Siegen-Wittgenstein. Im neuen Regionalplan wird für Kreuztal ein interkommunales Gewerbegebiet „Kölsches Heck“ vorgesehen. Es gibt aber auch einen Alternativvorschlag.

Das Werk ist umfangreich, der Anspruch groß: „Impulse für die zukünftige Entwicklung“ will der neue Regionalplan geben, „um den Sprung in die Zukunft zu schaffen und um eine lebenswerte Region zu bleiben“. Der Regionalrat bei der Bezirksregierung in Arnsberg hat den Entwurf jetzt für die Öffentlichkeitsbeteiligung freigegeben, an dem seit 2017 gearbeitet wird.

Die Mehrzahl der 33 Kommunen in den drei Landkreisen müsse bis 2040 mit „teils erheblichen Bevölkerungsrückgängen“ rechnen, heißt es in der Einleitung. „Ausnahme ist die Großstadt Siegen, die durch Zuzüge mit einem leichten Bevölkerungszuwachs rechnen kann. Auch die angrenzende Stadt Kreuztal profitiert vom Zuwachs der Universitätsstadt Siegen.“

In acht Kapiteln stehen Ziele und Grundsätze zu Freiraum und Siedlung, Verkehr und Energieversorgung, allem vorangestellt das Thema Klima und Klimawandel.

Auch interessant

Gewerbegebiete

Festgelegt werden für den Kreis Siegen-Wittgenstein die interkommunalen Gewerbegebiete Kölsches Heck (Olpe, Wenden, Kreuztal) an der B 54 zwischen A-4-Abfahrt Krombach und Krombacher Höhe, Rübgarten 1 (Burbach und Neunkirchen), Industriepark Wittgenstein 1 und 2 (Erndtebrück, Bad Berleburg, Bad Laasphe). Darin entfallen auf Kreuztal 24, auf Burbach und Neunkirchen je 16, auf Erndtebrück 11, auf Bad Berleburg 24 und auf Bad Laasphe 10 noch verfügbare Hektar. Der Regionalrat hat darüber hinaus beschlossen, für Olpe, Wenden und Kreuztal auch das Gebiet Ruttenberg am Autobahnkreuz Olpe-Süd zu prüfen.

Auch interessant

Dem Kreis Siegen-Wittgenstein wird insgesamt ein Defizit von 228 Hektar Gewerbeflächen bescheinigt. Allein in Siegen fehlen 104, in Kreuztal 39 und in Wilnsdorf 20 Hektar. Bei der Betrachtung der Siedlungsflächen insgesamt entsteht allerdings, vor allem wegen der großen Reserve von Wohnbauflächen, ein Überhang von kreisweit 278 Hektar. Nur Siegen selbst hat auch dann noch ein Defizit von 55 Hektar.

Natur

Sieben Wildnisentwicklungsgebiete mit einer Gesamtfläche von 816 Hektar werden für den Kreis Siegen-Wittgenstein ausgewiesen – Olpe hat nur ein Zehntel, der Märkische Kreis knapp ein Drittel dieser Wildnisfläche. In der Regel handelt es sich um Staats-Laubwald: „Der Grundgedanke ist es, den an die Alters- und Zerfallsphase gebundenen Pflanzen- und Tierarten einen geeigneten Lebensraum zu bieten.“ Der „Ablauf natürlicher Prozesse“ soll dauerhaft und „vom Menschen unbeeinflusst“ gewährleistet werden.

Hinzu kommen Naturwaldzellen: in Netphen 52, in Burbach 29 und in Hilchenbach 5 Hektar. „In Naturwaldzellen bleibt die Natur sich selbst überlassen.“ Erforscht werden sollen natürliche, nicht von Bewirtschaftung beeinflusste Entwicklungsabläufe.

Ein eigenes Kapitel bekommt das Vogelschutzgebiet „Wälder und Wiesen bei Burbach und Neunkirchen“. Das Gebiet ist Teil des europäischen Netzes Natura 2000. Verboten sind alle Planungen und Maßnahmen, die die dort angesiedelten Arten und ihre Lebensräume beeinträchtigen.

