Wilnsdorf. Christa Schuppler war elf Jahre lang Wilnsdorfs Bürgermeisterin, wurde aber nicht wiedergewählt. Wie geht es ihr damit? Ein Besuch in ihrem Büro.

Natürlich sei sie enttäuscht. Wenn sie es nicht wäre, sagt Christa Schuppler – wenn die Wahlniederlage am 13. September sie kalt gelassen hätte: Was würde das über ihre elf Jahre als Bürgermeisterin der Gemeinde Wilnsdorf aussagen? „Das ist ein Job, der allumfassend fordert. Den muss man machen wollen. Ich habe diesen Job voll und ganz gemacht – und gern.“

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Die 55-Jährige sitzt am Konferenztisch in ihrem Büro im Rathaus. Bis Ende Oktober ist sie noch im Amt, dann übernimmt Hannes Gieseler. Christa Schuppler ist entspannt, da ist keine Bitterkeit zu spüren, da gibt es keine Seitenhiebe. Sie spricht darüber, wie viel Spaß sie an ihrer Arbeit hatte, wie viel sie ihr auch abverlangte. „Ich habe mich elf Jahre mit viel Engagement eingesetzt, zeitlich und emotional. Aber das hat mir gefallen.

Christa Schupplers Wechsel nach Wilnsdorf: Eine Familienentscheidung

Was als Bürgermeisterin auf sie zukommen würde, sei ihr vorab weitgehend klar gewesen. Als Regionalleiterin Süd der Arge, Vorläuferin des Jobcenters, gehörte Wilnsdorf zu ihrem Zuständigkeitsbereich. So kam der Kontakt zur Gemeinde zustande, so lernte die Politik sie kennen und so sprach die CDU sie an, ob sie 2009 nicht für das Bürgermeisteramt kandieren wolle.

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„Mir war klar, Familie und Freundeskreis würden zurückstecken müssen“, erinnert sie sich. Sie habe das vorab intensiv mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern, damals 9 und 12 Jahre alt, besprochen, „ganz offen und auf Augenhöhe, weil es eben nicht um einen gewöhnlichen 9-to-5-Job ging“. Ihre Söhne hätten sie aber bestärkt, „Mama, das ist doch genau Dein Ding!“, habe der ältere konstatiert. Sie wurde gewählt, es folgte der Umzug von Dillenburg nach Wilnsdorf, „auch das war ein großes Thema für uns als Familie“.

Christa Schuppler: Als Wilnsdorfer Bürgermeisterin mit drei großen Krisen konfrontiert

Ihren Einstieg hatte sie 2009 während der Finanzkrise, Nothaushalt inklusive. 2015 folgte die so genannte Flüchtlingskrise, während derer sie die Maxime ausgab, die Menschen über alle Ortsteile zu verteilen und so ihre Integration zu erleichtern, anstatt eine riesige zentrale Einrichtung zu schaffen. Ihr Ausstand fällt in die Corona-Krise.

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Parallel und durchgehend beschäftigten sie vor allem die Modernisierung der Schulen, der Ausbau der Betreuungssituation, die zukunftsfähige Aufstellung der Feuerwehr und der Klimaschutz. Ihre Vorerfahrungen in der Verwaltung in Burbach und bei der Arge hätten ihr in vielen Fällen geholfen, aber sie habe auch in den vergangenen Jahren unendlich viel gelernt. Drei große Sondersituationen, dazu das Tagesgeschäft, das klingt nicht nur nach reichlich Arbeit, es war faktisch auch reichlich Arbeit. Christa Schuppler nennt es gut gelaunt „eine tolle Zeit mit vielen Herausforderungen“.

Wie Christa Schuppler den Wilnsdorfer Wahlabend am 13. September erlebte

Dass es am 13. September knapp werden würde, sei ihr vorher klar gewesen. Rund 52,6 Prozent der Stimmen entfielen auf Hannes Gieseler, 47,4 Prozent auf sie. „Ich hätte mir gewünscht, dass es andersherum gelaufen wäre“, sagt sie und lacht; ein ehrliches, offenes Lachen, mit dem man Dinge hinnimmt, die nun einmal nicht mehr zu ändern sind. Sie habe an diesem Abend das Geschehen verfolgt, habe von Wahlkreis zu Wahlkreis die Entwicklung beobachtet. „Ich war darauf vorbereitet. Aber so richtig darauf vorbereiten kann man sich nicht.“

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Ihr Mann war bei ihr. „Ich habe zum Glück einen ganz tollen Mann. Da braucht man gar nicht viel zu reden. Ein Händedruck reicht dann schon ein Stück weit.“ Weil sie am Tag nach der Wahl nicht im Rathaus und nicht zu sprechen war, wurde ihr vereinzelt Unprofessionalität im Umgang mit dem Ergebnis vorgeworfen. „Aber ich akzeptiere das Ergebnis natürlich.“ Der freie Tag, die Zeit für sich nach dem Wahlkampf , sei von vornherein geplant gewesen, „auch für den Fall eines Wahlsiegs“.

Kein Plan B: „Ich wollte diesen Job schließlich weiter machen“

In Analysen, warum die Dinge so gekommen sind, ergeht sie sich nicht. „Das Wählervotum wird von so vielen Aspekten beeinflusst, da kann man sich nie sicher sein“, betont Christa Schuppler – das gelte gerade angesichts des knappen Ausgangs. Wichtig sei ihr, was einer ihrer Söhne nach der Wahl geäußert habe. „Er sagte: ,Du hast das toll gemacht, Du solltest mit Dir zufrieden sein. Und denk daran, dass fast die Hälfte der Wähler Dich weiter wollten.’ Er machte mir klar, dass ich es trotzdem auch positiv sehen soll.“

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Ihr Dienst sei am zweiten Tag nach der Wahl ganz normal weitergegangen. Derzeit räume sie auf und bereite den Wechsel vor. „Ich will keine unnötigen offenen Baustellen hinterlassen. Mir liegt ja daran, dass das, was ich für die Gemeinde getan habe, gut fortgeführt werden kann.“ Was nach dem 31. Oktober passiert, sei noch offen. „Ich habe mir kein zweites Standbein aufgebaut und keinen Plan B aufgestellt. Ich wollte diesen Job schließlich weiter machen.“

„Ich glaube, dass sich ein spannendes Feld auftun wird“

Auf jeden Fall werde sie nun zunächst dem Privatleben mehr Raum geben, ihrer Familie, dem Kontakt mit Freunden. Mit ihrem Mann möchte sie in dem Rahmen, der unter den aktuellen Bedingungen möglich ist, reisen und in Ruhe überlegen. „Ich hatte immer das große Glück, dass sich mir Türen geöffnet haben, durch die ich dann aber auch beherzt hindurchgegangen bin. Ich schaue positiv in die Zukunft und glaube, dass sich ein spannendes Feld auftun wird.“

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