Kreuztal/Siegen. Auch Kreuztal ist für die Meiswinkel-Variante der Amprion-Höchstspannungsleitung. Umstritten bleibt das Umspannwerk in Junkernhees.
Und sie bewegt sich doch: Die Höchstspannungs-Stromleitung von Dortmund-Kruckel nach Betzdorf wird wohl vom Heestal und der Ortslage Meiswinkel abrücken. Die Städte Siegen und Kreuztal haben sich positiv zu dieser Variantenplanung geäußert, die der Netzbetreiber Amprion vorgelegt hat. Nach wie vor offen ist indes der Konflikt um das in Junkernhees auf der Dänischen Wiese geplante Umspannwerk.
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Das wurde erreicht
Die von Altenkleusheim über die Krombacher Höhe kommende 380-kV-Leitung würde nach der Variantenplanung nicht mehr der Trasse der bisherigen 220-kV-Leitung durchs Heestal folgen, sondern bereits vor Junkernhees in den Wald abschwenken. Damit würde vor allem der Abstand zu dem Siegener Stadtteil Meiswinkel vergrößert – allerdings um den Preis, dass die Leitung, zumindest mit einer Mastspitze, nun auch von Buchen aus sichtbar wird.
Allein in Junkernhees kommen so bis zu 60 Häuser aus dem Einzugsbereich der Leitung heraus, ebenso der Hof Wurmbach in Mittelhees. „Für uns wäre das ein Riesenvorteil“, sagt Ansgar Klein von der Bürgerinitiative Junkernhees, auf deren Vorschlag die Variantenplanung zurückgeht.
Das bleibt umstritten
Die Leitung an sich: „Wenn sie denn überhaupt kommt“, sagt Ansgar Klein. Die Initiative verfolgt den Prozess, den Trassengegner in Herdecke angestrengt haben. Wenn Corona nicht gekommen wäre, hätte das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig am Donnerstag über die Klage verhandelt, das ganze Projekt der Nord-Süd-Stromautobahn mangels Bedarf einzustellen.
Das Umspannwerk: Nach wie vor plant Amprion mit einem Umspannwerk auf der Dänischen Wiese gegenüber von Schloss Junkernhees, ein 60 Mal 20 Meter großer Bauplatz, auf dem ein 15 Meter hohes Gebäude entstehen soll. Dort würde eine 110-kV-Leitung für das Ortsnetz angeschlossen – bisher führt eine 220-kV-Leitung in die Setzer Wiese nach Geisweid; erst dort erfolgt die Umspannung für das Ortsnetz. Diesen Abzweig nach Geisweid will Amprion einsparen. „Das Umspannwerk muss weg“, fordert Sascha Reller von der Bürgerinitiative, die ebenso wie die Stadt Kreuztal dafür ist, stattdessen das vorhandene Umspannwerk Altenkleusheim auszubauen.
Das sagt die Stadt Kreuztal
Die Argumente für die Meiswinkel-Variante könnten „deutlicher“ ausfallen, findet die Kreuztaler Verwaltung in ihrer Stellungnahme:
Der Wald, durch den die Meiswinkel-Variante führt, werde „zu hoch bewertet“, die Bedeutung des einzigen auch für Familien und Ältere erreichbaren Naherholungsgebietes im Heestal „nicht ausreichend gewürdigt“; der Kindelsberg sei für sie keine Alternative. Die „essenzielle Freizeit- und Erholungsfunktion des Heestals“ habe für Kreuztal „absolute Priorität“. Ansgar Klein von der Bürgerinitiative verweist darauf, dass im Junkernheeser Bereich der Meiswinkel-Variante „kein Baum mehr steht“ – seit Kyrill.
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Die Stadt widerspricht erneut der Auffassung von Amprion, im Heestal werde eine ohnehin vorhandene Trasse genutzt. Der Eingriff werde „vollkommen unterbewertet“: Die neuen Masten sind höher, der Schutzstreifen breiter. In der ursprünglichen Planung war von einer Masthöhe bis zu 85 Metern (statt jetzt 25 Meter) die Rede. Die Bürgerinitiative weist auf eine Grundfläche von bis zu 16 mal 16 Metern für den größten Mast hin. Inzwischen hat Amprion das Modell „Tonne“ gegen das Modell „Donau“ ausgetauscht. Das ist zwar schmaler, wodurch der Schutzstreifen reduziert wird – aber noch höher. Deutlich wendet sich die Stadt gegen „fragwürdige Berechnungen“ von Amprion, die eine nur „mittlere Einwirkungsintensität“ für das Heestal belegen sollen: „Die Menschen, die sich im Heestal aufhalten, nutzen ihre Augen und nicht ihre Taschenrechner. Das Ganze erinnert an den Autofahrer, der mehr seinem Navigationsgerät vertraut als seinen Augen und somit in die Irre fährt.“ Die Stadt sei „nicht bereit, derartige drastische Planungsfehler zu erdulden“.
Mit der Meiswinkel-Variante rückt die Trasse auch von Schloss Junkernhees ab, die neuen Masten und ihre „erdrückende Wirkung“ entfallen. Nicht aus dem Weg geräumt sieht die Stadt ihren Einwand gegen das Umspannwerk in Sichtweite des Schlosses. Die Stadt habe „massive Bedenken“, „in erster Linie“ müsse die Ertüchtigung der Umspannanlage Altenkleusheim untersucht werden.
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Das kommt als Nächstes
In dieser Woche endet die Frist zur Stellungnahme zu einer weiteren Ausarbeitung von Amprion – der zweiten,von insgesamt 38. die die Bezirksregierung im Planfeststellungsverfahren nach dem Erörterungstermin verlangt hat, der im November 2018 in Attendorn stattfand. Das Thema, so Ansgar Klein von der Bürgerinitiative Junkernhees, sei „noch brisanter“: Es geht um die Kulturlandschaf t des Schlosses und der alten Mühle sowie des weiteren Heestals, mit den Höfen Berghaus und Wurmbach, Mittelhees, Berghäuser Weiher und Robertsweiher, deren Bedeutung der Landschaftsverband in einem Fachbeitrag zur Landesplanung hervorgehoben hat, und um den Denkmalschutz. Auch dazu werden Stadt und Bürgerinitiative ihre Meinung sagen.