Wilnsdorf. Die Bürgermeisterin der Gemeinde Wilnsdorf betont vor allem die Bedeutung von intensiver Kommunikation mit den Menschen.

Nach nur wenigen Wochen im Amt verhängte sie eine Haushaltssperre. Wilnsdorfs finanzielle Lage sei damals, Ende 2009, „ganz schwierig“ gewesen, sagt Bürgermeisterin Christa Schuppler, und das Ausmaß „war vielen gar nicht bewusst“. Sie habe sich mit dem Kämmerer besprochen. Die Zahlen lagen auf dem Tisch, „da habe ich gesagt: Dann müssen wir das jetzt eben machen.“

Keine populäre Entscheidung, aber eine notwendige, sagt die 54-Jährige. Sie habe die Gründe immer wieder erläutert, das Team im Rathaus, die Politik und die Wilnsdorfer seien diesen Weg gut mitgegangen. „Aber klar: Freudig auf Händen getragen werden ist was Anderes.“

Perspektiven

Christa Schuppler trat ihren Posten am 21. Oktober an. Den bevorstehenden zehnten Jahrestag nimmt sie zum Anlass für einen Rückblick. Und einen Blick nach vorn, denn 2020 wird sie erneut zur Wahl antreten. Natürlich seien es im Jahr 2009 mit der schwierigen Haushaltslage und der internationalen Finanzkrise „keine idealen Voraussetzungen für einen Start in dieses Amt“ gewesen. „Aber ich habe schon immer Herausforderungen gesucht. Ich wollte mich nicht zurücklehnen.“

Zur Person

Christa Schuppler, geboren 1965, ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt seit acht Jahren in Wilnsdorf. Zuvor wohnte sie in Dillenburg.

Sie ist ausgebildete Verwaltungsfachangestellte und hat einen Abschluss als Diplomverwaltungswirtin von der Verwaltungsfachhochschule Gießen.

Von 1991 bis 2005 arbeitete sie als Verwaltungsbeamtin im gehobenen Dienst bei der Gemeinde Burbach.

Von 2005 bis 2009: Leiterin der Arge Siegen-Wittgenstein Regionalbereich Süd mit Sitz in Wilnsdorf.

Die parteilose Kandidatin wurde 2009 von der CDU aufgestellt, gewann die Wahl und trat am 21. Oktober das Amt als Bürgermeisterin an. Im Mai 2014 wurde sie wiedergewählt.

Nach wie vor habe die Gemeinde den Haushaltsausgleich im Jahr 2022 fest im Blick, „das werden wir auch erreichen“. Und für die Zeit danach, wenn Wilnsdorf wieder „mehr Beinfreiheit“ habe, „werde ich noch einige Ideen haben, was man zusätzlich verbessern kann“

Beteiligung

Wichtig sei gewesen, „die guten Strukturen, die in der Gemeinde Wilnsdorf vorhanden sind, zu erhalten und das Engagement der Wilnsdorfer zu fördern – ihnen mehr Möglichkeiten zu bieten, sich an der Entwicklung der Gemeinde zu beteiligen.“ Für Letzteres habe sie beispielsweise ihre monatlichen Bürgersprechstunden eingeführt.

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Viele Anregungen und Ideen seien auch durch das Integrierte kommunale Entwicklungskonzept (IKEK) zusammengekommen. „Es war richtig klasse, wie die Leute sich beteiligt haben“. Die Konzepte „sind nun ein Stückweit ein Fahrplan für uns“.

Themen

Einige Themen greift die Bürgermeisterin in ihrem persönlichen Rückblick auf ihre bisherige Amtszeit heraus. Die Bedeutung der Feuerwehr und den Aus- und Umbau der Gerätehäuser; die Betreuung an Schulen, den Klimaschutz in der Kommune, Förderung und Netzwerkarbeit mit der Wirtschaft – nicht nur wegen der Gewerbesteuer, sondern auch, „um gute Arbeits- und Ausbildungsplätze in der Gemeinde zu haben“; den Einzelhandel, der in Wilnsdorf gute Versorgung biete; Betreuung und Integration von Flüchtlingen, die gerade dank des ehrenamtlichen Einsatzes vieler Bürgerinnen und Bürger gelungen seien; den Ausbau schnellen Internets, das Sport- und das Kulturangebot.

Kommunikation

Gerade diese Bandbreite sei das Schöne „an diesem wunderbaren Beruf, der eine Themenvielfalt hat, die immer wieder Neues bringt“, sagt Christa Schuppler. Ein alles verbindendes Grundelement sei die Notwendigkeit der Kommunikation. „Reden, reden, reden. Immer wieder ins Gespräch kommen und versuchen, die Menschen mitzunehmen“, sei eine wesentliche Anforderung an sie als Bürgermeisterin – und wenn zehn Mal nicht reiche, dann eben noch ein elftes Mal.

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Bürgerinnen und Bürger seien in der Regel bereit, auch unerfreuliche Entscheidungen wie Einsparungen oder eine Steuererhöhung mitzutragen, wenn ihnen die Gründe dafür bekannt und einleuchtend seien.

Geduld

„Einfach verordnen, Stempel drunter und das war’s – das geht nicht. Wir müssen die Dinge, die wir als Gemeinde tun, immer wieder erklären. Dafür stehe ich, und dafür bin ich da.“ Das schließe die zeitliche Dimension ein. „Das meiste geht nicht von jetzt auf gleich. Gerade große Entscheidungen tragen oft in die Zukunft.“ Zusammenhänge und Dimensionen deutlich zu machen sei wichtig. „Schlimm ist, wenn Leute behaupten, sie hätten für komplexe Probleme die schnelle Lösung. Das wird weder den Sachverhalten noch den Menschen gerecht“, sagt die Bürgermeisterin. „Für manche Probleme gibt es keine einfachen und schnellen Lösungen.“

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Gerade ein Projekt wie ein Haushaltsausgleich sei nicht binnen zwei Jahren zu realisieren; zumindest nicht, wenn man gleichzeitig Strukturen erhalten wolle, die eine Gemeinde lebenswert machen. „Man braucht einen langen Atem. Den habe ich.“

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