Siegen-Wittgentein. Die Grünen möchten die Möglichkeit einer Wanderschäferei in Siegen-Wittgenstein prüfen lassen. Laut Verwaltung fehlen Flächen und Fördermittel
Werden in Siegen-Wittgenstein in Zukunft vermehrt Schafherden durch die Gegend ziehen? Die Grünen hatten in einem Antrag zur Sitzung des Ausschusses für Umwelt-, Land- und Forstwirtschaft des Kreises gefordert, eine Machbarkeitsstudie zur Einrichtung der Wanderschäferei in Auftrag zu geben. Die Verwaltung sprach sich dagegen aus, der Ausschuss wünscht eine interne Prüfung der in Frage kommenden Flächen.
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Artenschutz durch Schäferei in Siegen-Wittgenstein
„Artenschutz geht uns alle an“, sagte Oliver Junker-Matthes (Grüne) – und um den Artenschutz gehe es seiner Partei mit diesem Antrag, der auch innerhalb der Fraktion „nicht unumstritten“ gewesen sei. „Beweidung ist die nachhaltigste, am wenigsten kosten- und arbeitsintensive, für die Bodengesundheit förderlichste und für die Fauna schonendste Form der Landschaftspflege“, heißt es in der Begründung der Grünen für die Einrichtung einer vom Kreis geförderten Wanderschäferei, die sich positiv auf die Artenvielfalt und das Landschaftsbild auswirken würde.
Flächen sind knapp in Siegen-Wittgenstein
Durch das Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) leiste der Kreis bereits einen „herausragenden Beitrag“ zum Naturschutz und zur Landschaftspflege. Die Wanderschäferei spiele dabei in Siegen-Wittgenstein aber traditionell keine große Rolle. Angesichts der Knappheit von Landwirtschaftsflächen könne die Einführung zu einem „Spannungs- und Konkurrenzverhältnis“ mit bestehenden Betrieben führen, so die Antwort der Verwaltung. Außerdem müssten die der Unteren Naturschutzbehörde zur Verfügung stehenden Ersatzgelder für „praktisch-reale Maßnahmen“ eingesetzt werden, für eine Machbarkeitsstudie müssten andere Fördermöglichkeiten gefunden werden.
Schäfer in Siegen-Wittgenstein unter Druck
Grundsätzlich sei gegen den Vorschlag der Grünen nichts einzuwenden, sagte Karl Heinrich Sonneborn (SPD). „Wenn Flächen da wären, sollte man das machen.“ Es sollte jedoch keine teure Studie in Auftrag gegeben werden, die Verwaltung solle selbst prüfen, wie viele Flächen für Schäferei zur Verfügung stünden.
„Artenschutz wird immer wichtiger in der Zukunft“, pflichtete Jutta Capito (CDU) bei. Es gäbe aber kaum mehr unbearbeitete Flächen.
Andreas Klein (FDP) wollte wissen, wie viele Flächen, wie viele Schäfer und Tiere es denn genau gebe. Vor der Erteilung eines Prüfauftrags müssten diese grundlegenden Fragen geklärt werden.
„Artenschutz kostet Geld“, sagte Oliver Junker-Matthes. Fördermittel seien genau dafür da, solche Zukunftsfragen zu lösen. Es gehe auch nicht nur um die Flächen des Kreises, sondern auch um kommunale und private Grundstücke, weshalb er die Machbarkeitsstudie für nötig und sinnvoll halte.
Arten der Schäferei
Zwischen drei Arten von Schäferei müsse unterschieden werden, erklärte Armin Küthe: Hüte-, Koppel- und Wanderschafhaltung.
Die Wanderschafhaltung sei im Kreis Siegen-Wittgenstein so gut wie ausgestorben und nicht mehr zeitgemäß.
„Artenschutz ist verdammt wichtig“, unterstrich auch Schäfer Armin Küthe, der als beratendes Mitglied im Ausschuss sitzt. Der Landwirtschaft würden immer mehr Flächen weggenommen, „das kann alles so nicht weitergehen“, sagte Küthe. Viele Schäfer stünden aufgrund der hohen Temperaturen in den vergangenen Jahren mit dem Rücken zur Wand. Unterstützende Maßnahmen seien deshalb nötig. Diese sollten jedoch in der Hand der Landwirte liegen.
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Biologische Station soll Flächen prüfen
Der Ausschuss einigte sich schließlich ohne offiziellen Beschluss darauf, dass die Verwaltung mithilfe der Biologischen Station prüfen soll, welche Flächen überhaupt in Frage kämen. Außerdem soll die Verwaltung nach Fördermitteln für eine etwaige Machbarkeitsstudie Ausschau halten. Besonders die Frage der Förderung wolle er zügig klären, versprach Umweltdezernent Arno Wied, so dass sie in die Haushaltsplanung 2021 einfließen könne. Für die Grünen-Fraktionsgeschäftsführerin Anke Hoppe-Hoffmann „ein vernünftiger Schritt in die richtige Richtung“.
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