Siegen. Hi-Tech-Medizin: Das neue Hubschrauber-Landedeck auf der Siegener Jung-Stilling-Klinik ist eine der modernsten Luftrettungsstationen Europas.
Die Luftrettung in Siegen-Wittgenstein und angrenzenden Gebieten ist für die nächsten 25 Jahre gesichert, mindestens. „Das war wirklich gefährdet“, sagt Dr. Alfred Rosenbauer, Geschäftsführer der Diakonie in Südwestfalen. Nach intensiver Planung und in enger Abstimmung der beteiligten Partner ist nun die neue Luftrettungsstation, eine der modernsten in Europa, auf dem Notfallkrankenhaus Jung-Stilling der Diakonie (wir berichteten) fertig.
1300 Einsätze pro Jahr werden mit dem Rettungshubschrauber „Christoph 25“ geflogen. Die Zentralisierung auf dem Dach des Klinik-Hauptgebäudes könne im Ernstfall wichtige Zeit sparen – bisher mussten Patienten, die mit dem Hubschrauber hergebracht wurden, vom provisorischen Landeplatz per Rettungswagen in die Notaufnahme transportiert werden. „Ein entscheidender Faktor bei der Rettung von Menschenleben“, sagt Andreas Müller.
In Siegen ist einer von NRW-weit nur sieben Rettungshubschraubern stationiert
Sieben öffentlich-rechtliche Rettungshubschrauber gibt es in Nordrhein-Westfalen mit seiner 18-Millionen-Bevölkerung – plus zwei Intensivtransporthubschrauber, sagt Landrat Andreas Müller. „Ganz viele Regionen haben keinen.“ Der Kreis ist „Kernträger“ der Luftrettung – das Einsatzgebiet von „Christoph 25“ reicht deutlich über Siegen-Wittgenstein hinaus.
Ein unverzichtbares Element des Rettungsdienstes im Kreis, so der Landrat, ist der Rettungshubschrauber, „für eine bestmögliche medizinische Versorgung in der Region“. Gerade in den Mittelgebirgen könne der Hubschrauber seine Stärken ausspielen. Die Verwaltung optimiert derzeit auch die Versorgung am Boden, unter anderem mit dem Bau neuer Rettungswachen überall im Kreisgebiet.
40 Jahre bewährte Zusammenarbeit von ADAC, Feuerwehr Siegen und Diakonie
Drei Partner betreiben seit 40 Jahren die Luftrettungsstation auf dem Jung-Stilling: Die Piloten sind vom ADAC, bei jedem Einsatz fliegt einer von 14 Notärzten der Diakonie mit sowie ein Luftrettungsassistent, den die Feuerwehr Siegen abstellt. Seit 1982 hat sich diese Zusammenarbeit bewährt, betonen die Partner.
1,5 Jahre Bauzeit „zum Wohle und Nutzen der Patienten in höchster Not“ liegen hinter der Diakonie, sagt Dr. Alfred Rosenbauer. Das sei „eine Kernaufgabe der Diakonie und des Notfallkrankenhauses Jung-Stilling“, dafür steht nun das weithin sichtbare rote Hangargebäude, das, wie berichtet, Einsatzzentrale, Technik-, Neben- und Aufenthaltsräume für die Besatzung beinhaltet.
Nur der beheizbare Aluminium-Boden des Hubschrauber-Landedecks wiegt 65 Tonnen
165 Tonnen Material wurden auf das Krankenhaus-Dach aufgesetzt, allein 65 Tonnen wiegen die Aluminium-Paneele des Bodenbelags. Darunter sorgt eine Heizanlage dafür, dass sich im Winter kein Eis auf der Fläche bilden kann, ebenso sind eine hochmoderne Schaum-Löschanlage sowie ein 1000-Liter-Tank für Treibstoff auf dem Dach vorhanden. Der 50.000-Liter-Kerosin-Tank liegt unterirdisch am Fuß der Klinik und ist mit doppelwandigen Rohrleitungen mit dem Dach verbunden.
Zehn Jahre Gespräche und intensive Planung liegen hinter den Beteiligten – Diakonie-Verwaltungsrat und Gesellschafter mussten die Maßnahme freigeben, das sei nicht selbstverständlich gewesen, dankt Rosenbauer. Allein die Statik habe die Fachleute um Architekt Oliver Schmidt lange beschäftigt, parallel liefen die Genehmigungsverfahren unter anderem mit der Bezirksregierung Münster als Luftfahrtaufsichtsbehörde. „Das war kein Projekt von der Stange“, sagt der Geschäftsführer.
Auf dem Dach des Jung-Stilling ist Platz für bis zu drei Rettungshubschrauber
Drei Hubschrauber finden potenziell Platz auf dem 1200 Quadratmeter großen Landedeck (44 mal 28 Meter) in 50 Metern Höhe. Die Hubschrauber schweben bei der Landung zunächst über das markierte „H“ ein und schwenken dann auf den ihnen per Signalfeuerung zugewiesenen Landeplatz um.
Ein Aufzug verbindet die Station auf Ebene 10 mit Schockraum und Notaufnahme im Erdgeschoss des Krankenhauses, der digital auf Vorrang für die aus der Luft hergebrachten Patienten geschaltet werden kann.
Sicherheit und Kompetenz durch Hubschrauber-Hangar in Siegen weithin sichtbar
Wenn der Rettungshubschrauber abhebt und landet, „geht es um ernsteste Fragen des Lebens“, sagte Superintendent Peter-Thomas Stuberg im Rahmen der Feierstunde zur offiziellen Einweihung des Hubschrauberlandedecks. „Patienten in Not brauchen Hi-Tech-Medizin mit kurzen Abständen und großen Reichweiten“ – dem wolle und werde die Diakonie mit der neuen Luftrettungsstation entsprechen und noch effektiver arbeiten.
Er selbst höre oft die Hubschrauber über sein Haus am Rosterberg hinwegfliegen, „und ich ahne: Da geht es nicht um Freizeitvergnügen, sondern um Menschenleben.“ Er spreche dann jedes Mal ein stilles Gebet, „ob beim Rasenmähen oder am Schreibtisch“, so der Superintendent.
Das hochgelegene rote Hangargebäude vermittle weithin sichtbar den Eindruck von Sicherheit und großer Kompetenz; dass hier das Menschenmögliche getan werde, um andere Menschen zu retten, „deren Leben am seidenen Faden hängt.“ Dafür brauche es Personal, das über Erfahrung ohne Routine verfüge und über seelische Stabilität ohne Gleichgültigkeit.
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