Siegen/Freudenberg. Aus Naturschutzgebiet Trupbacher Heide zwischen Freudenberg und Siegen würde ohne Eingriff schnell Wald. Nach Panzern und Feuer helfen Maschinen.
Nach Panzern und Feuer nun also Raupenroboter und Radlader: Um das Naturschutzgebiet Trupbacher Heide zu erhalten, sind durchaus ungewöhnliche Pflegemaßnahmen nötig.
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In Abstimmung mit der Biologischen Station und der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Siegen-Wittgenstein beteiligt sich erstmals der Naturpark Sauerland-Rothaargebirge an den landschaftspflegerischen Maßnahmen – der frühere Truppenübungsplatz ist immerhin eines der „Juwelen“ des Naturparks, eine besonders schöne und besonders schützenswerte Landschaft.
Trupbacher Heide einiger Lebensraum in Siegen-Wittgenstein für Heidelerche
2200 Quadratmeter groß ist die Fläche, auf denen die Mitarbeiter von Erik Vlam mit einem Radlader Grasnarbe und Humusschicht entfernen, bis auf die nackte Erde. Was eher nach einer Zerstörung der Landschaft aussieht, hat in punkto Umweltschutz durchaus seinen Sinn: Die Trupbacher Heide ist der einzige Lebensraum für die seltene Heidelerche in Siegen-Wittgenstein.
Zwei Naturschutzgebiete in zwei Städten
Die insgesamt etwa 300 Hektar große Trupbacher Heide umfasst die Naturschutzgebiete „Heiden und Magerrasen bei Trupbach“ und „Kirrberg“, die zu fünf Sechsteln auf Siegener und zu einem Sechstel auf Freudenberger Stadtgebiet liegen.
44 Pflanzen-, 19 Brutvogel- sowie 21 Schmetterlingsarten der Roten Liste NRW sind hier nachgewiesen.
Etwa zehn Brutpaare leben hier, weiß Manuel Graf von der Biologischen Station. Die Heide ist eine von Menschen – in dem Fall von Panzern – gemachte Landschaft, die ohne pflegerische Eingriffe nach wenigen Jahren verbuscht und schließlich wieder zu Wald wird. Die Heidelerche benötigt Flächen mit nur wenig Vegetation, um Nahrung finden zu können.
Zwei Siegener Unternehmer bearbeiten fast 10.000 Quadratmeter mit zwei Raupen
7400 Quadratmeter bearbeitet Frank Bunzel mit zwei Raupen. Neben dem Oberbodenabtrag, um dem Zugvogel ein Habitat zu schaffen, ist das Siegener Gartenbauunternehmen Vlam auch für die „kosmetische“ Pflege der Heidelandschaft beauftragt worden; Erik Vlam hat sich dazu Unterstützung von Frank Bunzel geholt. Die Aufgabe: Den Ginster zurückzuschneiden, damit die Heidepflanzen besser gedeihen können. Mit einer ferngesteuerten Raupe mäht Bunzel die Pflanzen wenige Zentimeter über dem Boden ab, eine zweite Raupe wirft die abgemähten Pflanzen zur Seite und verteilt damit auch die Heidesamen über eine größere Fläche.
„Auf diese Weise schaffen wir bei Optimalbedingungen 8000 Quadratmeter pro Stunde“, sagt Frank Bunzel. Auf herkömmlichem Wege, mit Motorsensen und Freischneidern, würde ein Vielfaches an Zeit und Personal und damit Kosten benötigt. Schweres Gerät wie Traktoren sind für diese Arbeiten ungeeignet, da sie den Untergrund zu stark beschädigen würden und wären ebenfalls teurer.
9000 Euro Gesamtkosten, knapp, werden für beide Maßnahmen fällig. 70 Prozent davon sind Landesförderung, den Rest übernimmt der Naturpark.
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