Netphen/Hilchenbach. Die 125 Beschäftigten wurden am Mittwoch in einer Veranstaltung informiert. Das Betriebsgelände in Netphen steht kurz vor dem Verkauf.
Amova zieht um. Im Dezember werden die 125 Beschäftigten die Obere Industriestraße in Netphen verlassen und ihre neuen Büros bei der SMS group in Dahlbruch beziehen. Mit dem äußerlichen Umzug verbunden ist auch ein Wechsel im Innenleben des Unternehmens: Bis 2025 wird die Amova in das Mutterunternehmen SMS group integriert. Das erfuhr die Belegschaft am Mittwochvormittag auf einer Informationsveranstaltung.
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Wer ist Amova?
Den Firmennamen Amova gibt es erst seit 2016. 1955 hatte die Dahlbrucher Siemag ihre Kran- und Bergbautechnik nach Netphen ausgelagert und die Tochterfirma „Siemag Maschinen- und Stahlbau“ gegründet. Heinrich Weiss, heute Vorsitzender des Gesellschafterausschusses der SMS group, übernahm 1968 die Geschäftsführung in Netphen. In seiner Zeit als Geschäftsführer bis Ende 1970 wurde das Akkordlohnsystems im Februar 1969 abgeschafft und die gleitende Arbeitszeit im April 1970 eingeführt. Die längste Zeit, von 1973 bis 2002, war die Firma die „Siemag Transplan“ – dieser Name wird auch heute im Netphener Sprachgebrauch noch häufig verwendet. Die Bergbau- und Hüttentechnik wurde abgegeben, sie wird auf der Kalteiche von einer neu gegründeten Firma Siemag Tecberg weitergeführt. Die leichte Lagerlogistik, zum Beispiel für Handelsunternehmen, fand bei Stöcklin ein neues Dach – nur wenige hundert Meter weiter im Dreis-Tiefenbacher Telekom-Komplex.
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Amova ist heute spezialisiert auf Hochregallager und Transportsysteme für die Metallindustrie, die Logistik für Flug- und Seehäfen. Im Joint Venture „Boxbay“ mit Dubai Ports World und SMS group ist in Dubai ein Terminal für die Verladung von schwersten Seecontainern entwickelt worden. „Das ist ein Erfolg“, berichtet Amova-Finanz- und Vertriebschef Christoph Roth über den erfolgreichen Start zur rechten Zeit. Denn nach der Pandemie wächst die Nachfrage nach Lösungen für „smarten“, schnellen, Platz sparenden Gütertransport: „Alles, was mit Logistik zu tun hat, ist ein wachsender Markt.“ Das Interesse an der in Netphen entwickelten Seehafen-Logistik sei groß. „Wir rechnen 2022 mit dem ersten industriellen Auftrag.“
Wohin zieht Amova?
13 Monate haben Planung und Ausführung gedauert, um das Gebäude B auf dem Dahlbrucher SMS-Gelände zu modernisieren. 1962 ist das Haus mit den drei Zähnen gebaut worden, das zweitälteste Verwaltungsgebäude auf dem SMS-Gelände in Dahlbruch. Hier hatte auch für mehr als 20 Jahre die erste Werkskantine ihren Platz. Es stand zuletzt leer, Investitionen in den Brandschutz waren nötig. Stolz ist die SMS group auf den Nachhaltigkeitseffekt der Gebäude-Sanierung: Mit einem Bündel von Maßnahmen – von Dämmung und Dreifachverglasung bis zur LED-Beleuchtung – wurde der Energiebedarf für die Beleuchtung halbiert und für die Heizung um 25 Prozent verringert.
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In jeder Etage – vom Erdgeschoss bis zum vierten Obergeschoss – werden unter anderem Marktplätze eingerichtet, die für Besprechungen zur Verfügung stehen und mit Theken und Monitoren ausgerüstet werden. Das Design entspricht den Planungen für den „Arbeitsplatz der Zukunft“, den die SMS group gerade entwickelt. Höhenverstellbare Schreibtische gehören damit ebenso zum Standard wie Vorrichtungen zum Schallschutz. Genau 3513 Quadratmeter stehen den 125 Amova-Mitarbeitenden zur Verfügung: überwiegend Maschinenbau- und Elektroingenieure sowie Software-Entwickler. Hinzu kommt kaufmännisches Personal, unter anderem auch Fachleute für die komplexen Vertragswerke auf internationalem Parkett. Gebaut wird längst woanders. Auch in Netphen gibt es nur noch eine Vormontage, die künftig in einer Werkshalle auf dem Dahlbrucher SMS-Gelände erfolgt.
Wie kommen Amova und SMS zusammen?
Die beiden Unternehmen haben immer zusammengehört: Die Walzwerke, die in Dahlbruch hergestellt werden, produzieren Bleche auf Coils, die schließlich transportiert und gelagert werden müssen. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich Amova und SMS, wie man so sagt, breiter aufgestellt: SMS macht in Dahlbruch gerade auch mit dem Joint-Venture Unternehmen „Primobius“ Anlagen zum Batterien-Recycling marktreif, Amova ist längst nicht mehr nur für die Metallindustrie tätig. All das passiert künftig, ab 2025, unter demselben Namen. „Wir werden die Produktkompetenzen stärken einen klaren Fokus auf Produktmanagement und -innovationen legen“, sagt die SMS group.
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In einem ersten Schritt werden bereits Anfang 2022 neun Mitarbeiter der Amova aus den Bereichen Personal, IT, Rechnungswesen und Controlling mit neuen Arbeitsverträgen zur SMS wechseln. Ein Stellenabbau sei nicht vorgesehen, sagt das Unternehmen. „Mit dem Umzug von Amova setzt SMS die Bündelung der Gesellschaften an zwei großen deutschen Standorten fort. Auf diese Weise werden die Betriebskosten deutlich gesenkt und der Standort Hilchenbach langfristig gestärkt.“ Der andere Standort neben Hilchenbach ist Mönchengladbach. Dorthin werden auch die Abteilungen aus Düsseldorf übersiedeln – der bisherige Hauptsitz wird aufgegeben.
Was geschieht in Netphen?
Das Grundstück in Netphen mit seinen Gebäuden, in denen noch Ende der 1990er Jahre mehr als 400 Menschen gearbeitet haben, wird verkauft. Einen langen Leerstand werde es wohl dort nicht geben, schätzt die SMS group: „Wir sind mit einem Interessenten kurz vor Unterschrift des Notarvertrages.“ Ein bisschen Netphen können die Amova-Leute übrigens behalten: Sie dürfen die Ausstattung ihres Arbeitsplatzes für sich privat kaufen. Denn in Dahlbruch ist alles neu.
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