Siegen. Im Klimacamp Siegen fordern Aktivisten die Umsetzung der Klimabeschlüsse von 2019. „Einfach weggucken geht nicht mehr“, sagt Marlene Meier.

Im Klimacamp Siegen an den Treppen des Rathauses in der Siegener Oberstadt bricht am Donnerstag Tag 36 an. Die in der Regel fünf Siegener Dauercamper, die immer wieder Verstärkung für ein paar Stunden oder Tage bekommen, wirkten erschöpft. „Aber um auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam zu machen, nehmen wir die Strapazen gerne auf uns“, erklärt die Campbewohnerin Marlene Meier aus Siegen.

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2019 hat der Siegener Rat, auch auf Druck von Fridays for Future Siegen und anderen Klimaschützern, einen Beschluss zur nachhaltigeren Klimapolitik gefasst. „Bis jetzt wurde aber kaum etwas von diesem Beschluss auch umgesetzt“, berichtet Lorenz van Overloop, Mitglied bei Fridays for Future und Klimacamper. Am 1. Juli wurde das Klimacamp in der Oberstadt aufgebaut. Die ursprüngliche Idee dahinter ist es, auf die Nichteinhaltung der politischen Beschlüsse für das Klima in Siegen aufmerksam zu machen. Ins Leben gerufen hat das Klimacamp unter anderem Lukas Hübner von Fridays for Future. Auf verschiedenen Social-Media-Kanälen wurde ein Aufruf gestartet, am Camp teilzunehmen. Um die Leute gezielt zu erreichen und ihnen die Klimathemen näher zu bringen, werden auf Facebook, Instagram und Telegram auch Workshops und Vorträge im Klimacamp zu Themen wie erneuerbaren Energien angekündigt.

Siegener Klimacamp völlig klimaneutral

Das Klimacamp Siegen verfügt über eine Photovoltaikanlage. Diese versorgt die Camper klimaneutral mit Strom und heißen Wasser. Die Anlage ist eine Spende von der Energiewerkstatt Siegen an das Camp. Darüber hinaus gibt es seit Beginn dieser Woche einen Arbeitsplatz mit einer Internetverbindung zum Arbeiten oder Lernen für Prüfungen.

Marlene Meier (30) präsentiert die Forderungen der Klimaaktivisten, neben ihr sitzt das Maskottchen
Marlene Meier (30) präsentiert die Forderungen der Klimaaktivisten, neben ihr sitzt das Maskottchen "Umsonsti" des Siegener Klimacamps. Die Puppe besteht komplett aus weggeworfenen Lebensmitteln.  © PRIVAT

Die Stadt Siegen hat das Klimacamp als dauerhafte Versammlung vor dem Rathaus im Vorfeld vorerst bis zum 16. August genehmigt. Eine Verlängerung dieser Frist ist für die Camper vorstellbar. „Das machen wir abhängig davon, wie die Stimmung und das Befinden der Bewohner im Camp bis dahin sind“, erzählt Marlene Meier. In Teilen der Oberstadt gilt am Wochenende ab 23 Uhr ein Aufenthaltsverbot. Das Klimacamp ist von dieser Regelung ausgenommen, da der Kornmarkt der angemeldete Versammlungsort der Aktivisten ist. Dank der Präsenz der Polizei und dem Ordnungsamt fühlten sich nun aber auch immer alle Bewohner auch nachts im Camp sicher, sagt Marlene Meier.

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Forderungen

Die Klimacamper fordern, den öffentlichen Nahverkehr auszubauen, Autos aus der Innenstadt zu verbannen und Industrie klimaneutral zu gestalten. Damit sollen CO2-Emissionen verringert werden.

Aber auch die Unterstützung lokaler und ökologischer Landwirtschaft oder der Ausbau erneuerbaren Energien gehören zu den Forderungen der Aktivisten für Siegen.

In der vorherigen Woche hat der Siegener Bürgermeister Steffen Mues das Camp besucht, und auch der Landrat Andreas Müller ist bereits am Anfang der Aktion vorbeigekommen, um mit den Aktivisten ein offenes Gespräch zu führen. Die Klimaschützer wollen mit ihrem Klimacamp politisch etwas in Siegen bewegen. Marlene Meier hat das Gefühl, dass ihre Anliegen mittlerweile von der Politik ernst genommen werden. „Einfach weggucken geht nicht mehr, Katastrophen wie das kürzliche Hochwasser kann man nicht einfach ignorieren“, argumentiert die Klimaschützerin.

Klimacamp erfolgreich in Siegen

Einen Erfolg des Siegner Klimacamps sieht Marlene Meier darin, dass viele Menschen auf die Aktivisten zukommen und die Rückmeldungen für ihre Aktion bis jetzt immer sehr positiv waren. „So viele Menschen wie möglich auf die Klimaproblematik aufmerksam zu machen ist unser Ziel und ich denke, das haben wir mit unserem Camp auf jeden Fall erreicht“, freut sich die Klimaaktivistin. Allerdings macht das Dauercamping gerade bei der aktuellen Wetterlage bei Regen und Kälte den Bewohnern so langsam zu schaffen. Gerade die Nächte sind besonders hart, daher wechseln sich die Aktivisten mit den Übernachtungen im Camp ab.

Die Siegener Klimaschützer würden sich freuen, wenn noch mehr Leute vorbei kommen würden, „die ein wenig positive Energie mitbringen“, wünscht sich Marlene Meier. Das Vortrags- und Workshopangebot, an dem jeder teilnehmen und mitmachen kann, lockt bereits viele Menschen auch von weiter weg nach Siegen ins Klimacamp. Denn die Aktivisten wollen nicht einfach nur rumsitzen und campen, sondern dafür sorgen, dass sich möglichst viele Menschen mit dem Klima beschäftigen.

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