Siegen. Die Studierenden der Uni Siegen kehren nach drei digitalen Semestern wieder an die Uni zurück. Viele sehen sie bald zum ersten Mal von innen.

Endlich geht es wieder los an der Universität Siegen – und zwar in Präsenz. Nach drei digitalen Semestern kehren die Studierenden in Siegen an die Universität zurück. Unter ihnen viele, die bereits seit einem Jahr digital studieren, aber die Uni noch nie von innen gesehen haben. Jetzt erwartet sie der Präsenzunterricht. Wie finden das die Studierenden?

Siegen: Präsenz-Semesterstart fühlt sich an, als würde man „jetzt anfangen zu studieren“

Talea Golencia (20) und Hermann Brinkmann (20) sind gespannt, auf ihr erstes Semester in Präsenz. Die beiden studieren seit 2019 Medienwissenschaften in Siegen. „Unsere Einführungswoche hat nur in digitaler Form stattgefunden“, erzählt Talea Golencia. Mit einem normalen Start ins Studium habe das nicht viel zu tun gehabt. Hermann Brinkmann freut sich vor allem darauf, in den Seminaren mit seinen Mitstudierenden vor Ort über die Themen zu diskutieren. Er ist froh, dass der Austausch nicht mehr nur online stattfindet.

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Auch die Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaftsstudentin Laura Hahn (19) ist glücklich darüber, nach einem Jahr digitalem Unterricht endlich das erste Mal in Präsenz zur Uni gehen zu können. „Ich bin total aufgeregt, weil es sich für mich anfühlt, als würde ich jetzt erst anfangen zu studieren.“ Für den Sozialwissenschaftsstudent Hannes Lohmeyer (23) ist studieren mehr als nur Lernen. „Zu einem normalen Uni-Alltag gehören soziale Kontakte und auch mal verkatert morgens in einem Seminar zu sitzen.“

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Genau diese Erfahrung fehlen ihm und vielen anderen Studierenden noch. Mona Pragasky (22) hat 2019 bereits ein Semester Medienwissenschaften in Präsenz studiert. Auf der einen Seite freut sie sich auf ihre Mitstudierenden, auf der anderen Seite habe sie durch die lange Zeit im digitalen Selbststudium fast vergessen, wo genau die Räume in der Uni jeweils waren.

Uni Siegen: Studierende beklagen Konzentrationsschwierigkeiten bei digitaler Lehre

Viele Studierende haben sich in den letzten zwei Semestern an das Digitale gewöhnt. „Wir haben das Uni-Leben ja nicht anders kennengelernt“, sagt Talea Gonlencia. Aber ihre ersten beiden Semester seien nicht das gewesen, was man sich unter Studieren vorstellt. Hermann Brinkmann beklagt, dass er sich beim Lernen zu Hause leicht ablenken lassen konnte. „Oft habe ich mich selber dabei erwischt, wie ich während den digitalen Veranstaltungen unaufmerksam und abwesend vor dem Computer saß.“ Er glaubt, dass bei Veranstaltungen in Präsenz die Konzentration der Teilnehmer und Teilnehmerinnen höher sein wird.

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Laura Hahn berichtet, dass sie im letzten Semester sogar vor dem Bildschirm bei einer sehr trockenen Vorlesung aus Versehen eingeschlafen sei. Sie geht davon aus, dass ihr so ein Missgeschick in Präsenz nicht passiert wäre. Für Hannes Lohmeyer können die Veranstaltungen per Zoom den Unterricht vor Ort nicht adäquat ersetzten: „Gerade für die Geisteswissenschaften, wo man über Themen debattiert und sich austauschen muss, war das digitale Selbststudium alleine zu Hause kein gutes Lehrformat.“

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Mona Pragasky hat die letzten zwei Semester als ziemlich einsam erlebt. „Das war eher ein Absitzen vor dem Bildschirm als richtiges Studieren.“ So habe sie in dieser Zeit auch nicht viel für sich mitgenommen aus ihren Studieninhalten. „Ich saß teilweise im Bett mit dem Laptop auf dem Schoß und habe mich gefragt, was ich hier eigentlich mache.“

Uni Siegen: Soziale Kontakte ab sofort in Präsenz knüpfen

Einen klaren Vorteil des Präsenzunterrichts sehen die Studierenden darin, dass es im kommenden Semester viel leichter sein wird, neue Leute kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen. „Man kann nach der Uni wieder gemeinsam in der Mensa essen oder auch mal wieder zusammen feiern gehen“, erzählt Mona Pragasky. Außerdem sei es wieder möglich, sich vor Ort untereinander über Inhalte auszutauschen und direkt Fragen an die Dozierenden oder Studierenden zu stellen, falls etwas unklar geblieben sein sollte. Alle von dieser Zeitung befragten Studierenden gehen davon aus, dass durch das gemeinsame Lernen in Präsenz die Lernmotivation steigen wird. „Ich studiere, um gemeinsam mit anderen etwas dazu zu lernen. Die Interaktion mit meinen Mitstudenten und das Campusleben sind für mich sehr wichtig“, sagt Hannes Lohmeyer.

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Die Online-Semester waren aber auch praktisch, denn das Studium war in dieser Zeit nicht ortsabhängig. So sei es möglich gewesen, während eines Besuchs bei der Familie oder Freunden an den Univeranstaltungen teilzunehmen, erzählt Talea Golencia. Das Studieren sei flexibler gewesen, da man sich das Lernen der Inhalte selber einteilen konnten. Das Selbststudium habe Studierende mit einem Nebenjob dabei geholfen, beides besser unter einem Hut zu bekommen, meint auch Laura Hahn.

Um ihre Gesundheit machen sich die Studierenden keine Sorgen. Sie denken nicht, dass sie sich mit dem Präsenzunterricht einem großen Risiko aussetzen und vertrauen auf das Hygienekonzept der Uni. „Solange sich jeder an die Maßnahmen hält, fühlen wir uns sicher“, sagt Hermann Brinkmann. Auch die Maskenpflicht ist für die Studierenden kein Problem. Sie sind einfach nur froh, dass die Uni wieder losgeht. „Ich bin aber trotzdem weiter vorsichtig. Letztlich dient die Maske unserer eigenen Sicherheit“, sagt Hannes Lohmeyer.

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