Siegen. Das „Haus der Innovation“ will Gründern in Siegen und Umgebung durch Bündelung aller relevanten Faktoren unter einem Dach zum Erfolg verhelfen.
Im Schrank wächst Salat. In einem besonderen Schrank. Das „Innofarming Team“ entwickelt Technik für „vertical farming“, für den Anbau von Nahrungsmitteln in der Vertikalen. Es ist eines der ersten Start-ups, die im neuen „Haus der Innovation“ Quartier bezogen haben. Die Einrichtung, die am Donnerstag der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, soll zu einer der relevantesten Anlauf- und Schnittstellen für die regionale Gründerszene werden und die Erfolgsquoten von Start-ups verbessern.
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Die Universität Siegen und die Gründungsinitiative Startpunkt 57 haben sich für das Projekt zusammengeschlossen, letzterer gehören diverse Mitgliedseinrichtungen an, die alle in irgendeiner Form mit dem Thema Gründung zu tun und ein gesteigertes Interesse daran haben. „Hier wird das systematisiert, was wir ,An die Hand nehmen’ nennen“, sagt Klaus Gräbener, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Siegen.
„Haus der Innovation“ in Siegen vereint wesentliche Akteure der Gründerszene
Neu daran sei, dass die mit dem Thema ohnehin befassten Stellen das nun an einem Ort gemeinsam machen, es gemeinsam finanzieren und gemeinsam Personal stellen. Gründerinnen und Gründer finden damit alles, was für ihr Vorhaben relevant ist, unter einer Adresse – plus die Möglichkeit, Kontakte untereinander und in die Wirtschaft zu knüpfen und an Netzwerken Teil zu haben.
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Mit dabei sind von der Uni das Gründerbüro und das Gründungsprojekt „Ventus“, ab Januar außerdem das Fab Lab , das Innovationslabor, das zuvor im Herrengarten untergebracht war. Das Zentrum für Digitalisierung der Wirtschaft und Vertreterinnen und Vertreter der Startpunkt 57-Mitglieder sind ebenfalls vor Ort. Den Nutzerinnen und Nutzern des Hauses, verteilt auf Räume in der Sandstraße 26 und der Friedrichstraße 27, steht ein Co-Working-Space für Austausch und (Zusammen-)Arbeit zur Verfügung. Wer eine Idee umsetzen möchte, hat dort Zugriff etwa auf die 3D-Drucker des Fab Labs oder professionelles Know-how zum Thema Programmierung. Um diese Möglichkeiten in Anspruch nehmen zu können, sind allerdings erst einmal gewisse Voraussetzungen zu erfüllen.
Siegen: Haus der Innovation soll Gründer und etablierte Unternehmen zusammenführen
„Jeder, der eine Idee hat, ist herzlich eingeladen, hierher zukommen“, betont Burkhard Braach, Vorsitzender des Verwaltungsrats von Startpunkt 57 und Vorstandsmitglied der Sparkasse Siegen. Ob er oder sie aber auch in die Liste derer aufgenommen wird, die mit Hilde des Hauses ihre Ideen umsetzen können, hängt von der Qualität der Bewerbung ab.
Teamwork
Gründungen erfolgen häufig im Team, sagt Frank Ermert vom Gründerbüro der Uni Siegen. Im Schnitt tun sich zwei bis drei Leute zusammen.
Das Haus der Innovation soll auch Gründerinnen und Gründer von außerhalb in die Region ziehen.
Darüber entscheidet eine Jury, besetzt mit Fachleuten der Uni Siegen und Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaft. Letzteres ist im Konzept so fest verankert, weil es für beide Seiten große Chancen eröffnet. „Wir wollen Kontakte schaffen zwischen denen, die etabliert sind, und denen, die nachwachsen“, erklärt Klaus Gräbener von der IHK. Langfristig und erfolgreich am Markt operierende Unternehmen kommen so mit innovativen neuen Ideen in Kontakt – für die sie natürlich auch potenzielle Kunden sind. Und die Gründer können Verbindungen aufbauen und von Praxiswissen und -erfahrungen profitieren.
Gründer-Scouting an der Universität Siegen – und darüber hinaus
Vorgelagert ist ein Scouting-Prozess. Gerade an der Uni soll die Suche nach Gründungswilligen intensiviert werden. „Wir wollen den Trichter breiter machen“, sagt Dr. Martin Hill, Honorar-Professor an der Universität Siegen am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Neue Medien mit dem Fach Entrepreneurship. Wer dann die Jury überzeugt bekommt einen Platz im so genannten Inkubator-Programm im Haus der Innovation. Dabei geht es über zwölf bis 18 Monate um Bildungsangebote zu Themen wie Finanzen oder Personalführung – zu allem, was ein Unternehmer eben beherrschen sollte, selbstverständlich parallel zu Arbeit an der Geschäftsidee.
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Nächster Schritt ist ein Platz in einem der „Accelerator“, wo die Gründer ebenfalls für zwölf bis 18 Monate Räume beziehen und ihre Firma ans Laufen bringen können. Mit „The Summit“ gibt es einen solchen Accelerator bereits im Gewerbegebiet Martinshardt/Leimbachtal. Ein zweiter entsteht am Campus Buschhütten, ein dritter, extra für Gründungen im Sozialbereich, ist geplant, wie Martin Hill sagt. „Wir reden hier nicht nur über akademische Gründungen“, unterstreicht er. Auch der gewerbliche, handwerkliche und soziale Bereich liegen ausdrücklich im Fokus.
Hoffnung auf dauerhafte Effekte für den Wirtschaftsstandort Siegen
Die erste Inkubator-Staffel soll im kommenden Februar starten. Ziel des Hauses , so Martin Hill, seien 50 Gründungen pro Jahr. Nicht jede davon werde sich zu einem Erfolg entwickeln, der Erfahrung nach „schaffen es 20 bis 30 Prozent“. Das würde aber für die Region, in der die Unternehmerinnen und Unternehmen dauerhaft bleiben werden, wie die Verantwortlichen hoffen, immer noch eine Reihe neuer Firmen und Arbeitgeber bedeuten.
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„Wir haben ertragsstarke Unternehmen“, sagt Klaus Gräbener von der IHK. „Die werden aber weniger. Und wir haben ein Gründungsdefizit.“ Die Lücke, die sich so ergibt, soll das zunächst auf zweieinhalb Jahre ausgelegte Haus der Innovation verkleinern helfen. „Wir glauben an diesen Schmelztiegel“, hebt Burkhard Braach von der Sparkasse hervor. „Denn je besser die Rahmenbedingungen sind, umso höher die Quote derer, die es schaffen.“
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