Siegen. Neben physischem Schmutz will der Initiativkreis Quartier Hammerhütte auch die Rechtsextremen loswerden. Idee: Schlachthausstraße umbenennen.
Die Hammerhütte soll schöner und sauberer werden. In jeder Hinsicht. Praktisch, symbolisch, auch politisch. Das haben sich gleich mehrere Gruppen vorgenommen, die am Ende der Straße Effertsufer im Quartier aktiv geworden sind.
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Angefangen beim Feuerwehrgerätehaus wird gefegt, Unkraut gerupft, werden Grünflächen zurückgeschnitten. Vor allem soll auch Müll abgeräumt werden. Die Politik tue viel zu wenig für den Stadtteil, findet Günther Langer, der für die UWG, vor allem aber den Heimat- und Verschönerungsverein Achenbach spricht.
Freiwillige sind auf der Hammerhütte mit großem Einsatz bei der Sache
Die Hammerhütte gehört nicht unbedingt zum Wirkungskreis des Vereins, „aber es fehlte an einigen Dingen“, erklärt Langer, warum die Achenbacher hier „zumindest für den Auftakt“ tätig geworden sind und dem neu gegründeten „Initiativkreis Quartier Hammerhütte“ mit „Material, ausreichend Manpower und Logistik“ unter die Arme greifen. Ein schöneres Stadtbild sei dem Verein wichtig, auch außerhalb Achenbachs.
Rund 40 Anwohner und Mitglieder des Heimatvereins sind im Einsatz und wollen hinterher gemeinsam grillen. Da bis dahin kaum alles geschafft sein wird, „werden wir wohl noch ein paar weitere Termine machen müssen“, ist Günther Langer überzeugt. Wichtig sei aber zunächst einmal, einen Anfang zu machen. Weshalb die Aktiven auch nicht bis zum offiziellen Start gewartet haben, sondern schon fleißig bei der Sache sind, als der offizielle Startschuss fällt.
Siegener Bündnis möchte Zeichen setzen für bunten Stadtteil Hammerhütte
Mit dabei sind die AWO Siegen, die evangelische Martini-Kirchengemeinde, die katholische Pfarrgemeinde St. Peter und Paul, Graffitikünstler und einige Unternehmen aus dem Umfeld, die gemeinsam ein Zeichen für einen „bunten Stadtteil“ setzen wollen. Dazu wiederum gehört für die Beteiligten auch, klare demokratische Zeichen zu setzen. Über politische und ideologische Grenzen hinweg soll zusammengearbeitet werden, der Stadtteil bunt und lebenswert daherkommen, wobei eine Ideologie ausdrücklich außen vor bleiben soll. „Ein solches Gedankengut wie beim ‚III. Weg’ passt nicht zu einer offenen und toleranten Stadt Siegen!“, sind sich alle einig.
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Vielleicht reiche es ja schon aus, die Kleinstpartei „rechts liegen“ zu lassen, formuliert etwa Pfarrerin Ute Waffenschmidt-Leng, die ein wenig befürchtet, dem „III. Weg“ durch zu viel Aufmerksamkeit in die Hände zu spielen. Wobei deren „krudem Gedankengut“ trotzdem entschieden entgegengetreten werden müsse. Ein Ausdruck dieses Gesamtvorhabens ist es, zwei Graffitikünstler mit dem Übermalen von rechten und auch linken Schmierereien an Stromkästen zu beauftragen. Julian Arzdorf und Daniel Simonazzi wollen es bunt, fröhlich und für alle Altersgruppen attraktiv gestalten.
Idee: Schlachthausstraße in Siegen umbenennen – etwa in „An der Weißen Rose“
Studierendenpfarrer Ralph van Doorn ist selbst vor kurzem ans Effertsufer gezogen und hat ein persönliches Interesse an einem harmonischen Quartier. „Als ich mir die Wohnung ansah, kam von links eine arabische Familie, von rechts hörte ich türkische Klänge. Genau das Richtige für einen Jungen aus dem Ruhrgebiet. Hier ist es bunt, hier willst Du leben“, strahlt der Pfarrer.
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Die Studentin Clara Wanning (24) hat die Idee, den Rechtsextremen die Anwesenheit im Quartier mit einer symbolischen Geste zu versauern. Sie schlägt vor, die Schlachthausstraße umzubenennen, etwa in „Rosa-Luxemburg-Straße“, „Bruno-Kappi-Straße“, „Regenbogen-Boulevard“ oder „An der Weißen Rose“, zum Gedenken an die Geschwister Scholl. Pfarrer Ralph van Doorn findet die Aktion gut, „irgendwie viel besser, als die Demonstrationszüge, bei denen die eine Seite so laut brüllt, wie die andere“.
Bürgerversammlung zur Straßenumbenennung angeregt
„Tolle Idee“, findet ebenfalls der Grüne Bürgermeisterkandidat Michael Groß, der es sich gemeinsam mit seinem SPD-Kontrahenten Ingmar Schiltz nicht nehmen lässt, ein wenig Wahlkampf vor Ort zu machen. Groß erinnert an die guten Erfahrungen mit großen Bündnissen in Siegen und schlägt der jungen Frau zwei mögliche Wege vor, einen Bürgerantrag im Rat oder eine Unterschriftensammlung.
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Möglich sei auch eine Initiative aus der Politik, wobei er instinktiv von einer breiten Unterstützung ausgeht, „von einer Partei einmal abgesehen“. Wichtig sei allerdings, dass die Anregung möglichst direkt aus dem Quartier komme und dessen Anwohner – etwa durch Bürgerversammlungen – mitgenommen würden.
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