Auch interessant

Verkehr

Die Verbindung von Siegerland und Wittgenstein über die Ortsumgehungskette Route 57 von Kreuztal bis Erndtebrück sei „von zentraler Bedeutung“, heißt es in dem Entwurf des Regionalplans. „Die Maßnahmen sind strukturpolitisch sehr bedeutsam, da die Verbindung zwischen dem Siegerland und Wittgenstein verstärkt wird.“

Darüber hinaus erscheint im Regionalplan eine „L 714 n“ als „Querspange“ von der L 714 (Wenden-Junkernhees) zur HTS – diese Verbindung war einmal zur Erschließung eines interkommunalen Gewerbegebietes „Landhecke“ für Kreuztal und Wenden gedacht, für das die Planung 2016 eingestellt wurde.

Ebenfalls wenig mehr als Erinnerungsposten sind die Ortsumgehungen Kaan-Marienborn, Irmgarteichen, Neunkirchen-Salchendorf und Wilden. Lediglich die Ortsumgehung Niederdielfen steht in der Prioritätsstufe 1, der Vorentwurf der Planung ist genehmigt.

Als „wichtige Stelle der Logistik“ wird das neue Kreuztaler Containerterminal bezeichnet. „Die Umschlagterminals“ (ein weiteres steht in Plettenberg) „leisten einen wesentlichen Beitrag bei der Verlagerung des zunehmenden Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene.“ Voraussetzung dafür sei aber auch der Ausbau der Ruhr-Sieg-Strecke. „Um im erweiterten Umfang Güterverkehre zum Beispiel in Form von Seecontainern aufnehmen zu können, müssen Tunnelquerschnitte und Gleisprofile geändert bzw. modernisiert werden.“

Ende offen

Eine zeitliche Marke, wann nach der Erörterung der Änderungswünsche der entscheidende Aufstellungsbeschluss gefasst wird, wird in den Vorlagen nicht genannt. 226 Verfahrensbeteiligte – das sind Kommunen, Behörden, Organisationen und auch Nachbar-Bundesländer – werden gezielt angesprochen. Der neue Regionalplan gilt nicht nur, wie sein Vorgänger von 2008, für die Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe, sondern auch für den Märkischen Kreis.

Für den Güterverkehr auf der Straße wird die Bedeutung der „Schwerlastroute Südwestfalen“ ­herausgestellt, die ab Wilnsdorf die Brückenbaustellen der A 45 umgeht und zu den Häfen Duisburg und Gelsenkirchen führt. „Für die Industrieregion Südwestfalen ist eine durchgängige Verkehrsanbindung für Schwerlasttransporte notwendig und von zentraler Bedeutung.“

Für den Bahn-Personenverkehr wird die Eröffnung neuer Haltepunkte in Buschhütten, Kreuztal-Mitte, Siegen-Kaan und Niederdielfen in den Plan aufgenommen.

„Der Radverkehr bietet auch Kommunen in ländlichen oder weniger verdichteten Regionen eine große Chance für die Erhöhung des Anteils der umwelt- und klimafreundlicheren Verkehrsträger“, heißt es in einem weiteren Verkehrs-Kapitel. Die Verbindungen Siegen-Kreuztal und Siegen-Neunkirchen werden für Machbarkeitsstudien zur Anlage von Radschnellwegen des Landes genannt. „Die Pendlerstrukturen könnten durch die Einrichtung eines Radschnellweges zum Teil auf den Verkehrsträger Fahrrad umgeleitet werden.“

Auch interessant

Windkraft

Der Entwurf des Regionalplans weist eine Reihe von „Windenergiebereichen“ aus: Darunter sind Gebiete, für die in den Städten und Gemeinden bereits Planungen begonnen wurden, und Flächen, die bereits vor Jahren von der Bezirksregierung vorgeschlagen und vor Ort abgelehnt wurden, zum Beispiel der Kindelsberg in Kreuztal. Eine Verpflichtung, in den „Windenergiebereichen“ Windräder zu errichten, ergibt sich aus dem Regionalplan nicht. Die so „gesicherten“ Flächen müssen allerdings von „entgegenstehenden Nutzungen“ freigehalten werden. Hilchenbachs Baudezernent Michael Kleber blickt entspannt auf das Werk: Die Stadt hat längst das gesamte Stadtgebiet auf Windparkeignung prüfen lassen – auch die nun wiederauftauchenden Flächen im Norden des Stadtgebietes sind durchgefallen. Und der neue Rothaar-Windpark 2 neben der Lümke geht seinen Weg: Positive Vorbescheide für sieben Anlagen auf Hilchenbacher Gebiet liegen vor, jetzt folgt der Bauantrag.

Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook.