Wilnsdorf/Netphen. In Wilnsdorf und Netphen gab es bei der Bürgermeisterwahl Kopf-an_Kopf-Rennen. Wenige hundert Stimmen waren entscheidend.
In beiden Nachbargemeinden liefen am Wahlabend Zitterpartien. Etwas mehr als 700 Stimmen Unterschied bringen in Netphen die Entscheidung, in Wilnsdorf sind es noch nicht einmal 600 Stimmen. In Netphen schlägt das Pendel am Ende für Amtsinhaber Paul Wagener aus, in Wilnsdorf verliert Bürgermeisterin Christa Schuppler ihr Amt.
Wilnsdorf: Einer von den jungen Leuten
Hannes Gieseler ist einer, auf den die SPD in Siegen-Wittgenstein nach der Wahl besonders stolz ist. Neben Walter Kiß, der in Kreuztal seine dritte Amtszeit als Bürgermeister beginnt, sind es die jungen Leute, mit denen die Partei Hoffnung verbindet: Nicole Reschke (43) hat ihr Amt in Freudenberg verteidigt, Andreas Müller bleibt Landrat, Henning Gronau geht mit 75 Prozent gegen zwei Mitbewerber in Erndtebrück in die zweite Amtszeit – und in Wilnsdorf übernimmt Hannes Gieseler das Rathaus. Alle drei jungen Männer haben ihren 40. Geburtstag noch vor sich.
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Er habe mit diesem Ergebnis „nicht unbedingt gerechnet“, sagt Hannes Gieseler im Gespräch am Morgen nach der Wahl – zumal er im ersten Anlauf vor sechs Jahren gerade mal auf 31 Prozent gekommen ist. Anderthalb Monate Zeit bleiben ihm nun für den Berufswechsel, zu dem die Auflösung der eigenen Rechtsanwaltskanzlei gehört. „Erfahrung im Amt habe ich natürlich nicht“, sagt der künftige Bürgermeister, der nun die Zeit zur Vorbereitung nutzen will – die jungen Kollegen und die Kollegin sollen ihm da Ratgeber sein. Ein bisschen baut Hannes Gieseler auch auf Christa Schuppler: „Mir wäre daran gelegen, dass wir eine vernünftige Amtsübergabe hinbekommen.“
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Neuer Bürgermeister geht das Bauland-Thema an
Es seien nicht die großen Themen, die die Stimmung in der Gemeinde hätten umschlagen lassen, glaubt Hannes Gieseler. Die Schließung der vier Grundschulen wirke allenfalls noch in Anzhausen und Obersdorf nach, und Windkraftgegner finden auch in dem Neuen keinen Bündnispartner. Er habe ein Unbehagen festgestellt, das sich auf einen Mangel an Bürgernähe und Transparenz gründe, sagt Gieseler. Da werde er umsteuern. Und das aus seiner Sicht wirklich große Thema angehen: die Schaffung von Wohnraum. Klagen über den Mangel an Wohnungen und Bauplätzen habe er im Wahlkampf häufig gehört – dieses Problem anzugehen, „wäre eine der ersten Maßnahmen.“
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Mit Christa Schuppler, die auch am Montag nicht für ein Gespräch zur Verfügung stand, hat die CDU im Gemeinderat verloren: einen Stimmenanteil von rund zehn Prozentpunkten und gegenüber der Wahl 2014 drei Mandate, von denen allerdings Annemarie Bender und Karsten Helmes schon längst zwei zu ihrer neuen WPU mitgenommen hatten. Beide, Helmes sogar mit Flammersbacher Direktmandat, sind künftig in der BfW/FDP-Fraktion.
Netphen: Die Großen verlieren
Im Netphener Rat verschieben sich die Gewichte. Vor sechs Jahren bekam die CDU 15, die SPD 10 Sitze. Nun hat die CDU nur noch 12, die SPD 9, und die drei anderen Fraktionen legen zu.
