Siegen. Aus Rücksicht auf die Mitmenschen: Die Impfaktion in der Nikolaikirche in Siegen kommt gut an. Pfarrer König: Beitrag, um Pandemie zu begrenzen.
Spritzen aufziehen in der Sakristei, Impfen auf Kirchenbänken: In der Nikolaikirche war am Samstag, 21. August, das Impfzentrum des Kreises Siegen-Wittgenstein zu Gast. Während vor der Kirche in der Siegener Oberstadt reges Markttreiben herrschte, war in dem Gotteshaus der Andrang auf eine Spritze mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer groß.
Frank Siegel etwa holte sich seine Zweitimpfung ab. „Ich lasse mich impfen, um mich zu schützen und auch aus Rücksicht auf meine Mitmenschen“, sagte der 52-Jährige. „Es gibt dazu keine Alternative.“ Im Seitenschiff der Nikolaikirche klärte Arzt Dr. Florian Becher ihn über die Impfung und die mögliche Immunreaktion auf, bevor Notfallsanitäter Patrick Ernst die Spritze setzte. Er sei froh, dass er in zwei Wochen den vollen Impfschutz habe, sagte Frank Siegel.
Siegener Nikolai-Kirchengemeinde möchte sich mit Impfaktion öffentlich einbringen
Insgesamt 132 Menschen nutzten am Samstag die Gelegenheit zur Impfung gegen Covid-19 an diesem ungewöhnlichen Ort. Die Idee dazu war von der Evangelischen Nikolai-Kirchengemeinde gekommen, die auf das Impfzentrum zugegangen war. „Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten, die Pandemie zu begrenzen“, sagte Pfarrer Stefan König, der es auch als einen Akt der Nächstenliebe versteht, sich zum Schutz aller impfen zu lassen. „Wir freuen uns, wenn wir mit unserem schönen Gebäude dazu beitragen können.“ Das passe auch zum Konzept der offenen Kirche, das die Nikolaikirchengemeinde verfolge, betonte König. „Wir wollen uns bewusst in die öffentliche Diskussion einbringen.“
Mit zwei Ärzten, drei Medizinischen Fachangestellten und drei weiteren Beschäftigten war das Impfzentrum im Einsatz. Die Spritzen wurden an zwei Stationen gesetzt – im rechten Seitenschiff und im sogenannten „Klönchentreff“, einem verglasten Raum im linken Seitenschiff der Kirche.
Siegener Impfzentrum will Hemmschwellen und Aufwand für Bevölkerung abbauen
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Impfzentrums war der Einsatz in dem stadtbildprägenden Gotteshaus etwas Besonderes, wie Apothekerin Rita Mende sagte. In der Sakristei der Nikolaikirche zog sie den Impfstoff auf die Spritzen. „Ich habe immer noch den Ehrgeiz, sieben Impfdosen aus der Ampulle zu bekommen“, erzählte sie schmunzelnd. „Auch wenn jetzt eigentlich ausreichend Impfstoff vorhanden ist.“ Mende arbeitet in ihrer Freizeit im Impfzentrum mit, ihre Vergütung spendet sie. Nach gut 30 Einsätzen sei die Aktion in der Nikolaikirche nun ihr erster Außeneinsatz.
Ziel der mobilen Impfangebote sei es, näher an die Bürger heranzurücken, erklärte Christine Domnick, organisatorische Leiterin des Impfzentrums. „Wir wollen Hemmschwellen abbauen und den Aufwand für die Bürger möglichst gering halten: Sie müssen vorher keinen Termin vereinbaren und auch nicht extra zu uns nach Eiserfeld fahren.“ Die Aktion in der Nikolaikirche habe daher extra zur Marktzeit am Samstag stattgefunden. Mit der Resonanz war Domnick sehr zufrieden.
Die nächsten Einsätze des mobilen Impfzentrums in Siegen stehen schon fest
Auch die Freundinnen Anastasia und Linda nutzten die Gelegenheit, sich schnell und unkompliziert impfen zu lassen. „Wir haben uns vorher noch nicht getraut, woanders hinzugehen“, gab Anastasia zu. Sie sei sich wegen der Impfung lange Zeit unsicher gewesen, wolle aber auch nicht in Zukunft viel Geld für Testungen ausgeben, sagte die 20-Jährige. „Und ohne die Impfung fühlt man sich nicht mehr sicher.“
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Die nächsten mobilen Einsätze des Impfzentrums finden am Freitag, 27. August, von 10 bis 14 Uhr im Veranstaltungsraum der Moschee in Siegen-Geisweid und am Samstag, 28. August, von 10 bis 18 Uhr auf dem Erfahrungsfeld Schön und Gut statt.