Weidenau. Benteler Automobiltechnik in Siegen soll definitiv geschlossen werden. Die Belegschaft fordert faire Abfindungen – mit prominenter Unterstützung.
Ein Erhalt des Benteler-Automobiltechnik-Werks gilt mittlerweile als ausgeschlossen. Das sagte Dirk Euteneuer, stellvertretender Vorsitzender des lokalen Betriebsrats, am Dienstag am Rande einer Kundgebung vor dem Firmengebäude an der Industriestraße. Die Geschäftsführung habe klar gemacht, dass die Schließung des Standorts beschlossen sei. „Unwiderruflich“, sagt Dirk Euteneuer. „Knallhart ohne irgendwelche Kompromisse.“ Nun geht es aber noch um das Wie.
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Und bei dieser Frage gibt es laut Betriebsrat und Gewerkschaft noch äußerst unterschiedliche Ansätze. Veranstalterin der Kundgebung, an der auch André Stinka, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion im NRW-Landtag, teilnahm, war die IG Metall Siegen. Verhandlungen mit der Gewerkschaft lehnt die Konzerngeschäftsführung laut Arbeitnehmervertretern ab. Dem Betriebsrat sei allerdings Mitte Oktober ein Angebot für einen Sozialplan beziehungsweise Interessenausgleich für die rund 270 Beschäftigten vorgelegt worden, wie Dirk Euteneuer erläutert. Dies sei aber „ein Schlag ins Gesicht gewesen“. Das Budget habe nicht den Vorstellungen der Arbeitnehmervertreter entsprochen – immerhin gehe es um Kolleginnen und Kollegen, die teilweise 30 Jahre im Unternehmen tätig seien und die in den vergangenen Jahren bereits einige Einschränkungen akzeptiert hätten, um ihre Beiträge für den Erhalt des Werkes beizusteuern: Etwa Verschiebung von Lohn- und Tarifzusatzleistungen, Stundenkonten, Verzicht auf Sozialleistungen und nicht zuletzt rund anderthalb Jahre Kurzarbeit.
Benteler Siegen: Betriebsrat und IG Metall kritisieren Budget für Sozialplan
Zu Summen äußert sich der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende nicht. Gewerkschaftssekretär Peter Richter von der IGM spricht auf der Bühne von etwas mehr als sechs Millionen Euro insgesamt, was für die Beschäftigten im Schnitt rund 23.000 Euro Abfindung pro Person bedeuten würde. Der Betriebsrat habe das Angebot zur Kenntnis genommen, sich aber zunächst nicht weiter dazu geäußert, sagt Dirk Euteneuer. Seitens der Geschäftsführung, so ist bei der Kundgebung zu hören, sei dies als mangelnde Verhandlungsbereitschaft kritisiert worden. „Natürlich möchten wird verhandeln. Wir sind nicht negativ“, betont Dirk Euteneuer. „Wir wollen es einfach nur fair für unsere Kollegen haben.“
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Die nächsten Gespräche sind für den 10. November geplant. Der Betriebsrat geht davon aus, dass die Geschäftsführung noch innerhalb des Novembers eine Einigung anstrebe. Die Arbeitgeberseite, so schildert es Dirk Euteneuer, versuche nun, Druck aufzubauen. „Uns als Betriebsrat wird gesagt: Je länger Ihr wartet, um so niedriger wird das Budget.“ Benteler argumentiere mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Betriebsrat und Gewerkschaft argumentieren mit Lebensleistung und langjähriger Einsatzbereitschaft der Belegschaft. Wenn das Unternehmen keine Möglichkeit sähe, die Arbeitsplätze zu erhalten, „dann müssen sie dafür bluten und Abfindungen bezahlen“, sagt Peter Richter. Das bisherige Angebot sei „einfach nur inakzeptabel gewesen“.
Schließung von Benteler Siegen: SPD-Landtagsfraktion sagt Unterstützung zu
„Auch wir werden nicht lockerlassen, bevor wir ein besseres Angebot von Benteler haben“, sagt NRW-Fraktions-Vize André Stinka. Die Belegschaft habe durch ihre Zugeständnisse „viel Geld geopfert in den letzten Jahren – und die Firma tritt Euer Engagement mit Füßen.“ Eine Perspektive für den Automobiltechnik-Betrieb und seine Beschäftigten müsse angesichts der Notwendigkeit zur Mobilitätswende – Stichwort „E-Mobilität“ – „im Siegerland eigentlich möglich sein. Mitte September war bereits Thomas Kutschaty, Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktionsfraktion, zu Gast bei einer Benteler-Betriebsversammlung in der Bismarckhalle. „Die SPD-Landtags-Fraktion steht hinter Euch“, sagte André Stinka. „Und wir werden wiederkommen.“
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