Siegen. Bestandsaufnahme, positiv wie negativ, dazu die Online-Bürgerbefragung: Großes Fahrrad-Potenzial in Siegen – und große Emotionen beim Auto.
Knapp 900 Rückmeldungen hat die Stadt Siegen im Rahmen ihrer Online-Bürgerbeteiligung zum Verkehr in der Stadt erhalten. Das Aachener Büro für Stadt und Verkehrsplanung BSV, das für die Verwaltung das Klimaschutzteilkonzept Mobilität erarbeitet hat (wir berichteten) hat auf dieser Basis detaillierte Ortsbegehungen und -befahrungen durchgeführt.
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Herausgekommen ist eine Bestandsaufnahme der in Siegen oft schwierigen Verkehrssituation. „Der Verkehrsraum ist begrenzt, wir können nicht jedem Verkehrsmittel sein Optimum zuordnen“, sagt Dr. Katja Engelen, BSV.
Die Situation des Radverkehrs in Siegen
Die Bürger: Hier ist es vor allem ein Kritikpunkt: Fehlende oder mangelhafte Radwege, mit großem Abstand gefolgt von schlechter oder nicht vorhandener Radverkehrsführungen an Kreuzungen oder Kreisverkehren.
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Positiv: Das Fahrrad-Potenzial ist groß, insbesondere des E-Bikes – nur ein Stadtteil ist weiter als zehn Kilometer vom Zentrum entfernt. 13 Prozent der Siegener Haushalte verfügen über wenigstens ein E-Bike. Auf der Talachse gibt es nur moderate Steigungen, an Infrastruktur wie Beleuchtung von Radwegen oder Abstellanlagen und Fahrradboxen wird bereits gearbeitet. Ebenso an der Anpassung von Ampelschaltungen zu Gunsten von Fußgängern und Radfahrern.
Negativ: Siegen hat nun einmal viele Berge, die für untrainierte Radfahrer im Alltag ein erhebliches Hindernis darstellen können. Problematisch ist vor allem der Mischverkehr: Rad- und Autofahrer teilen sich sehr oft die Straße – einige fühlen sich mit dem Fahrrad auf der Straße nicht sicher. Und auch Radwege – die teils in verbesserungswürdigem Zustand sind – sind meist für den Mischverkehr geöffnet; hier sind oft auch Fußgänger unterwegs. An bedeutenden Verknüpfungs- und Zielpunkten gibt es zu wenige sichere Abstellanlagen und keine öffentliche Ladeinfrastruktur.
Die Situation des Kfz-Verkehrs in Siegen
Die Bürger: Beim Auto gehen die Meinungen der Befragten am deutlichsten auseinander. Dr. Katja Engelen begründet das bei der Bürgerinformationsveranstaltung mit sehr unterschiedlichen, auch emotional geprägten Perspektiven: Maßnahmen, die Radfahrer begünstigen, werden von Autofahrern oft eher kritisch gesehen, das Auto wiederum ist für viele Fußgänger und Radfahrer häufig problematisch. Am meisten wurden bei der Online-Befragung zentrale, vielbefahrene Strecken genannt: Freudenberger Straße, Leimbach- und Siegtalstraße, Schleifmühlchen, Kochs und Reichwalds Ecke. Besonders kritisiert werden mangelhafte Ampelschaltungen, Behinderungen durch parkende oder haltende Autos, Staus, schlechter Straßenzustand und zu hohes Tempo einiger Autofahrer.
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Positiv: Siegen ist an zwei Autobahnen (A45, A4) angeschlossen und verfügt auf der Hauptachse mit der HTS und der L 564 zwei parallele Verkehrsstraßen. 58 Prozent der Wege mit dem Auto sind kürzer als vier Kilometer, so Katja Engelen – Potenzial für eine Verlagerung auf den Umweltverbund. Parkhäuser und -leitsystem ermöglichen die fußläufige Erreichbarkeit der Innenstadt.
Negativ: Die zu den Stoßzeiten überlastete (Hütten-)Talachse bietet wenig Platz für mehr Verkehr – die Ampelschaltungen sind ein Hauptkritikpunkt der Bürger. Das Auto dominiert das Bild deutlich – drei von vier Wegen werden mit dem Kfz zurückgelegt. Die Straßen sind nicht flächendeckend in gutem Zustand und an Schulen gibt es Probleme mit Bring- und Holverkehr. Auf engen Straßen führen geparkte Autos zu Konflikten auf der Fahrbahn und den Gehwegen.
Die Situation des ÖPNV in Siegen
Die Bürger: Als drängendstes Problem sehen die Siegener Teilnehmer die Erreichbarkeit ihrer Ziele, geschuldet der fehlenden oder mangelhaften Anbindung. Bezüglich des ÖPNV werde man – wie auch beim interkommunalen Radverkehrsnetz – intensiv mit Kreis und ZWS als Aufgabenträger des Busverkehrs zusammenarbeiten, betont Katja Engelen. Park and Ride (P+R) und Bike and Ride (B+R).
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Positiv: Fünf Bahnhöfe oder Haltepunkte auch mit überregionalem Anschluss gibt es im Stadtgebiet, außerdem vier kostenlose P+R-Anlagen. Auf der Hauptverkehrsachse ist die Taktung gut, die Bahnhöfe sind überwiegend gut ans Bus-Netz angeschlossen. Mindestens an den ZOB Siegen und Weidenau entstehen Mobilstationen.
Negativ: Wünschenswert wäre eine schnellere Zugverbindung nach Köln und Hagen – das Auto ist hier deutlich schneller. Taxibusse oder andere Modelle für nachfrageschwache Orte und Zeiten wird empfohlen, ebenso eine übersichtliche digitale Darstellung der Möglichkeiten (App). Gerade in den Abendstunden und in den Stadtteilen bemängelten die Bürger die Anbindung. Busse und Autos teilen sich den Straßenraum, Siegens vielbefahrene Straßen fungieren als Nadelöhr, wo viele Bus-Verspätungen entstehen. Zu Stoßzeiten sind viele Busse zu voll.
Der Fußverkehr in Siegen
Die Bürger: Querungshilfen fehlen, Ampelschaltungen sind schlecht, Fußgänger werden durch parkende Fahrzeuge behindert – die Hauptkritikpunkte aus der Befragung.
Positiv: In allen größeren Stadtteilzentren gibt es Nahversorger, einige Fußgängerzonen und Aufenthaltsbereiche im Stadtgebiet sind autofrei. Die Stadt achtet auf Barrierearmut und passt Ampelschaltungen immer wieder für Fußgänger und Radfahrer an.
Negativ: Gehwege sind oft zu schmal und/oder zugeparkt. An einigen Stellen fehlen Zebrastreifen oder Fußgängerampeln.
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