Siegen. Die Ballettschule Reindt überzeugt im Apollo-Theater Siegen: Die Aufführung zeigt die pure Lust am Tanzen. Alle Stücke sind gleich großartig.
Sieben Stücke sind es, die die vielen Tänzerinnen und die wenigen Tänzer der Ballettschule Reindt im sehr gut besuchten Apollo-Theater in Siegen bei vier Vorstellungen präsentieren. Sie zeigen die ganze Schönheit des Tanzens. Alle sind völlig unterschiedlich und gleichermaßen großartig.
Apollo-Theater Siegen: Hip-Hop und Stuhlballett auf der Bühne
Der erste Teil des Abends gehört den sehr jungen Erwachsenen. Hip-Hop ist angesagt. Mal in rasend schneller Bewegung, dann wieder fast in Zeitlupe: Alle Gruppen begeistern durch beeindruckende Synchronität, aber immer so, dass der persönliche Tanzstil eines jedes Einzelnen sichtbar bleibt. Blitzlichtgewitter der Bühnenbeleuchtung und bewegliche Kulissenelemente lassen optische Effekte und damit eine Stimmung entstehen, die in einer Disco auch nicht besser sein könnte.
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Dass die jungen Damen von neun bis dreizehn Jahren eine fundierte Ballettausbildung erhalten haben, beweisen diese eindrucksvoll bei „Chairgames“, dem Spielen mit Stühlen. Zur Musik von Karl Jenkins zeigen sie Bewegungen voller Anmut und Leichtigkeit, unaufgeregt und fließend. Es bietet sich ein Tanztheater an der Schnittstelle zwischen Klassik und Moderne. Nichts lenkt die Zuschauer von der Kunst ihrer Bewegungen ab, denn ihre Kostüme sind im schlichten Schwarz gehalten.
Siegen: Tanzen zu Vivaldi und Pink Floyd im Apollo-Theater
Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ gehören auch noch fast 300 Jahre nach seinem Tod zu den meistgespielten Werken der Klassik und sind auch Klassik-Verächtern bestens bekannt: Das Grundmotiv des ersten Teils wird häufig in der Werbung verwendet. Was jedoch die Gruppe der „fortgeschrittenen Erwachsenen“ daraus macht, ist ganz großes Kino, ein Augen- und Ohrenschmaus: In tänzerischen Bewegungen bis hin zum klassischen Spitzentanz setzen die knapp 20 Tänzerinnen die Choreographie von Danielle und Hugo Reindt um.
Tanzfamilie Reindt
Die Ballettschule Reindt wurde 1992 von Danielle und Hugo Reindt gegründet, die beide langjährige Erfahrung als Tänzer haben.Tochter Cèline Reichwald hat die meisten Choreographien des Abends entwickelt und brilliert auch als Solotänzerin. Schon bei der umjubelten Fußball-Revue von Werner Hahn „Siegen heißt gewinnen“, das im Sommer mehrmals im Leimbachstadion aufgeführt wurde, begeisterten sie und ihre Tänzerinnen mit Schwung und Tempo.Immer wieder faszinierend schön sind die Kostüme der Tänzerinnen: Dafür ist seit Jahren Hildegard Reindt zuständig, die erste Generation der Tanzfamilie Reindt.
Wunderbare Kostüme, farblich und stilistisch den Jahreszeiten angepasst, und meisterhafte Naturfotos auf Großleinwand lassen die Atmosphäre der jeweiligen Jahreszeit entstehen und beim Winter sogar frostige Gefühle im gut gewärmten Theatersaal aufkommen. Schön, dass der Fotograf dazu vorwiegend Landschaften des Siegerlandes ausgewählt hat.
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Der anschließende musikalische und stilistische Sprung könnte nicht weiter sein: Jazztanz zur Musik von Pink Floyd. Zu Synthesizer-Klängen und Riffs der E-Gitarre beginnen die Tänzerinnen und der Tänzer, sich aus einer Folie schälend, mit der wohl schwierigsten Art, sich zu bewegen: Der Zeitlupe. Dann, als wären sie befreit, dürfen sie so loslegen, wie man es vom Jazztanz erwartet. Dazu brauchen sie kein Bühnenbild. Allein die Bewegung zählt, bevor sie wieder dort verschwinden, von wo sie gekommen sind: Unter Folien.
Siegen: Ballettschule Reindt zeigt Lebensfreude des Tanzes
Karl Jenkins, klassischer Oboist und auch Komponist des klangstarken Pop-Bestsellers „Adiemus“, kommt gleich zweimal zu Ehren: Denn die Gruppe „Erwachsene Anfänger und Mittelstufe 1 und 2“ ist so groß, dass, wie die charmant-informative Moderatorin des Abends, Boglarka Beyer-Rickes, betont, alle Tänzerinnen die Möglichkeit bekommen sollen, sich zu präsentieren. Und das Publikum kommt in den Genuss, das gleiche Stück zweimal hintereinander von unterschiedlichen Ensembles genießen zu dürfen, die tänzerische Lebensfreude pur ausstrahlen.
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Das Finale fasst vieles zusammen: Die vier Elemente Erde, Luft, Feuer, Wasser, bildmächtig und voller Poesie dargestellt durch „Fortgeschrittene Erwachsene“ und hervorragende Solistinnen und einen Solisten. Dass Marco Barleben und Cèline Reichwald dabei am Ende richtig nass werden, gehört zum spektakulären Ende eines großartigen Tanz-, Ballett- und Tanztheaterabends.
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