Lützel. Im Jugendwaldheim Gillerberg in Hilchenbach sammeln Schüler ab der vierten Klasse einmalige Erfahrungen und lernen, was der Wald uns lehrt.

Wald ist langweilig? Als ob! „Hier kann man die Natur mit allen Sinnen erleben“, sagt Hubertus Melcher, Leiter des Jugendwaldheims Gillerberg in Hilchenbach. Zusammen mit seinem Team bringt er Schülerinnen und Schülern ab der vierten Klasse alles rund um den Wald bei. Die Natur habe aber nicht nur einen „Kuschelfaktor“. „Da gibt es auch Gefahren“, sagt der 58-Jährige. Zusammen mit Förster Bernward Kamps (55) veranstaltet er regelmäßig praktische Waldeinsätze und erlebnisorientierte Streifzüge und zeigt, was der Wald uns lehrt.

Hilchenbach: Jugendwaldheim Gillerberg – Kinder erwarten intensive Naturerlebnisse

„Die Naturentfremdung ist auch im ländlichen Raum angekommen“, sagt Hubertus Melcher. Viele Kinder seien so gut wie nie im Wald. Im Jugendwaldheim Gillerberg verbringen vor allem Schulklassen aus städtischen Gebieten wie dem Ruhrgebiet einen Aufenthalt, Siegerländer Klassen sind dort eher selten anzutreffen. „Prinzipiell sind wir aber offen für alle“, so Hubertus Melcher.

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Den Klassen wird im Jugendwaldheim ein intensives Naturerfahrungsprogramm geboten. Hier geht es darum, die Multifunktionalität des Waldes zu zeigen. Denn der ist nicht nur ein Erholungsgebiet, er ist zum Beispiel auch wichtig für den Natur- und Klimaschutz. Auch der „Arbeitsraum Wald“ wird von den beiden Förstern Hubertus Melcher und Bernward Kamps erläutert.

Eins von fünf Jugendwaldheimen in NRW

Das Jugendwaldheim Gillerberg steht in Trägerschaft des Kreises Siegen-Wittgenstein, wird aber in Kooperation mit dem Landesbetrieb Wald und Holz NRW in der Schulzeit ganzjährig vom Regionalforstamt Siegen-Wittgenstein als Jugendwaldheim genutzt. Insgesamt gibt es fünf Jugendwaldheime in Nordrhein-Westfalen.

Bernward Kamps bietet als Förster bei Wald und Holz NRW auch außerschulische Lernangebote bei Ferienspielen an, etwa das „Kochen auf der Ginsburg“ (wir berichteten). Zudem arbeitet er mit Offenen Ganztagsschulen zusammen und bringt den Kindern dort spielerisch den Umgang mit der Natur bei.

Dabei gibt es nur kurze theoretische Teile und ganz viel Praxis. Neben Sägen und Schnitzen kümmern sich die Kinder gemeinsam mit den Betreuern auch um die Bachlaufentfichtung, die Pflege von Streuobstwiesen oder um Holzarbeiten im Werkraum. „Viele Kinder haben auch noch nie im Wald am Lagerfeuer gesessen“, sagt Hubertus Melcher.

Hilchenbach: Darum ist das Jugendwaldheim Gillerberg einen Besuch wert

Die Erlebnisse, die sie in und um das Jugendwaldheim sammeln, sollen sie weiterbringen, sei es sozial oder in der Wahrnehmung der Umwelt, sind sich Hubertus Melcher und Bernward Kamps einig. „Die Kinder sind hier von allen Seiten von Wald umgeben. Meist verlassen sie das Jugendwaldheim mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagt Kamps, stellvertretender Leiter des Jugendwaldheims Gillerberg. „Irgendwann hat eine Schülerin mal zu mir gesagt: Ein bisschen Angst habe ich schon, aber der Wald ist ja jetzt ein Freund von mir“, erzählt Hubertus Melcher. Dieser Satz hat bei ihm einen bleibenden Eindruck hinterlassen, weil er zeigt, was die Kinder im Jugendwaldheim gelernt haben.

Das Jugendwaldheim Gillerberg in Hilchenbach gibt es seit 1962. Regelmäßig kommen Schulklassen ab der vierten Klasse für mehrtägige Aufenthalte hierher.
Das Jugendwaldheim Gillerberg in Hilchenbach gibt es seit 1962. Regelmäßig kommen Schulklassen ab der vierten Klasse für mehrtägige Aufenthalte hierher. © WP | Ina Carolin Lisiewicz

Auch viele Schülerinnen und Schüler, die im normalen Schulbetrieb eher nicht ihre Glanzstunden haben, können hier fernab von digitalen Welten voll punkten. „Bei dem ein oder anderen sieht man nach dem Holzspalten ein Leuchten im Gesicht“, sagt Hubertus Melcher über die „Praktiker“ unter den Kindern.

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Diese Erfahrungen sind für das eigene Selbstvertrauen goldwert. Dass die Kinder Spaß und Freude im und am Wald haben, ist für das Jugendwaldheim-Team das Wichtigste.

Jugendwaldheim Gillerberg in Hilchenbach: Mehrtägige Aufenthalte möglich

Mit viel Einsatz und Mühe wird das Jugendwaldheim seit 1962 betrieben. Hinter dem Team liegt erst seit kurzem die „schlimmste Zeit, die ich in 32 Jahren hier erlebt habe“, sagt Hubertus Melcher. Die Corona-Schutzverordnung sorgte für ein monatelanges Beherbergungsverbot. Erst seit Juni konnte langsam wieder mit Einzelveranstaltungen angefangen werden.

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„Seit Ende August ist das Jugendwaldheim wieder jede Woche belegt“, freut sich Melcher. Ganzjährig werden mehrtägige Aufenthalte für Schulklassen angeboten, meistens bleibt eine Klasse eine Woche. Die Zeit zwischen den Sommer- und Herbstferien sei drei Jahre im Voraus ausgebucht, so Melcher. Für das gesamte Schuljahr 2021/2022 seien auch schon alle verfügbaren Lehrgangswochen vergeben.

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