Kreuztal. Der Landschaftsverband spricht sich gegen den Stromleitungsbau durch das Heestal und ein Umspannwerk in Junkernhees aus.

Die Abteilung Denkmalpflege des Landschaftsverbandes hat sich erneut gegen die Planung der Amprion-Höchstspannungstrasse durch das Heestal und den Bau eines Umspannwerks auf der Dänischen Wiese gegenüber von Schloss Junkernhees ausgesprochen. Anlass für die Stellungnahme ist die „vertiefende Betrachtung zur Umweltverträglichkeitsuntersuchung für das Schutzgut Kultur- und Sachgüter“, die die Bezirksregierung nach den Erörterungstermin im November 2018 in Attendorn angefordert hatte.

Stellungnahmen mit ähnlicher Tendenz wurden auch von Stadt Kreuztal und Bürgerinitiative Junkernhees abgegeben. Beide, Stadt und Bürgerinitiative, sprechen sich für eine Alternativtrasse aus, die ab Fellinghausen durch den Wald verläuft, Abstand von Schloss Junkernhees, Hof Wurmbach und der Ortslage Meiswinkel hält. Das geht aus den Stellungnahmen zu einer „ergänzenden Betrachtung der Variante Meiswinkel und Junkernhees“ hervor, die die Bezirksregierung im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens ebenfalls angefordert hat.

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Die Denkmalschützer: „Verunstaltung“

Der Landschaftsverband urteilt so: Durch „technische Überprägung“ erfolge eine „Verunstaltung und der Verlust von historischem Grünland“, nämlich der dann nicht mehr bewirtschaftbaren und im Ergebnis verbuschenden Dänischen Wiese, und somit die „substanzielle Beeinträchtigung einer historisch gewachsenen Kulturlandschaft. Ausdrücklich lehnen die Denkmalschützer den Plan für ein 15 Meter hohes Umspannwerk ab, das auf einer 60 Mal 20 Meter großen Grundfläche errichtet werden soll: „Aufgrund der zu erwartenden erheblichen Beeinträchtigungen der historischen Kulturlandschaft halten wir es für zwingend notwendig, nochmals eingehend die Möglichkeit von Alternativstandorten für die Umspannanlage zu prüfen. Aus Sicht des kulturellen Erbes wäre beispielsweise der Standort im Umfeld der bestehenden Umspannanlage bei Altenkleusheim unbedenklich.“

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Die Umspannlage und der Abspannmast mit drei ausladenden Traversen sowie den das Tal querenden Leiterseilen bedeuteten „eine unverhältnismäßige technische Überprägung der historischen Kulturlandschaft“, heißt es in der Stellungnahme des Landschaftsverbandes. Sie würde ihre Bedeutung als historische Kulturlandschaft verlieren.

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Landschaftsverband: „Erdrückender Fremdkörper“

Dass die Landschaft schon durch die vorhandene Freileitung beeinträchtigt sei, lassen die Denkmalschützer nicht gelten. Die neuen Masten und Leiterseile, die das Tal diagonal queren, seien höher und würden „die umgebenden Bergkuppen und Baumwipfel weit überragen und somit die Kulturlandschaft dominieren“. Womöglich werde die für die neuen Mastfüße in Anspruch genommene Fläche sogar größer sein als die Grundfläche der bisherigen Masten. Besonders störend wird der 80 Meter hohe Abspannmast zum Umspannwerk mit drei Traversen und mit Leiterseilen herunter bis in zwölf Meter Höhe über dem Boden sein. Leitungen und Masten lenkten „den Blick unweigerlich auf sich und werden als technischer und erdrückender Fremdkörper in der Landschaft wahrgenommen“.

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Die Abgeordnete: Initiative ist „nicht einfach nur dagegen“

Unterstützung in ihrem Einsatz für die Alternativtrasse und gegen das neue Umspannwerk findet die Bürgerinitiative bei der FDP-Landtagsangeordneten Angela Freimuth: „Hier habe ich eine Bürgerinitiative kennengelernt, die nicht nur einfach dagegen ist, sondern ganz im bürgerlichen Sinne selbstständig Alternativen aufzeigt. Ich bin beeindruckt von der dezidierten Ausarbeitung der dargestellten Optionen und dem großen Engagement.“

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Amprion und die Bezirksregierung hätten die Chance, „ein komplettes Tal zu entlasten, statt es mit Megamasten und einer gigantischen Industriehalle auf alle Zeiten zu zerstören“, sagte Ansgar Klein von der Bürgerinitiative Junkernhees beim Besuch der Abgeordneten. Bestätigt sehe sich die Initiative durch die Stellungnahmen von Stadt und Landschaftsverband, sagte Kleins Mitstreiter Sascha Reller: „Nun muss sich Amprion doch bewegen.“

Ersatz für alte Leitung

Die 380-kV-Höchstspannungsleitung von Dortmund-Kruckel nach Dauersberg bei Betzdorf. Im Siegerland ersetzt sie die bisherige 220-kV-Leitung durchs Heestal und den 220-kV-Abzweig zu den Edelstahlwerken in Geisweid – dort steht jetzt das Umspannwerk in der Setzer Wiese. Die Strecke von Kreuztal nach Geisweid soll durch das neue Umspannwerk am umstrittenen Standort in Junkernhees ersetzt werden.

Der Netzbetreiber habe mangelhafte Planungsunterlagen vorgelegt, die die Bezirksregierung nun durch die vertiefendenden Untersuchungen nachbessern lasse. „Nicht wir Bürger bremsen das Projekt Energiewende, die wir im Übrigen auch bezahlen, sondern die mangelhafte Planung von Amprion, die unser aller Geld verschwenden“, sagte Sascha Reller. Angela Freimuth: „Wir wollen den zügigen Netzausbau. Warum aber die im großen kommunalen und bürgerschaftlichen Konsens erarbeitete und gewünschte Alternative nicht ernsthaft verfolgt wird, erschließt sich mir nicht. “

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Vermittelt hatte den Besuch der Abgeordneten der Kreuztaler FDP-Fraktionsvorsitzende Frank Wieland Frisch. „Ich wünsche, dass es Angela Freimuth gelingen wird, für die Kritikpunkte und die guten Vorschläge der Bürgerinitiative bei der Bezirksregierung offene Ohren zu finden.“

Die Nachbarn: Wald für Alternative

Auch Vertreter der benachbarten Bürgerinitiative Meiswinkel nahmen an dem Termin teil. „Strommasten im Abstand von unter 100 Metern zur Wohnbebauung bedeuten gesundheitliche Gefahren für die Anwohner und sollten bei Planungen von Höchstspannungsleitungen ausgeschlossen werden“, sagte Christian Bode (BI Meiswinkel). Dr. Michael Klauke: „Wir sind an einer konstruktiven Lösung interessiert und helfen bei der Realisation einer Variante nach Kräften. Der Verbleib in der geplanten Trasse ist dabei jedoch aus vielerlei Gründen keine Option.“ Grundstücks- und Waldbesitzer seien bereit, ihre Flächen zum Bau der Alternativtrasse zu nutzen, nicht aber zur Erweiterung der bestehenden Trasse.

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