Junkernhees. Das Urteil von Stadt Kreuztal und Junkernhees-Verein über das nachgelieferte Amprion-Gutachten ist vernichtend.
Nach der Meiswinkel-Variante kommt das „Schutzgut Kultur- und Sachgüter“ auf den Tisch – noch eines von insgesamt 38 Themen allein aus Kreuztal, die Amprion im Planfeststellungsverfahren für die Höchstspannungstrasse nacharbeiten muss. Während die Resonanz durchaus positiv war, als es um die Verlegung der Trasse Richtung Wald, weg von Heestal und Meiswinkel ging, sieht es nun anders aus. Stadt Kreuztal, Bürgerinitiative Junkernhees und der Verein zur Erhaltung von Schloss Junkernhees sind sich einig – in einem vernichtenden Urteil über vorgelegte „vertiefende Untersuchung“.
Stadt Kreuztal vermisst Alternative zum Umspannwerk
„Es wird weiterhin nur die Umspannanlage Junkernhees untersucht“, kritisiert die Stadt – von der Meiswinkel-Variante und von einer Trasse mit ausgebautem Umspannwerk Altenkleusheim sei keine Rede. Die Visualisierungen seien „eher dürftig“. Vegetation, die nicht geschützt, nur im Sommer oder wie die vor Jahren gefällten Bäume vor dem Schloss gar nicht mehr vorhanden sei, als Sichtschutz zu bewerten, sei „völlig fehlerhaft“. Hauptkritikpunkt der Stadt: Das Gutachten sehe den Zusammenhang der Kulturlandschaft nicht und betrachte nur einzelne Gebäude. So entstünden Bewertungen, die „immer weiter herunterargumentiert und im Ergebnis verharmlost“ würden. „Schlimmstenfalls“ handele es sich um den „gezielten Versuch, das wünschenswerte Ergebnis auf taktischem Wege zu erreichen“.
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Es entbehre nicht „einer gewissen Ironie“, ästhetische Beeinträchtigungen durch Luftschadstoffe zu gewichten, nicht aber durch die im Sichtfeld des Schlosses aufgestellten Masten. Die „geplante Zerstörung des Heestals“ werde „schöngeredet“. Petra Kramer, Leiterin der Stadtplanung macht Goethe zum Kronzeugen: „Wer will was lebendig’s erkennen und beschreiben, sucht erst den Geist herauszutreiben, dann hat er die Theile in seiner Hand, fehlt leider! nur das geistige Band.“ Sprach Mephisto in Faust 1.
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Trübt Heimatgefühl Urteilsvermögen?
Der Verein zur Erhaltung von Schloss Junkernhees wirft Amprion ein „Zahlenspiel“ vor: Zwar würden tatsächlich zwei nebeneinander laufende Stromleitungen durch eine Neubauleitung ersetzt. Deren Masten seien aber mehr als drei Mal so hoch und nähmen eine größere Fläche in Anspruch als die alten Masten. Als „Relikt historischer Weidelandschaft“ gar nicht erwähnt werde die Dänische Wiese als Bauplatz für das Umspannwerk. „Das Vorhaben zerstört ein historisches Kulturgut unwiederbringlich“, stellt Christian Gerhard vom Vorstand des Vereins fest.
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Verärgert äußert auch Gerhard sich über die von Amprion vorgelegten Visualisierungen: Es sei „schon bemerkenswert“, den Mast neben dem Schloss „hinter einem Laubbaum in der Sybergstraße verschwinden“ zu lassen. Ebensowenig kommt die Annahme von Amprion an, die Einwender würden sich an das neue Bild gewöhnen: Den Menschen werde unterstellt, „dass ihr Heimatgefühl womöglich ihr Urteilsvermögen getrübt haben könnte“.
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