Siegen. Die Pläne für ein Eltern-Kind-Zentrum auf dem Wellersberg in Siegen stoßen dem Diakonie Klinikum Jung-Stilling übel auf. Die Kritik ist deutlich.

Die Pläne für ein gemeinsames Eltern-Kind-Zentrum von DRK-Kinderklinik und St. Marien-Krankenhaus stoßen beim Diakonie Klinikum Jung-Stilling auf massive Kritik. Wie berichtet, planen die beiden Häuser einen Neubau auf dem Wellersberg, in dem Mutter und Neugeborenes selbst dann nicht voneinander getrennt werden müssen, wenn das Kind eine weitergehende Behandlung benötigt – für die bei räumlich weiter voneinander getrennten Einrichtungen sonst eine Verlegung erforderlich würde.

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„Wir möchten schon im Sinne eines guten Miteinanders Pläne anderer Kliniken nicht öffentlich kommentieren, zumal sich am Sachverhalt nichts geändert hat“, wird eine gemeinsame Stellungnahme von Dr. Flutura Dede, Chefärztin Geburtshilfe und Pränatalmedizin am Diakonie Klinikum, und Dr. Josef Rosenbauer, Geschäftsführer Diakonie in Südwestfalen und Diakonie Klinikum, eingeleitet. Zwischen den Zeilen wird eine ebensolche Kommentierung dann allerdings doch sehr deutlich.

Siegen: Jung-Stilling-Krankenhaus äußert indirekt harte Kritik an Eltern-Kind-Zentrum

Was vor vier Jahren galt, ist auch heute noch richtig: Werdende Mütter und Babies verdienen fernab von wirtschaftlichen Interessen eine bestmögliche medizinische Versorgung. Und diese ist im Diakonie Klinikum Jung-Stilling seit vielen Jahren garantiert“, heißt es weiter. 2017 hatten Kinderklinik und St. Marien-Krankenhaus bereits Pläne für das Eltern-Kindzentrum am Wellersberg publik gemacht und stießen damit bei der Diakonie auf Ablehnung. Dr. Josef Rosenbauer hatte damals von einem „Schlag ins Gesicht“ gesprochen: Denn das neue Zentrum hätte schon damals die Schließung des gemeinsam von Kinderklinik und DRK betriebenen Perinatalstandorts am Jung-Stilling bedeutet.

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Als „bestmögliche Lösung“ für die Babies sehen Flutura Dede und Josef Rosenbauer die „Wand-an-Wand-Lösung von Geburtshilfe und Pränatalmedizin des Diakonie Klinikums mit dem Perinalzentrum Level 1 der DRK-Kinderklinik im ,Stilling’“. Für die Mütter läge der Vorteil in der direkten Anbindung zu anderen Fachabteilungen im Haus wie etwa Gynäkologie, Anästhesie, Intensivmedizin, Innere Medizin, Gefäßchirurgie, Neurochirurgie, Kardiologie oder Urologie, „die sieben Tage rund um die Uhr mit Spezialisten besetzt sind“.

Siegen: Diakonie stellt Frage nach Versorgung von Müttern bei seltenen Notfällen

Diese könnten „im Notfall, wenn es für Mütter aufgrund von nicht vorhersehbaren Komplikationen um Minuten geht, unverzüglich handeln und auch Leben retten“. Eine „derart schnelle Versorgung ist über Rufbereitschaften, Konsildienste oder durch im Notfall Zeit raubende Verlegungen von Müttern in andere Kliniken nicht möglich“, heißt es weiter. Auch deshalb seien in Deutschland „nahezu alle Geburtskliniken mit höheren Versorgungsstufen an größere Krankenhäuser angedockt“. Schwerwiegende Komplikationen treten dabei nur selten auf, wie in der Diakoniemitteilung betont wird. Darauf hatten auch die Vertreter von Kinderklinik und St. Marien-Krankenhaus bei Vorstellung der Pläne für das Eltern-Kind-Zentrum am Mittwoch ausdrücklich hingewiesen – und unterstrichen, dass das neue Zentrum auf den Umgang mit Notfällen eingestellt sein werde.

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Siegen und die Region können froh sein, dass sie bereits über ein Mutter-Kind-Zentrum mit der bundesweit bestmöglichen Versorgungsstufe verfügen“, so Flutura Dede und Josef Rosenbauer weiter. „Aus unserer Sicht ist klar: Wir wollen nicht, dass sich die Versorgung von werdenden Müttern im Notfall verschlechtert. Das widerspricht unserer Überzeugung und unseren christlichen Werten.“ Das hätten 2017 „auch unabhängige Expertengutachten“ ähnlich eingeschätzt.

Mit einem Anbau, der Mitte 2022 fertig sein soll, „wird sich die räumliche Situation auf der Station um mehr als 1000 auf dann 4113 Quadratmeter Fläche verbessern – und diese kommt ausschließlich der Geburtshilfe und mit ihr den Müttern, Babies und Mitarbeitenden zugute“, heißt es seitens der Diakonie noch über den Standort Jung-Stilling.

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