Hilchenbach. Nach dem Fehlschlag von 2015: Hilchenbach will nun zusammen mit Kirchhundem und Lennestadt an die Fördertöpfe der EU gelangen.

Als „Quartett mit Weitblick“ haben Hilchenbach, Kreuztal, Netphen und Kirchhundem 2015 eine Bruchlandung erlitten: Ihre Bewerbung als Leader-Region wurde nicht angenommen. Die Mittel aus dem europäischen Landwirtschaftsfonds, die für die Entwicklung des ländlichen Raums bestimmt sind, flossen am nördlichen Siegerland vorbei. Den Zuschlag bekamen Wittgenstein und das „Dreiländereck“ im südlichen Siegerland, insgesamt 28 Regionen in NRW, darunter die gesamte Umgebung des „Quartetts“.

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Leader: Das sind die Partner

Die Scharte will Hilchenbach mit einer neuen Bewerbung auswetzen – allerdings in anderer Gesellschaft: Kirchhundem und Lennestadt sollen die Partner werden. „Wir haben parallele Gespräche geführt“, berichtete Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis im Infrastrukturausschuss. Kreuztal, Netphen und Freudenberg hätten kein Interesse gezeigt. Der Austausch mit den Nachbarn im Kreis Olpe sei „sehr zielführend" gewesen. „Wir haben sehr starke Gemeinsamkeiten“, sagte Verena Hof-Freudenberg, die neben ihrer Aufgabe als Stadtarchivarin nun auch für die Fördermittelakquise der Stadt zuständig ist: Alle drei Kommunen sind Luftkurorte, alle haben den Klimaschutz als zentrales Thema.

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Damit kann die Stadt rechnen

2,3 Millionen Euro Fördermittel würden in den Jahren 2023 bis 2027 in die Region fließen, außerdem jährlich 190.000 Euro für kleinere Projekte und ein Zuschlag bei der Förderung des Wirtschaftswegebaus. Ihren eigenen Anteil beziffert die Stadt auf 12.000 Euro im Jahr, zuzüglich 12.000 Euro für die Bewerbungsunterlage in Form einer „Regionalen Entwicklungsstrategie". Auch daran werden die Menschen in Hilchenbach in den nächsten Monaten in Form von Befragungen und Workshops beteiligt – wie schon beim Dorfentwicklungskonzept, das für den Kulturellen Marktplatz gebraucht wurde, und bei IKEK, dem Integrierten Handlungskonzept, über das die Stadt jährlich Fördermittel zur Dorferneuerung beim Land beantragt. Bereits im März muss die Bewerbung stehen. Sollte die Region den Zuschlag bekommen, wird eine lokale Arbeitsgruppe die Regie übernehmen: Dieser Verein, in dem die „Zivilgesellschaft“, also alles, was nicht Politik und Verwaltung ist, die 51-Prozent-Mehrheit hält, bestimmt über die Verteilung der Mittel und bekommt dafür auch Personal: 1,5 Stellen für ein Regionalmanagement.

„Das ist eine Chance, Projekte zu fördern, die wir sonst nicht bewältigen können“, sagte Verena Hof-Freudenberg und nennt Beispiele anderer Leader-Regionen, die zum Beispiel Lehr- und Lernpfade oder auch einen Lasträderverleih finanzieren konnten. Als Schwerpunkt der Förderung in der neuen Leader-Periode werden Projekte zur Energiewende erwartet. „Wichtig ist, viele Bürger zu bewegen, sich zu beteiligen“, sagte Verena Hof-Freudenberg, „,mit der Bewerbung legen wir den Weg fest, wohin wir in den nächsten fünf Jahren gehen wollen.“

