Siegen. Die Universität Siegen baut in der Coronakrise die digitale Lehre aus. Zum Start des Sommersemesters 2020 laufen viele Veranstaltungen online.

Die Vorlesungszeit des Sommersemesters 2020 ist an der Uni Siegen digital gestartet. Statt in Hörsälen und Seminarräumen vermitteln die Lehrenden ihre Inhalte größtenteils über Podcasts, Lern-Videos, die E-Learning Plattform Moodle oder in Live-Webinaren.

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Physik-Professor Dr. Carsten Busse etwa hält an der Uni Siegen in diesem Semester eine Vorlesung zum Thema „Experimentalphysik“ für Studierende aus dem 2. Semester. „Normalerweise zeigt er dabei im Hörsaal viele Experimente, komplizierte Rechenwege werden an der Tafel gemeinsam erarbeitet“, schreibt die Uni in einer Mitteilung. Um aber eine weitere Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, finden die Veranstaltungen des Sommersemesters vorerst zum größten Teil digital statt.

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In Siegen ein Novum für Lehrende und Studierende

Für Lehrende und Studierende sei der digitale Semesterstart in dieser Form komplett neu gewesen, sagt die zuständige Prorektorin für Bildung, Prof. Dr. Alexandra Nonnenmacher: „Nach den Erfahrungen der ersten Wochen kann ich aber sagen, dass wir den Studierenden in dieser Situation einen guten Start ins Semester ermöglicht haben. Ich erlebe bei den Lehrenden eine große Offenheit und sehr viel Engagement und Kreativität, ihre Lehr- und Lernformate in die digitale Welt zu überführen.“

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Um den Studierenden seiner Vorlesung die vorgesehenen Experimente digital vermitteln zu können, produziert Carsten Busse zum Beispiel kurze Videos, die er zusammen mit dem Vorlesungsskript online stellt. Dazu kommen noch zusätzliche Erklär-Videos zu besonders komplizierten Themen. „Darin sieht man mich an der Tafel. Ich rechne etwas vor und erkläre gleichzeitig, was ich da mache und warum – das ist einfacher und auch leichter zu verstehen, als lange schriftliche Erläuterungen“, betont Carsten Busse.

Strenge Vorgaben

Die Universität Siegen befindet sich seit Mitte März im Minimalbetrieb.

Seit dem 4. Mai sind Präsenz-Lehrveranstaltungen mit maximal 20 Personen möglich.

Fragen im Live-Chat klären

Das Material zu den einzelnen Vorlesungen stellt er frühzeitig zur Verfügung. „Das ist schon praktisch, denn so können wir selbst entscheiden, wann wir uns den Stoff aneignen“, erzählt Busses Student Linus Stötzel. „Und falls man etwas nicht versteht, gibt es zur regulären Vorlesungszeit einen Live-Chat, da können wir Verständnisfragen sofort klären.“

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Ein zentraler Anlaufpunkt für Studierende ist die digitale E-Learning Plattform Moodle, wie die Uni erklärt. Hier können Lehrende ihre Kurse anlegen, Arbeitsmaterialien einstellen und mit den Studierenden kommunizieren. Anleitungen, Tipps und Hinweise zur Umstellung auf die Online-Lehre hat das universitäre „Zentrum zur Förderung der Hochschullehre“ (ZFH) zusammengestellt.

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Viele vermissen persönlichen Kontakt

„In den letzten Wochen hatten wir extrem viele Nachfragen. Es melden sich zum Beispiel Dozentinnen und Dozenten, die für ihre Lehrveranstaltungen bestimmte Ideen haben – aber nicht genau wissen, wie sich diese digital verwirklichen lassen“, erzählt ZFH-Leiterin Sandra Schönauer. Für sie und ihr Team bedeute das viel Arbeit, über die sie sich aber vor allem freue: „Es ist unheimlich viel in Bewegung gerade, wir erleben eine ganz neue Offenheit für das Thema ‚digitale Lehre‘. Das macht schon auch Spaß.“

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„Doch auch wenn vieles sehr gut klappt, lässt sich nicht für alles eine digitale Lösung finden“, räumt die Uni ein: „So berichten Lehrende wie Studierende, dass sie persönliche Kontakte vermissen.“ Auch die non-verbale Kommunikation fehle ihm sehr, erzählt Physik-Professor Carsten Busse: „Wenn ich meine Vorlesung im Hörsaal halte, sehe ich schon an den Gesichtern, ob die Studierenden ein Thema verstanden haben, oder nicht.“

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