Siegen. Schülerinnen und Schüler haben während der Pandemie viel Stoff verpasst. Manche kommen besser klar, andere schlechter – allen fehlen Kontakte.

Beginnt jetzt der große Zulauf zur Nachhilfe? Stefan Hültner wagt die Prognose nicht. Sicher, sagt der Inhaber von „Stefans Nachhilfewelt“, „viele Kinder haben viel verpasst – es gab ja viele Tage, an denen gar nichts ging. Es wird schwierig, das jetzt nachzuholen.“

Andererseits, sagt Stefan Hültner mit Blick auf fast 25 Jahre Berufspraxis, „kommt es auf die Situation der Eltern an.“ Manche Kinder leben in Familien, die gut ausgestattet sind, in denen das einzige Kind umsorgt und begleitet wird und alle technischen Hilfsmittel zur Verfügung hat. Manche müssen sich aber auch den Computer mit Eltern und Geschwistern teilen. Allen gemeinsam ist, „dass ihnen die sozialen Kontakte fehlen“ – da gewinnt die Nachhilfe-Kleingruppe mit drei bis vier Kindern oder Jugendlichen zusätzlich an Attraktivität: „Die verstehen sich alle sehr gut.“

Bei Bedarf übernimmt das Jobcenter Siegen die Kosten für die Nachhilfe

Nachhilfe ist – zumindest bisher – kein Langzeitprojekt, sondern wird meist, wie es so schön heißt, aus gegebenem Anlass in Anspruch genommen: die bevorstehende Klausur, die anstehende Abschlussprüfung, der blaue Brief, manchmal auch der Wunsch, eine bereits gute Leistung zu verbessern. Die Eltern buchen für einen festgelegten Zeitraum ein Stundenkontingent, Stefan Hültner und seine Mitarbeiter sind dann flexibel: In bestimmten Situationen kommen die Kinder öfter, dann wieder weniger. Auch die Fächer wechseln. Wobei: Fast bei 70 Prozent, schätzt Stefan Hültner, drückt es vor allem in Mathe.

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„Das Beste ist, wenn man regelmäßig kommt – dann wird der Druck auch nicht so groß.“ Von allein kommen die Schüler aber nicht – auch das ist eine Erkenntnis des Nachhilfelehrers: „Die Eltern müssen da hinterher sein.“ Wobei Nachhilfe kein Einkommensthema sein muss: Bei Bedarf übernimmt das Jobcenter die Kosten.

Online-Nachhilfe ist für Siegener Stefan Hültner keine Alternative zur Präsenz

Corona hat der Nachhilfebranche bisher nicht in die Karten gespielt: Voriges Jahr musste er im Frühjahr zumachen, berichtet Stefan Hültner, „gerade in der Zeit, in der fürs Abi gelernt wird.“ In diesem Jahr traf der Winter-Lockdown die Zeit vor den Halbjahreszeugnissen. „Viele Klausuren werden ja auch nicht mehr geschrieben.“ Um die 50 Schüler sind derzeit in der „Nachhilfewelt“ angemeldet, zu Spitzenzeiten waren es mehr als 100.

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„Natürlich merke ich, dass viele Schüler Probleme haben“, sagt Stefan Hültner. Auf der anderen Seite gibt aber auch noch die Sorge von Eltern, ihre Kinder einem weiteren Infektionsrisiko auszusetzen. Online ist für den Nachhilfe-Anbieter nicht die beste Alternative. „Wir haben viel versucht“, berichtet Stefan Hültner über den Nachhilfe-Distanzunterricht, „aber wir können nie das schaffen, was in Präsenz möglich ist.

Lernhelden Siegen bieten Überblick über Nachhilfeschulen in der Region

Stefan Hültner weiß, dass vor allem die sowieso schwächeren Schüler unter den Folgen der Pandemie „doppelt und dreifach leiden“. Oft sind es auch gerade sie, denen die Eigeninitiative zum Nachholen fehlt. „Wenn ein Schüler keine Lust hat, hilft auch keine Nachhilfe. Ich kann keinem den Fleiß abnehmen“, sagt der Nachhilfelehrer. Der Staat hat das „Aufholprogramm“, mit dem auch Nachhilfe bezahlt werden soll, mit zwei Milliarden Euro ausgestattet. „Wir würden gern mithelfen.“

Eine Vielzahl von Internetportalen bietet die Vermittlung von Einzel-Nachhilfe an. Einen Überblick über Nachhilfeschulen bietet zum Beispiel die Seite lernhelden-siegen.de