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IKEK: So geht es weiter

Auch das Integrierte Handlungskonzept IKEK könne als Leitbild für die Stadt verstanden werden, sagte Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis. Vier Projekte meldet die Stadt für das nächste Jahr zur Förderung an, nachdem sie 2021 den Zuschlag für den den Steg mit Sprungschaukel im Freibad Müsen, den Dorfplatz Vormwald und den Hilchenbacher Marktplatz bekommen hat. Kaioglidis: „Diese Erfolgsgeschichte wollen wir fortsetzen.“

Spielplatz Doktors Wäldchen: 271.000 Euro wird die Erneuerung kosten, der Anteil der Stadt wird 40.000 Euro betragen. Angelegt werden sollen getrennte Bereiche für kleine und größere Kinder. „Es wird Zeit, dass da was getan wird“, sagte Martina Hamann, Leiterin des Fachdienstes Wirtschaftsförderung.

Spielplatzpfad: Ein Spazierweg verbindet Ritterspielplatz in der Herrenwiese, Marktplatz, Gerichtswiese, den Pfad hinter der Klinik und den Minigolfplatz hinter dem Freibad. Dazu wird es Info-Elemente und Spiel- und Verweilstationen geben. Losten: 130.000 Euro, Stadt-Anteil 19.500 Euro.

Marktplatz: Der zweite von vier Bauabschnitten kommt an die Reihe, wenn der „grüne Norden“ mit dem Baum-Hain auf dem Plateau steht. Dazu gehören dann auch die Bushaltestelle und Überwege für Fußgänger. Kosten: 250.000 Euro, Stadt-Anteil 37.500 Euro.

Das Idyll trügt: Gepflegtes Fachwerk gibt es nur noch auf einer Seite der  Ferndorf in Allenbach. Im Raum steht der Vorschlag, dass die Stadt selbst sanierungsreife Gebäude aufkauft.
Das Idyll trügt: Gepflegtes Fachwerk gibt es nur noch auf einer Seite der Ferndorf in Allenbach. Im Raum steht der Vorschlag, dass die Stadt selbst sanierungsreife Gebäude aufkauft. © Steffen Schwab | Steffen Schwab

Dorfmitte Oechelhausen: Ortsvorsteher Matthias Schmidt warb selbst dafür, in den vor 40 Jahren angelegten Platz zu investieren: „der einzige öffentliche Platz in Oechelhausen“. Zur Bushaltestelle sollen sich Spiel- und Sitzgelegenheiten gesellen, außerdem ein Unterstand. Oechelhausen mit seinen 80 Einwohnern sei der einzige Stadtteil, der in den letzten 20 Jahren an Bevölkerung dazugewonnen habe: 16 Prozent, „von Landflucht kann keine Rede sein“, Kosten: 100.000 Euro, Stadt-Anteil 15.000 Euro.

Das können Privatleute tun

Über die Prioritäten wird der Rat in seiner nächsten Sitzung entscheiden – dabei zeichnet sich ab, dass der Spielplatzpfad hintan gestellt wird, zugunsten des Marktplatzes und der Vorhaben in den Stadtteilen. Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis machte auf die Möglichkeiten aufmerksam, die IKEK auch Privaten bietet: 35 Prozent Zuschuss für die Sanierung ortsbildprägender Gebäude.

Sanierungsbedarf sieht Peter Gebhardt (FDP) im alten Allenbach – allerdings auch für die Stadt: Dort verkommen Häuser auf der Hammerwerk-Seite der Ferndorf. „Es ist dringend notwendig, dass die Stadt sich kümmert.“ Verfallende Häuser wechselten zu niedrigen Preisen die Eigentümer, die selbst nicht mehr die Mittel hätten, in die Gebäude zu investieren. Die Stadt könne – zum Beispiel direkt bei einer gerade laufenden Zwangsversteigerung – Häuser erwerben und gegen Sanierunsgebot weiterverkaufen. Ausschussvorsitzender Michael Stötzel (SPD) winkte ab: „Da muss auch Privatinitiative kommen.“ Ulrich Bensberg (UWG) regte einen Ortstermin des Ausschusses an: „Wir können so sichtbar Interesse zeigen.“

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