Siegen. Gegen den „3. Weg“ gehen rund 1000 Siegener auf die Straße. Die Politik ist „empört“ und „schockiert“ über den Vermieter.
Rund 1000 Menschen haben am Freitag in der Siegener Innenstadt gegen den rechtsextremem „3. Weg“ demonstriert, der am Montag in der Hammerhütte ein „Büro“ eröffnet hat. Fast drei Mal so viele Menschen wie erwartet sind den Aufrufen „Nazis raus“ und „Siegen bleibt bunt“ gefolgt.
Hammerhütte, kurz vor 17.30 Uhr: Aus allen Seitenstraßen strömen Menschengruppen mit Transparenten zum Parkplatz an der Siegerlandhalle, wohin die Kundgebung von vornherein verlegt wurde – der Scheinerplatz vor dem Apollo wäre zu eng gewesen. Parteien und Verbände, von der AWO bis zur christlich-jüdischen Gesellschaft, zeigen Präsenz. Und Anlieger, die sich provoziert fühlen. In der Hammerhütte leben Menschen vieler Nationen miteinander. „Ich will. dass das so bleibt“, sagt einer, „was soll eine Kleiderkammer nur für Deutsche?“ Er weist auch auf die Stolpersteine in seinem Viertel hin. Das gab es schon einmal, dass Menschen ermordet wurden, die anders waren. Der Staatsschutz stuft den „3. Weg“ als gefährlich ein.
Es dauert eine Weile, bis sich der Demonstrationszug in Bewegung setzen darf. Es gibt Diskussionen über Masken (erlaubt) und Vermummung (verboten). Die Auflage, dass nur 400 mitgehen dürfen, erweist sich als uneinhaltbar. Um die 600 machen sich am Ende auf den Weg durch die Koblenzer Straße. An Kochs Ecke hupen Autofahrer, nicht wegen der Wartezeit, sondern weil sie die Demonstrieren den unterstützen wollen. Mit „Alerta!“-Rufen geht es am Kölner Tor vorbei durch die Sand- und Hindenburgstraße zum Bahnhof.
Brief an Vermieter
In einem offenen Brief haben die Vorsitzenden der Ratsfraktionen von CDU, SPD, Grünen, UWG und Linken den Vermieter der Schlachthausstraße 2 aufgefordert, das Mietverhältnis mit dem „3.Weg“ sofort zu beenden. Sie seien „schockiert“ und „empört“.
„Wir sind alle schockiert“, sagt ein Redner ins Megafon. um den Umstehenden den Anlass des Aufzugs zu erklären. „Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda.“ Jetzt ist auch Zeit, das wohl kleinste Transparent in DIN-A3-Größe auf einem Pappdeckel zu lesen: „Man darf nicht nur dagegen sein, man muss auch was dagegen tun.“
Kein Zug durch die Hammerhütte
Der Zug geht weiter durch die Achenbacher Straße und in die Badstraße. Dann, kurz vor der Einmündung der Wiesenstraße, gibt es einen Stopp und hier und da Verstimmungen: Die Polizei hat das ganze Quartier abgeriegelt, die Demo wird über die Koblenzer Straße zur Siegerlandhalle zurückgeleitet. Der Weg durch die Wiesenstraße und, vor allem, durch die Schlachthausstraße am Stein des Anstoßes vorbei, ist versperrt. Polizeisprecher Meik Scholze nennt später Gründe: Es waren zu viele Menschen für die enge Straße, und man habe, aus Coronaschutzgründen, die Veranstaltung verkürzen wollen.
Siegen geht auf die Straße gegen Rechts
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Gegenkundgebung mit zehn Teilnehmern
Gegen 19.30 Uhr löst sich die Demo mit einem Aufruf auf: „Lasst uns immer mehr werden.“ Vorbei sein dürfte jetzt auch die Gegenkundgebung des „3. Weges“ in der Schlachthausstraße. Zehn Personen seien dort dem Aufruf „Antifa-Terror entgegentreten“ gefolgt, berichtet die Polizei. Und: Eine Fensterscheibe in der Koblenzer Straße wurde eingeworfen. Sonst war alles friedlich.
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