Siegen. Elzbieta Schneider aus Siegen macht mit 56 Jahren eine Ausbildung zur Pflegekraft. Unterstützt wird sie dabei finanziell von der Arbeitsagentur.

Schon nach ein paar Tagen stand für Elzbieta Schneider (56) fest: Sie möchte die Menschen im Haus Obere Hengsbach pflegen. Das war nicht immer so: „Ich bin gelernte Industriekauffrau. Irgendwann habe ich mir die Frage gestellt, ob ich wirklich bis zu meiner Rente im Büro sitzen möchte“, erzählt sie. Daraufhin habe sie sich als Hilfskraft im Haus Obere Hengsbach beworben. Und es passte. Nun macht sie dort sogar eine Ausbildung. Als Quereinsteigerin profitiert sie dabei von einer finanziellen Förderung der Agentur für Arbeit.

Siegen: Umschulung zur Pflegekraft – Elzbieta Schneider ist zufrieden

Es ist eine Erfolgsgeschichte, die zeigt, wie eine Umschulung im Rahmen des Qualifizierungsprogramms bestenfalls verlaufen kann: Elzbieta Schneider kam zur Agentur für Arbeit auf der Suche nach einer neuen Anstellung. Schnell war für sie klar, dass sie gerne eine Ausbildung im Pflegebereich machen würde, um dort noch einmal neu durchzustarten. „Menschen zu pflegen, bedeutet für sie da zu sein und ihnen Halt zu geben. Das ist das Schönste für mich“, erklärt sie freudestrahlend.

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Dank ihrem Arbeitgeber (der Diakonie) und dem Qualifizierungsprogramm der Arbeitsagentur kann sich die Mutter ohne finanzielle Sorgen seit 2018 weiterbilden. „Man kann auch mit Mitte 50 einen Neustart wagen und sollte nicht wegen seines Alters davor zurückschrecken, das zu machen, was man liebt“, betont die Auszubildende. Vielen sei gar nicht bewusst, wie viel Weiterbildungsmöglichkeiten es in der Pflege gäbe.

Siegen: Qualifizierungs-Maßnahme hilft als finanzielle Absicherung

Elzbieta Schneider hat die Ausbildung nach eigenen Angaben viel gebracht, sie sei selbstbewusster und zufriedener geworden. Dank des Förderprogramms finanziell abgesichert zu sein, habe ihr geholfen, sich voll und ganz auf das Lernen zu konzentrieren. Derzeit bereitet sie sich auf ihr Examen vor, um die Ausbildung erfolgreich abzuschließen.

Durchfallquote gering

Durchschnittlich nehmen jährlich 25 Personen in Siegen-Wittgenstein die Arbeitsagentur-Förderung in Anspruch.

Die Durchfallquote ist sehr gering, da die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Regel wissen, auf was sie sich einlassen.

Eine Altersgrenze für die Teilnahme an dem Programm gibt es nicht.

Ihre Vorgesetzte und Pflegedienstleiterin im Haus Obere Hengsbach, Rita Hensel, ist sehr zufrieden mit der 56-Jährigen: „Wir hatten vorher keine Erfahrungen mit Quereinsteigern und habe eher auf jüngere Auszubildende gesetzt“, erzählt sie. Aber Elzbieta Schneider habe sie restlos von dem Programm und seinem Wert für die Fachkräftegewinnung in der Pflege überzeugt. So ist es auch nicht verwunderlich, dass es bereits eine weitere Interessentin für das Förderprogramm in dem Wohnheim gibt.

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Arbeitsvermittlerin Marina Guse von der Agentur für Arbeit hat Elzbieta Schneider auf ihrem Weg in den Pflegeberuf betreut und unterstützt. „Frau Schneider zeigt, dass es nie zu spät ist für eine Weiterbildung und den Einstieg in einen ganz neuen Bereich“, sagt sie.

Siegen: Umschulung für ungelernte Mitarbeiter mithilfe der Arbeitsagentur

Eine wichtige Möglichkeit zur Fachkräftegewinnung, besonders im Pflege-Bereich, stellt für die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Siegen, Daniela Tomczak, das Weiterbildungsangebot „Qualifizierung“ für ungelernter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mithilfe der Arbeitsagentur-Förderung dar. Sie sieht dieses Programm als eine Investition in die Fachkräftegewinnung.

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Grundlage für diese Form der Weiterbildung ist das Qualifizierungschancengesetz, so Daniela Tomczak: „Das Gesetz erlaubt es uns, den Arbeitgeber mit finanziellen Fördermitteln für die Weiterbildung ungelernter Arbeitskräfte zu unterstützen.“ So sei es möglich, den Teilnehmern und Teilnehmerinnen während der Umschulung in Form einer dreijährigen Ausbildung ein volles Grundgehalt zu bezahlen. Unabhängig von der Lebenssituation stände es dadurch jedem offen, seinen Traumjob zu erlernen.

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Die Antragstellung, um an dem Programm teilzunehmen, erfolge über den Arbeitgeber, erläutert Marina Guse. „Anhand dessen wird über die Art der Umschulung bei einem zertifizierten Bildungsträger entschieden.“ Besonders großer Wert werde darauf gelegt, dass während des gesamten Programms ein enger Austausch zwischen der Arbeitsagentur, dem Arbeitgeber und dem Umschüler oder der Umschülerin bestehe. Einen klaren Vorteil gegenüber anderen Fortbildungen sieht Daniela Tomczak in der umfangreichen Finanzierung.

Siegen: Nachfrage nach Umschulung in Corona-Zeiten weniger vorhanden

„Wir hören immer, dass die Unternehmen keine Leute mehr finden. Dafür wird nach unserem Empfinden das Qualifizierungsangebot seitens der Arbeitgeber zu wenig in Anspruch genommen“, sagt Daniela Tomczak. Für die Förderung stünden mehr finanzielle Mittel zur Verfügung. Das Geld und der Bedarf seien vorhanden und beide Seiten könnten von dem Weiterbildungsangebot profitieren: „Es ist eine klassische Win-Win Situation.“

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Während der Pandemie würde das Programm allerdings noch einmal weniger in Anspruch genommen als in den Vorjahren, unterstreicht Daniela Tomczak. Marina Guse begleitet diese Art der Weiterbildung seit 2017. In all den Jahren wäre es nur zwei Mal zu einem Abbruch gekommen. „Wir freuen uns über jeden, der sich so zu einer Fachkraft weiterbilden möchte“, berichtet die Arbeitsvermittlerin.

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Es gibt in vielen Bereiche bundesweit großen Fachkräftemangel, die Nachwuchskräftegewinnung kommt oft nicht mehr hinterher. Daher sollte zukünftig in diesen Bereichen nicht mehr nur auf die klassischen Auszubildende gesetzt werden, appelliert Daniela Tomczak. Die Agentur für Arbeit biete die Chance, sich auf anderen Wegen umzuschulen. Mit dem Ziel, den hohen Bedarf an Pflegekräften in Siegen-Wittgenstein zu decken. Marina Guse betont, das das Programm eine tolle Chance für Menschen sei, die sich für einen Pflegeberuf interessieren, aber keine Qualifikationen dafür hätten.

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