Siegen. Siegens Oberstadt wird in der Coronakrise an Wochenenden Hotspot für Saufgelage. Die Stadt reagiert, es drohen Alkohol- und Betretungsverbote.

Vermüllung, Lärm, Wildpinkeln, Nicht-Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen: An Marktplatz und Fissmer-Anlage in der Oberstadt gibt es an den Wochenenden zunehmend Probleme wegen größerer Menschenansammlungen, bei denen sind sich nicht alle Beteiligten an das Mindestmaß angemessener Verhaltensregeln halten. Die Stadt Siegen kündigt gestaffelte Gegenmaßnahmen an. Sollten sich die Probleme mit moderaten Schritten nicht abstellen lassen, könnte es langfristig sogar Betretungsverbote für bestimmte Bereiche und Zeiten geben.

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Die Lage in der Oberstadt Siegen

„Ich würde es gerne vermeiden, aber es hängt vom Verhalten der Leute ab“, sagt Siegens Ordnungsdezernent Arne Fries im Gespräch mit dieser Zeitung über die ganz rigorosen Schritte. Anwohner der Oberstadt beobachten seit einigen Wochen eine Verschärfung der Lage an den Wochenenden, der Verwaltung ist das Problem bekannt. Besonders übel sah es am und rund um den Marktplatz am vergangenen Wochenende aus.

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Er sei nach dem Open-Air-Kino am Samstag gegen halb 1 selbst am Marktplatz vorbeigekommen, sagt der Dezernent. „Es war stark frequentiert. Ich habe schon gesehen, dass da getrunken wurde. Aber der Geräuschpegel war der Menge der Menschen angemessen und ich hatte erst mal einen sehr angenehmen Eindruck.“ Als er sich den Bereich am nächsten Morgen angeschaut habe, sah die Sache anders aus: Überall leere Flaschen und Abfälle, eindeutige Spuren wilden Urinierens selbst an der Nikolai-Kirche: „Das hat mich schon getroffen, dass das so katastrophal aussah. Das darf nicht sein.“

Erweitertes Blickfeld

Probleme gibt es laut Arne Fries auch in anderen Stadtteilen, etwa Geisweid oder Weidenau. Primär gehe es dabei aber um Lärm, angesichts des aktuell sehr sommerlichen Wetters nicht unbedingt ungewöhnlich.

Das städtische Sicherheitskonzept, seit 2018 in Kraft, schließt ausdrücklich die gesamte Stadt mit allen Stadtteilen ein.

Gelage in der Siegener Oberstadt: Der Kontext

„Die Menschen nutzen einfach die lauen Abende“, sagt Arne Fries. Die Clubs sind wegen der Corona-Pandemie zu, Zusammenkünfte in geschlossenen Räumen versuchen viele Leute derzeit zu vermeiden. „Das Bedürfnis der Menschen, sich mit anderen Menschen zu treffen, ist völlig verständlich“, betont der Dezernent. Das könne auch gerne im öffentlichen Raum geschehen, nur „den sollte man bitte so hinterlassen, wie man ihn vorfindet“.

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Kontrollen in Siegen: Die Schwierigkeiten

„Flächendeckende Kontrollen sind nicht möglich“, erklärt Arne Fries. Zwar habe das Ordnungsamt bereits seine Einsatzzeiten erweitert und arbeite mit der Polizei zusammen – ein wichtiges Element des städtischen Sicherheitskonzepts ; aber Siegen ist groß und die personellen Ressourcen sind begrenzt. Gerade die Möglichkeiten zur Überwachung der Einhaltung von Corona-Auflagen stoßen entsprechend an Grenzen, „aber wir appellieren da an die Eigenverantwortung“, so Arne Fries. Bei den Zusammenkünften oder auch Gelagen in der Oberstadt komme Alkohol als verschärfender Faktor hinzu. Nach dem dritten Bier nimmt es eben nicht mehr jeder so genau mit Mindestabstand und Maskenpflicht.

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Die Maßnahmen der Stadt Siegen gegen Saufgelage

Bisher setzt die Verwaltung auf Dialog, sucht vor Ort das Gespräch mit den Menschen, bittet um angemessenes Verhalten, und „die meisten reagieren ganz vernünftig“. Dafür sind Beschäftigte von Ordnungsamt und Stadtreinigung gemeinsam unterwegs, verteilen auch Flyer. Zu diesem Wochenende wurden außerdem mehr Abfallbehälter in den betroffenen Bereichen aufgestellt, „immer einer in Flaschenwurfweite“, sagt der Dezernent. Wenn das alles aber nichts bringen sollte, „müssen wir andere Maßnahmen erwägen“. In Betracht kämen ein Alkoholverbot, im Extremfall sogar Betretungsverbote. „Plätze ab bestimmten Zeiten sperren, das lässt sich durchsetzen“, sagt Arne Fries. „Ich bin aber noch guter Hoffnung, dass der Verstand siegt.“

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