Netphen. Das Unternehmen der SMS group wird Ende dieses Jahres zur Konzernmutter nach Dahlbruch umziehen.

Die Amova bricht ihre Zelte in Netphen ab. Die rund 125 Beschäftigten werden im Herbst neue Arbeitsplätze in Dahlbruch beziehen. Dort, auf dem Gelände der Unternehmens-„Mutter“ SMS group, ist Platz: Ein leer stehender Bürotrakt wird gerade für die Erfordernisse des Logistik-Spezialisten umgebaut.

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Die Ingenieure von Amova, unterstützt von Kaufleuten und IT-Experten, konstruieren Hochregallager und Transportsysteme für die Metallindustrie, haben ein Standbein in der Frachtlogistik für Flughäfen und übertragen gerade ihre Hochregallagertechnik auf den Containerumschlag in Seehäfen – die erste Anlage geht gerade, am Rande der Weltausstellung, im Hafen von Dubai in Betrieb. Im Testbetrieb ist gerade die 10.000. Containerbewegung erfolgt. „Darauf sind wir sehr stolz“, sagt Amova-Geschäftsführer Bernd Klein.

Morgen: Neue Büros bei SMS in Dahlbruch

Der Umzug nach Dahlbruch bot sich an: „Dort sind unsere größten Kunden innerhalb der SMS group“, sagt Bernd Klein. In Dahlbruch konstruiert SMS unter anderem Flachwalzwerke. Und weil Stahl- und Aluminiumcoils zwischen den einzelnen Bearbeitungsstufen auch gelagert und transportiert werden müssen, bestellen die Walzwerkbetreiber die erforderliche Logistik gleich mit – da ist dann eben Amova gefragt. Durch die um genau zwölf Kilometer verkürzte Distanz wird die Zusammenarbeit einfacher – auch mit den Kollegen aus den Finanz-, Personal- und Rechtsabteilungen der SMS group.

Synergien eben – aber nicht nur das: Die neuen Arbeitsplätze werden veränderten Erfordernissen angepasst: „Weg von den Großraumbüros, hin zu kleineren Einheiten“, beschreibt Bernd Klein das Raumkonzept, „wir ergreifen jetzt eine einmalige Chance.“ Die Mitarbeitenden haben gerade in den letzten Monaten erfahren, wie störend mehrere in einem Raum gleichzeitig laufende Videokonferenzen sind – und von denen wird es auch nach Corona mehr als früher geben. Deshalb wird es auch in den Besprechungsräumen – ebenfalls kleiner, eher für eine Handvoll als für 20 Leute – immer einen Platz für den virtuellen Teilnehmer geben: den Monitor, auf die Auswärtige sich über Skype, Teams & Co einbringen können.

Heute: Vor dem Debüt in Dubai

Amova geht es wirtschaftlich gut: „Wir haben ein gutes Jahr 2020 gehabt“, sagt Bernd Klein, „und wir sind extrem gut in das Jahr 2021 gestartet“, unter anderem auch mit Aufträgen aus Griechenland, Belgien und Indien. „Wir suchen nach wie vor gute Leute“, sagt Bernd Klein, Softwareentwickler zum Beispiel, und Automatisierungstechniker.

Sobald die Hochregallagertechnik für Seecontainer bei „Boxbay“, einem Joint Venture von Dubai Ports World und SMS group, im Terminal in Jebel Ali, Dubai, voraussichtlich Ende Mai in Regelbetrieb geht, gehen die automatisiert betriebenen Hafen-Hochregallager für den Schiff-Lkw-Umschlag in Serie: „Vielleicht haben wir zum Ende des Jahres schon den ersten industriellen Auftrag", sagt Bernd Klein. Gefragt sind Lösungen für Lager und Transport aus einem Guss. „Da ist es wichtig, dass man das Beratungs-Knowhow hat.“

Gestern: 1955 kommt die Siemag nach Netphen

Für Netphen geht mit dem Amova-Umzug ein Kapitel Wirtschaftsgeschichte zu Ende. 1955 lagerte die Dahlbrucher Siemag, das Anlagen- und Maschinenbauunternehmen der Familie Weiss, die Kran- und Bergbautechnik nach Netphen aus und gründete dafür die „Siemag Maschinen- und Stahlbau GmbH“. Vorher arbeitete dort, auch schon seit 1909, die „Schütz & Co. Fabrik für Blech- und Eisenkonstruktionen“, und davor befand sich an dieser Stelle seit 1860 ein Hammerwerk.

Aus der Siemag wurde 1973 die Siemag Transplan. Die Lagertechnik kam als neuer Geschäftsbereich dazu, später die Verpackungsanlagen. Der Fokus wurde auf Schwerlasten gelegt, die Lagertechnik für leichtere Lasten bis 15 Tonnen gab das Unternehmen schon 1997 an die Schweizer Firma Stöcklin ab, die sich ein paar hundert Meter entfernt in Büros im Telekom-Gebäude in Dreis-Tiefenbach angesiedelt hat. 2007 trennte sich die Siemag GmbH – so hieß sie seit 2002 – von der Bergbautechnik: Daraus ging die Siemag Tecberg hervor, die nun auf der hessischen Seite der Kalteiche zu Hause ist. 2014 stieg die SMS Logistiksysteme (neuer Name seit 2010) in die Luftfracht-Intralogistik ein und baut seitdem auch komplette Frachtterminals an Flughäfen. 2016 verschwand nach dem Namen „Siemag“ auch die SMS aus dem Netphener Stadtbild und rückte in die Unterzeile zu dem neuen Unternehmen „Amova“.

Mehr als 400 Menschen haben noch Ende der 1990er Jahre bei der Siemag an der Industriestraße in Netphen gearbeitet. 2003 wurde die Fertigung aufgegeben, Siemag und Nachfolger brauchen nur noch Büros. Inzwischen sind 18.000 Quadratmeter Hallenfläche an Ebsi verkauft worden, die aus Dreis-Tiefenbach übergesiedelten Eisen- und Blechwarenwerke Siegerland. Was aus dem weißen Hauptgebäude wird? „Das steht zur Vermarktung an“, sagt Amova-Finanzchef Christoph Roth. Erste Interessenten haben sich schon gemeldet.

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