittgensteinern Sicherheit
Seit der Schließung des Impfzentrums Eiserfeld Ende September waren im Auftrag des Kreises die mobilen Teams mit den „Impfbussen“ in Siegen-Wittgenstein unterwegs – auch hier mit hoher Auslastung; etwa 100 Impflinge pro Termin. Und das Angebot läuft auch weiter; es kann quasi gebucht werden, beispielsweise von Schulen. Dass es jetzt wieder einen regelmäßigen Betrieb mit festen Öffnungszeiten an einem zentralen Ort gibt, gebe der Bevölkerung Sicherheit, findet Christine Domnick, gerade weil die Diskussion um die 2G-Regel intensiver wird.
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Die Impfhotline für alle Anliegen rund ums Thema ist montags bis freitags zu den Dienstzeiten der Kreisverwaltung unter 0271/333-2171 und -2172 erreichbar, sowie das Impfteam per Mail an impfzentrum@siegen-wittgenstein.de.