Siegerland. Eltern aus Siegen und dem Siegerland bewerten Schul-Management besser als Südwestfalen-Durchschnitt. Dennoch sind sie oft empört bis fassungslos

Mit der Durchschnittsnote 2,97 bewerten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Corona-Checks im Siegerland die Maßnahmen, mit denen die Schulen durch die Pandemie gebracht wurden. Frauen und Männer sind sich in der Beurteilung einig, mit leichten Abweichungen.

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Die Altersgruppen bis 40 Jahre, in der die meisten betroffenen Familien zu finden sein dürften, ist in Siegen etwas kritischer (3,03) als die Älteren bis 60 (2,77), während die über 60-Jährigen mit 3,32 noch kritischer urteilen. Etwas anders sieht das Bild in den Kommunen rund um Siegen aus: Dort liegt die Gesamtnote ebenfalls bei 2,99.

Schul-Krisenmanagement in Siegen und Umgebung besser als in Südwestfalen

Frauen bewerten die Maßnahmen allerdings erkennbar negativer (3,06) als Männer (2,9), Jüngere durchweg positiver (bis 40: 2,79) als Ältere (40 bis 60: 3,11, über 60: 3,26). Die Spanne der Durchschnittsnoten reicht von 2,17 (Neunkirchen) bis 3,23 (Hilchenbach). Dazwischen liegen Wilnsdorf (2,76), Siegen (2,97), Netphen (2,98), Kreuztal (3,1) sowie Burbach und Freudenberg (beide 3,13).

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Allen Teilgruppen gemein ist, dass sie das Krisenmanagement rund um die Schulen in Siegen und im Siegerland durchweg besser bewerten als der Durchschnitt aller in Südwestfalen befragten Leserinnen und Leser dieser Zeitung.

Im Siegerland bekommt Neunkirchen am meisten die Note „sehr gut“

Unterschiede werden beim Blick auf die einzelnen Städte und Gemeinden erkennbar: In Burbach vergeben fast die Hälfte der Antwortenden (47,5 Prozent) die Noten 4 und 5. In Freudenberg geben zwar genau ein Viertel (25 Prozent) eine 5, aber auch 39,7 Prozent eine 1 oder eine 2. In Hilchenbach werden die Noten 1 bis 4 fast gleichmäßig – zwischen 16 und 19 Prozent – vergeben, nur für die 5 entscheiden sich 29 Prozent. Auch in Kreuztal ist die 5 die meistvergebene Note (27,4 Prozent) – gefolgt von Freudenberg und Burbach (25 Prozent). In Netphen ist es umgekehrt: 22,9 Prozent geben eine 1. 21,7 Prozent eine 4, 20,5 Prozent eine 5. Neunkirchen erreicht den positiven Spitzenwert mit 44,8 Prozent 1ern und 31 Prozent 2ern. In Siegen geben je fast ein Drittel eine 1 (32,8 Prozent) und eine 5 (30,6 Prozent). Und in Wilnsdorf ist die 1 mit 33,9 Prozent die meistvergebene Note.

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Demnach sind die Top 3 mit dem größten 1er Anteil im Siegerland Neunkirchen (44,8 Prozent), Wilnsdorf (33,9 Prozent) und Siegen (32,8 Prozent). Und die drei Kommunen mit den meisten 5en sind Siegen (30,6 Prozent), Hilchenbach (29 Prozent) und Kreuztal (27,4 Prozent).

„Ich bin platt“: Was die Leserschaft aus Siegen und dem Siegerland zu Schulen erzählt

„Es war teilweise unmöglich, was von Seiten der Schule von einem verlangt wurde“, schreibt eine Mutter, die mit Pandemiebeginn arbeitslos wurde – und deshalb Zeit hatte, das Homeschooling von drei Kindern zu betreuen. Ihr hätte eine Koordination der Schulen untereinander geholfen: „Warum macht die eine Schule einen um den anderen Tag Unterricht und die andere in Zwei-Tages-Blöcken? Warum werden die Gruppen nicht alphabetisch eingeteilt?“

„Ich sehe im Homeschooling eine Chance für Kinder, die sonst in der Schule Probleme haben“, heißt es in einer anderen Notiz auf dem Fragebogen. Bei ADHS stören Mobbing und Ablenkungen – „ich würde mir wünschen, dass es auch in Zukunft die Möglichkeit gibt, Digitalunterricht zu wählen.“

Grundschullehrerin aus Wilnsdorf: Ständige Angst vor Infektion in überfüllter Klasse

Aus Kreuztal berichtet eine Betreuerin: „Learning by Doing. Ich bin kein Lehrer und darf meinem Betreuungskind alles erklären.“ Richtiger Unterricht sei das nicht, mit nur wöchentlichen Videokonferenzen in Deutsch, Mathe und Englisch.

Eine Grundschullehrerin aus Wilnsdorf notiert: „Ständige Angst, sich in der überfüllten Klasse zu infizieren und dann die eigene Familie anzustecken.“

Betroffen ist auch die Pächterin eines Schulkiosks in Siegen: Bei 15 Wochen Ferien im Jahr habe sie keine Rücklagen bilden können, „schon der erste Lockdown war mein Untergang.“ Die Corona-Hilfen habe sie zurückzahlen müssen. „Ich bin platt und mache zu.“

„Meine Kinder leiden unter der Maske“, berichtet eine Mutter. Sie klagten über Übelkeit, Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen. „Das Leiden an den Maßnahmen interessiert in unserer Gesellschaft kaum jemanden.“

Siegener Ziehvater wütend über Arbeitsmoral mancher Lehrkräfte

Ein Mann aus Siegen: „Ich bin selbstständig und habe eine Frau mit drei Kindern auf unterschiedlichen Schulen geheiratet. Die Arbeitsmoral mancher Lehrer gepaart mit einer unfähigen Bildungsministerin zu erleben, macht mich wütender als so manche weggebrochene Einnahme während der Krise.“

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Eine Erzieherin und Mutter aus Netphen beobachtet und berichtet über Kinder aus Migrantenfamilien: „Vieles, was die Kinder an deutscher Sprache dazugewonnen haben, haben sie schlichtweg wieder vergessen. Ich sehe überforderte und abgemagerte Mütter, die sich wirklich Mühe geben. Ich erlebe den Frust sowie die Traurigkeit der Eltern und der Kinder. Ich erlebe die Panik und die Angst der Eltern, die sich davor fürchten, dass die Kitas/Schulen wieder geschlossen werden.“