Trupbach. Schwere Kettenfahrzeuge wie entmilitarisierte Panzer sind hervorragend geeignet, um das sensible Naturschutzgebiet Trupbacher Heide zu erhalten.

Brachiale Technik für ein sensibles Biotop: Zum zweiten Mal nach 2014 wird ein entmilitarisierter Kampfpanzer vom Typ Leopard I auf der Trupbacher Heide eingesetzt. Das beliebte Naherholungs- und hochwertige Naturschutzgebiet ist genau dadurch erst entstanden: Durch schwere Kettenfahrzeuge - die Trupbacher Heide war jahrzehntelang ein Truppenübungsplatz.

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Um eine solche Heide zu pflegen, ist ein Panzer genau das richtige.

Trupbacher Heide zwischen Siegen und Freudenberg: Entstanden durch Panzer

1936 entstand die Trupbacher Heide; die Wehrmacht rodete den Wald und legte einen Truppenübungsplatz an. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen nach kurzer Pause die belgischen Streitkräfte, deren Panzertruppe und Infanterie bis 1993/94 auf dem Gelände übten. Danach war noch ein paar Jahre die Bundeswehr vor Ort - seit 2004/05 ist das Militär verschwunden.

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"Die militärische Nutzung hat zu diesem Gebiet mit seinem Artenreichtum und ökologischen Besonderheiten geführt", sagt Dr. Jasmin Mantilla-Contreras, Leiterin der Biologischen Station Siegen-Wittgenstein: Das jahrzehntelange Befahren mit den tonnenschweren Panzern auf ihren gefederten Kettenlaufwerken hat die Landschaft offengehalten, die Böden verdichtet, tiefe Fahrspuren gerissen. Voraussetzungen für viele seltene (Pionier-)Arten, sich hier anzusiedeln.

In den tiefen Panzer-Fahrrillen entstehen kleine Temporärgewässer, in den Amphibien und Libellen leben, auf den Offenflächen siedelten sich seltene Pflanzen und Insekten wie Tagfalter an, Fledermäuse fliegen aus bis zu 20 Kilometern an, um hier zu jagen. Neben der gefährdeten Heidelerche mit zwölf Revieren haben sich auch viele andere teils gefährdete Vögel auf der Trupbacher Heide niedergelassen.

Alle paar Jahre schweres Gerät - entmilitarisierter Leopard wiegt 30 Tonnen

Die Heide wird immer wieder abgebrannt, ihre Oberfläche aufgerissen, der Boden offen, mager und nährstoffarm ge- und damit die Einzigartigkeit des Gebiets erhalten. Die Beweidung mit Schafen und Ziegen reicht dauerhaft nicht aus, das Abbrennen und Plaggen (Oberboden entfernen) auch nicht - alle paar Jahre braucht es noch schwereres Gerät, erklärt Jonathan Wende vom für die Fläche zuständigen Bundesforst. Geschähe das nicht, würde die Heide bald wieder zum Wald.

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Der entmilitarisierte 30-Tonnen-Panzer, der einem Siegerländer privat gehört, wird kommende Woche eine genau ausgearbeitete Route auf der etwa 100 Hektar großen Offenfläche der Trupbacher Heide abfahren und sie revitalisieren: Die kleinen Gewässer von Vegetation befreien zum Beispiel, die Oberfläche aufreißen, den Boden verdichten, die Rinnen weiter vertiefen. Denn durch die inzwischen regelmäßige Trockenheit sind im Sommer manche der Tümpel wasserfrei, andere zugewuchert und bieten seltenen Molchen keinen guten Lebensraum mehr.

Der brachiale Eingriff schadet der Trupbacher Heide nicht - im Gegenteil

Der Eingriff mag brachial wirken - ist er aber nicht, ganz im Gegenteil, erklärt Dr. Mantilla-Contreras: Im Winter sind auch die Trupbacher Heide und ihre Bewohner zu weiten Teilen im "Winterschlaf", die Schäden für die Tiere sind derzeit nur gering. Zudem ist der Panzer nur eine einmalige und ziemlich unüberhörbare Störung - die Tiere verschwinden einfach.

Problematischer sei vielmehr der stete und steigende Besucherstrom auf der Heide, sagt Dr. Heinz Meyer, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde beim Kreis: Menschen sind immer wieder auf der Heide unterwegs, teils mit Hunden, nicht alle bleiben vorschriftsmäßig auf den Wegen - permanenter Stress für die Fauna, die bei andauernden Regelverstößen nie wirklich Ruhe finden kann. Jasmin Mantilla-Contreras: "Wir brauchen diese Störung für die konkurrenzschwachen Arten, damit die starken Arten sie nicht verdrängen."

An diesem Tag gilt aus Sicherheitsgründen ein Betretungsverbot für die Trupbacher Heide. Entsprechende Schilder werden aufgestellt.