Elf ihrer zwölf Mandate holt die CDU direkt, über die Reserveliste rückt nur Spitzenkandidat Sebastian Zimmermann ein. Stadtentwicklungsausschussvorsitzender Alfred Oehm und Rüdiger Bradtka büßen ihre Mandate ungeplant ein, anders als Gerhard Schmitt, Christoph Bansen und Bernhard Jüngst, die nicht wieder kandidiert haben. Während die CDU den Siegtal-Wahlbezirk Grissenbach/Nenkersdorf/Walpersdorf verliert, gewinnt sie den Bezirk Deuz 2/Beienbach von der SPD zurück. Der Salchendorfer Benedikt Büdenbender holt dort das Direktmandat, die SPD ist dort mit der neuen Kandidatin Jenny Püttmann nur dritter Sieger hinter Ulrich Brück (UWG).
Direktmandat für SPD-Fraktionschef Manfred Heinz
Die SPD holt nicht nur, wie 2014, erneut ihre vier Direktmandate in Dreis-Tiefenbach, Unglinghausen und Deuz. Erstmals gewinnt Fraktionschef Manfred Heinz auch den Bezirk Eckmannshausen/Frohnhausen/Oelgershausen. Heinz punktet nicht nur in Frohnhausen, wo er Ortsbürgermeister ist, sondern auch in Oelgershausen, wo er sich gegen den beitragspflichtigen Straßenausbau engagiert – dass Ortsbürgermeister Andreas Kringe (CDU) in Eckmannshausen die Nase vorn hat, ändert nichts mehr. Stadtverordneter Steffen Löhr und Rats-Rückkehrerin Stefanie Mengel schaffen es über die Reserveliste, ebenso die Rats-Neulinge Diana Borawski und Dr. Gerrit Kampmann, nicht aber mehr Ortsvereins- und Sozialausschussvorsitzender Marc Seelbach. Der Walpersdorfer Ortsbürgermeister Rüdiger Bradtka verliert im oberen Siegtal mit nur zwei Stimmen Unterschied gegen seine Grissenbacher Amtskollegin Annette Scholl (SPD). Vor sechs Jahren hatte Bradtka dort mit 17 Stimmen Abstand die Nase vorn – allerdings erst nach einer Wiederholungswahl, nachdem am Wahltag selbst in Walpersdorf Stimmzettel nicht ausgegeben worden waren.
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Der UWG gelingt ihr Stimmenzuwachs offenkundig im Windschatten von Bürgermeister Paul Wagener. Fraktionschef Helmut Buttler hat nicht mehr kandidiert. Erstmals bei der UWG dabei ist Wolfgang Decker, der es aber nur über die Reserveliste schafft und sein einst für die CDU errungenes Direktmandat in Netphen nicht verteidigen kann. 225 Stimmen bekommt der noch amtierende Ortsbürgermeister, Dr. Myriam Schultze kandidiert dort nun für die CDU und erhält 301 Stimmen. Erhard Braas verteidigt sein Direktmandat in Dreis-Tiefenbach, als amtierender Ortsbürgermeister wird dort Reinhard Kämpfer zweier Sieger hinter SPD-Mann Lothar Kämpfer und verweist Ilir Kasumi (erst UWG, jetzt CDU) auf Platz 3.
FDP in komplett neuer Besetzung
Bei den zu doppelter Größe erstarkten Grünen setzt sich eine Familientradition fort. Silvia Glomski wird ihren Sohn Tobias in der Fraktion begrüßen – so wie einst die scheidende Fraktionschefin Helga Rock ihren Sohn Simon, der am Sonntag an seinem neuen Wohnsitz in den Kreistag des Rhein-Kreises Neuss gewählt wurde.
Die FDP hatte 2014 nur einen Sitz, bis der Eckmannshausener Eberhard Vitt von der CDU herüberwechselte. Vitt ist nun bei der UWG zu Hause – und Kopetzki draußen. Sein Listenplatz 3 reichte nicht; die FDP wird nun durch die beiden Ratsneulinge Olaf Althaus und Louis Roth vertreten.
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