Siegen. Der 20-jährige Angeklagte, der einen 74-Jährigen in Hilchenbach getötet haben soll, schweigt weiter. Seine Eltern äußern sich ebenfalls nicht.

Der Beschuldigte M. sei „ein netter Kerl, mit man gut reden konnte“, sagt ein Zeuge. Die Rede ist von jenem jungen Mann, der Ende August 2020 einen 74-Jährigen in Hilchenbach getötet haben soll, im Zustand der Schuldunfähigkeit. Er selbst äußert sich, wie schon vor einer Woche angekündigt, nicht zu den Vorwürfen.

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Das gilt auch für seine Eltern und seine Schwester, die am Montagmorgen von ihrem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch machen. Die Gründe dafür müssen sie nicht nennen. „Ich will das gar nicht hören“, versucht die Vorsitzende Richterin Sabine Metz-Horst die Mutter des 20-Jährigen zu unterbrechen, die spürbar aufgewühlt dennoch eine kurze Erklärung liefert. Sie habe eigentlich sehr viel zu sagen, „aber ich will doch die Verhandlung nicht sprengen, so viel Zeit haben wir nicht“. Es gehe ihr schlecht, sie könne auch am Prozess nicht teilnehmen, bringt die Zeugin hervor: „Ich liebe den Jungen über alles!“

Mord in Hilchenbach: Zeuge berichtet von täglichem Drogenkonsum des Angeklagten

Sie bleibt nicht im Saal, ihr Mann ebenfalls nicht. Der wird von der Vorsitzenden noch ermahnt, sich an die Regeln des Gerichtes zu halten. „Wir haben gehört, dass Sie versucht haben, Zeugen anzusprechen oder zu beeinflussen“, bringt die Richterin zur Sprache und warnt davor, in den Saal zu rufen oder sich einzumischen. Er wolle gar nicht bleiben, versichert der Vater ruhig. Nur die Schwester hört schließlich zu.

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Der eingangs zitierte Zeuge (18) hat wenige Monate mit dem Beschuldigten in einem Haushalt gelebt, in der Wohnung eines gemeinsamen Freundes. Er berichtet von täglichem Drogenkonsum, von Tagen, die ansonsten jeder für sich in seinem Zimmer verbracht habe. Ihm selbst sei es wichtig gewesen, möglichst viel mit seinen Eltern zu schreiben, die er infolge eines behördlichen Verbotes offiziell nicht sehen dürfe.

Hilchenbach: Zeuge erhielt in der Tatnacht Anruf vom Begleiter des Angeklagten

Psychische Auffälligkeiten will er bei M. nicht bemerkt haben. Auch davon, dass dieser – wie beim Sachverständigen berichtet – zeitweise mit anderer Stimme gesprochen haben und von Dämonen besessen gewesen sein will, oder auch den Wunsch geäußert hätte, jemanden zu töten, weiß er nichts. Von der Tat hat er am Mobiltelefon erfahren, wurde am Morgen des 24. August 2020 um kurz vor vier Uhr von H., dem Besitzer der Wohnung, angerufen, in der M. damals immer noch wohnte. Der Zeuge selbst war Anfang des Monats ausgezogen, wollte heraus aus der Drogenszene und Abstand gewinnen.

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„Er sagte, ich habe hier einen Mörder in der Wohnung, und wollte wissen, was er machen sollte“, erinnert sich der Zeuge an das Telefonat. Er sei angetrunken gewesen und habe die Sache erst später richtig ernst genommen, als er im Internet von der Tat gelesen habe. Trotzdem will er H. – der in der Nacht mit M. unterwegs gewesen und vor dem Haus des Opfers gewartet haben soll – geraten habe, sofort die Polizei zu rufen. „H. hatte Angst, dass ihm selbst etwas geschieht“, ergänzt er auf bohrendes Nachfragen der Vorsitzenden, die immer wieder darauf deutet, dass dieses Gespräch genau 19 Minuten und 35 Sekunden gedauert, also nicht nur ein paar Sätze beinhaltet haben dürfte. Er sei in Begleitung gewesen, hätte auch immer wieder mit seinen Freunden gesprochen, erklärt der Zeuge.

Zeugen fragten trotz Andeutungen einer Straftat nicht nach

Dessen Onkel (61) und ein weiterer Bekannter (42) aus dem Freundeskreis des H. werden ausführlich zum Charakter des M. und auch des H. vernommen, beide bleiben aber vage. Der Beschuldigte sei meistens im Bett gewesen. Übereinstimmend berichten sie, dass H. Angst vor M. gehabt hätte, von dessen Vater einmal gewarnt worden sei. Der habe vorgebracht, sein Sohn habe manchmal Anfälle und selbst ihn schon angegriffen. Einmal soll H. den Beschuldigten auch vor die Tür gesetzt haben.

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Dass beide Männer viele Gerüchte gehört, aber ausgerechnet bei H. nach Andeutungen einer möglichen Mitschuld nicht weiter nachgefragt haben, stößt bei der Vorsitzenden auf Unverständnis: „Der Mensch ist doch von Natur aus neugierig?!“ Die Zeugen widersprechen, sie wollten sich in nichts verwickeln lassen. Der ältere Mann hat das Opfer gekannt, als liebenswerten und hilfsbereiten Menschen, „mit dem ich ab und zu einen Kaffee getrunken habe“.

Angeklagter und späteres Opfer trafen sich Stunden vor der Tat zufällig in Hilchenbach

Der 42-Jährige berichtet, am späten Nachmittag des Tattags mit H. einen Spaziergang gemacht zu haben. Dabei hätten sie M. an der Hilchenbacher Aral-Tankstelle getroffen, mit Schnaps und Bier auf seinem Mountainbike. Der habe erzählt, am Bikepark einen Bekannten treffen zu wollen. Dann seien sie wieder gegangen, „weil H. sich um 19 Uhr noch mit seiner Freundin treffen wollte. Diese wird als letzte Zeugin des Tages erwartet, kommt ihrer entsprechenden Pflicht aber nicht nach und wird nun an einem der nächsten Termine im März vorgeführt.

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Eingeführt wird ein Video aus der Sparkasse, das den Beschuldigten beim Versuch zeigt, am Montag nach der Tat vom Konto des Opfers 11.139,99 Euro für zwei im Internet bestellte E-Bikes abzubuchen. Außerdem gibt es immer wieder Andeutungen in den Fragen des Sachverständigen, der von den Zeugen wissen möchte, ob sie etwas zum Thema Dämonen oder Okkultismus rund um M. und auch H. sagen können, zum Interesse am ersten oder zweiten Weltkrieg oder zur Diskussionen und Gerüchte über Kinderschänder, vielleicht auch in Richtung des Opfers. Die Antwort ist stets Nein. Jetzt ist Pause bis zum 4. März.

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