Siegen. Das Apollo-Theater feiert beim Freilicht Festival im Leimbachstadion die große Zeit des Siegener Frauenfußballs mit einer temporeichen Revue.
Mitte der 1980er Jahre begann das Siegener Fußballwunder, das mit der Damenmannschaft des TSV Siegen im nächsten Jahrzehnt fünf Deutsche Meistertitel und sechs Pokalerfolge ins Siegerland holte und dazu eine Reihe von Nationalspielerinnen hervorbrachte, von denen Silvia Neid die prominenteste war, die nach Abschluss ihrer Karriere sogar Bundestrainerin wurde. Diesem Kapital der Stadtgeschichte widmet das Apollo-Theater sich nun mit einer temporeichen Revue aus der Feder von Werner Hahn, Leiter Junges Apollo: „Siegen heißt gewinnen“, zu erleben während des Apollo Freilicht Festivals.
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Frauenfußball war in den 80ern noch eine sehr junge Sportart. Erst vor 50 Jahren rückten die hohen Herren des DFB von ihrer eisernen Regel ab, die es Frauen verbot, Fußball zu spielen. Dass der TSV Siegen zum Bayern München des Frauenfußballs wurde, lässt sich am besten durch die prall gefüllten Vitrinen im Trupbacher Vereinsheim sichtbar machen.
Siegen: Apollo-Theater zeigt Frauenfußball-Revue stilecht im Leimbachstadion
Diese Erfolge haben einen Vater: Im langjährigen Trainer, Förderer und „Hans Dampf“ auf allen Ebenen Gerd Neuser, der als weithin bekannter Blumenhändler Spielerinnen aus der halben Republik nach Siegen holte und sie teilweise auch in seiner Firma beschäftigte. Und in Gudrun „Emmi“ Winkler, eine Spielerin der ersten Stunde, seit 1974 dabei. Sie ist als Mannschaftsbetreuerin bis heute aktiv, während Gerd Neuser sich ganz aus dem Fußballgeschäft zurückgezogen hat.
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„Mir war die Geschichte des Frauenfußballs in Siegen nicht bewusst“, sagt Werner Hahn, der aus Salzburg stammende und in Hagen lebende Autor, Produktionsleiter und Regisseur von „Siegen heißt gewinnen“. Doch er hat in vielen Gesprächen genau die Informationen zusammengetragen, die die Grundlagen seines Stückes bilden: Mit Gerhard Neuser, Silvia Neid und Emmi Winkler und auch mit Klaus Dieter Wern, in dessen Amtszeit als erster Vorsitzender die Erfolgsstory des TSV Siegen fiel. So steht auch das „Drehbuch“ der Fußballrevue auf geschichtlich solidem Fundament. Nur zwei Namen hat Werner Hahn verändert: Aus dem Erfolgstrainer und Manager Gerhard Neuser wird „Oskar“ und aus Emmi Winkler Lucy, zunächst Spielerin und seitdem Betreuerin der TSV-Fußballdamen, auch nachdem sie 1997 komplett von Sportfreunde Siegen übernommen wurden.
Frauenfußball-Revue „Siegen heißt gewinnen“ im Leimbachstadion: Das Team ist der Star
Werner Hahn hat eine großartige Mannschaft zusammengestellt und ist dabei der Devise erfolgreicher Fußball-Manager gefolgt: „Das Team ist der Star“. Dabei wurden fast alle seine Pläne durch die Pandemie-Regeln kräftig durchgeschüttelt: Nach der Generalpause der Proben, die Uraufführung von „Siegen heißt gewinnen“ sollte im Frühjahr 2020 im Apollo sein, waren auch in diesem Jahr die Massenszenen der Fußballrevue nicht mehr möglich: So konnten die stimmgewaltigen Fan-Choreografien mit Schülerinnen der Hauptschule Achenbach, der Gesamtschule Eiserfeld und der Sekundarschule Netphen lediglich gefilmt werden, um sie dann im realen Stück einzuspielen.
Drei Mal FIFA-Welttrainerin
Die heute in Wilnsdorf lebende Silvia Neid wurde gleich drei Mal zur FIFA-Welttrainerin gewählt und hält bemerkenswerte nationale und internationale Rekorde: Sie wurde als Spielerin und Trainerin acht Mal Europameisterin, 2007 Weltmeisterin und drei Mal zur FIFA-Welttrainerin gewählt. Mit diesen Erfolgen stellt sie alle ihre männlichen Kollegen in den Schatten, selbst wenn sie Herberger, Löw und Beckenbauer heißen.
Manfred Utsch als unermüdlicher Förderer der Sportfreunde Siegen und der Fußballjugend seiner Heimatstadt setzt mit dieser Revue noch einmal einen drauf: Zusammen mit seiner Frau Dagmar sponsert er „Siegen heißt gewinnen“. Und wie man es von ihm gewohnt ist: äußerst großzügig.
Auch bei den Schülerinnen der Ballettschulen Reindt und Meister, die die Handlung des Stückes spielerisch, stimmlich und tänzerisch nach vorne pushen, ergaben sich personelle Veränderungen. Doch Celine Reichwald von der Ballettschule Reindt hat ein Ensemble zusammengestellt und eine begeisternde Choreographie entwickelt, die keine Wünsche offenlässt: „Dabei hat mir mein Mann gute Tipps gegeben: Der ist Fußballfan.“
„Siegen heißt gewinnen“: Uraufführung der Fußballrevue am 8. Juli im Leimbachstadion
Für die Musik zeichnet Pascal Hahn verantwortlich. Werner Hahn: „Ich engagiere ihn nicht, weil er mein Sohn ist, sondern ein äußerst talentierter Komponist.“ Auch eine Fußball-Hymne zum Mitsingen ist dabei. Hier ebenfalls ein kleiner Wermutstropfen: Pascal Hahn kann nicht mit seiner Band auftreten, alle Musiktitel wurden in einem Kölner Studio eingespielt. Von den Bühnen-Akteurinnen hat nur Marie Meyer als Lucy Bühnenerfahrung. Und natürlich der einzige Mann an Bord: Andreas Kunz, seit zwei Jahren ein sehr gerngesehener Akteur auf der Apollo-Bühne, als Oskar mit all den Facetten, die ein fußballverrückter Trainer und Multi-Akteur nun einmal mitbringen muss.
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Trotz all der großen Erfolge der Damen aus dem kleinen Trupbach: Nur kurz nach ihrem letzten Titel tritt der Trainer zurück, lösen sich die professionellen Strukturen auf und wird die TSV-Frauenfußball-Abteilung komplett von den großen Siegener Sportfreunden geschluckt. Fast alle Leistungsträgerinnen verlassen Siegen. Und genau hier endet „Siegen heißt gewinnen“.
Uraufführung am 8. Juli im Leimbachstadion, weitere Aufführungen ebendort vom 9. bis 13. Juli jeweils ab 20.45 Uhr – beim „Apollo Freilicht Festival“. Sollte es regnen, werden Ersatztermine angeboten.
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