Siegen. Beim Jahresempfang der IG Metall Siegen stehen unter anderem neue Strategien für eine stärkere Beteiligung aus den Betrieben im Mittelpunkt.

Noch mehr Beteiligung und Konfliktfähigkeit, vor allem auch eine stärkere Verantwortung „von unten nach oben“; das sind die mittelfristigen Ziele der IG Metall für die Herausforderungen der Zukunft in Zeiten von digitaler und ökologischer Transformation der Industrie. Darum ging es am Samstag beim Jahresempfang der heimischen Gewerkschafter im Leonhard-Gläser-Saal der Siegerlandhalle.

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260 Betriebsräte und Vertrauensleuten kamen zusammen, um sich mit dem Bundesvorsitzenden Jörg Hofmann auszutauschen, dessen Impulsreferat zum Thema „#Fairwandel – Die Transformation tariflich und betrieblich gestalten“ zu hören und dazu noch aktiv über die Zukunft der Arbeit zu diskutieren. Dabei ging es vor allem um das aktuelle Projekt „IG Metall vom Betrieb aus denken“, in dessen Rahmen die IG Metall mindestens 1000 Ansprechpartner aus den Betrieben in kurzen Seminaren zusätzlich schulen und zu neuen Initiativen „von unten“ animieren möchte.

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Gewerkschafter diskutieren in Siegen mit Gästen

Es gehe darum, nicht mehr wie bisher Aufgaben und Ideen von der Zentrale aus zu entwickeln und zu verteilen, erklärte Marcello Sessini, Referent aus dem Bildungszentrum Sprockhövel, der nach der Pause eine „Fishbowl-Diskussion“ zu diesem Thema moderierte. Dabei saßen Jörg Hofmann, der erste Beauftragte der Siegener IG Metall Andree Jorgella, sowie der 2. Beauftragte Tobias Tigges als „ständige Mitglieder“ am Tisch, während drei weitere Plätze von interessierten Teilnehmern im Tausch besetzt werden konnten.

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Insgesamt wurde der neue Ansatz hier gelobt und weitere Entwicklungsmöglichkeiten gefordert. Es gehe darum, die Werte der Gewerkschaft stärker nach innen und außen zu vermitteln, waren sich alle einig. Wichtig sei dabei, dass nicht etwa die Arbeit der hauptamtlichen Sekretäre auf die Schultern der Ehrenamtler verlagert werden dürfe. Erstere würden weiterhin gebraucht. „Mehr aufbauen und nicht etwa abbauen“, forderte ein Betriebsrat und nahm die entsprechende Versicherung des Bundesvorsitzenden mit ins Wochenende.

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Siegener Jugendgruppe gut aufgestellt

Eine junge SMS-Mitarbeiterin wünschte sich Anregungen für eine bessere Betreuung der jungen Mitglieder, respektive für eine erfolgreichere Ansprache jener Auszubildenden, die noch nicht den Weg in die Gewerkschaft gefunden hätten. „Wir haben die tollste Jugend“ rief Andree Jorgella mit Stolz in die Runde. Mit 3000 Mitgliedern sei die Siegener Jugendgruppe die mit Abstand stärkste. Umso wichtiger sei es allerdings, sie nach der Ausbildung weiter für die Arbeit in der Gewerkschaft zu halten und zu begeistern. Auch sonst ist im Bezirk die „Gewerkschaftswelt“ weiterhin ziemlich in Ordnung.

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Noch einmal zurück zum Zukunftsprojekt: Das starte Anfang März in zwei Siegerländer Betrieben, drei weitere hätten sich beworben, womit der heimische Bezirk, der zu den Modellregionen zählt, „bereits sein Soll erfüllt hat“, betonte der 1. Beauftragte.

Ausstieg aus Tarifbindung noch selten

Ein Thema am Rande war die stete Gefahr, dass Unternehmen aus der Tarifbindung aussteigen, trotz Mitgliedschaft im Verband unter „OT“ laufen, also „ohne Tarifbindung“. Das sei im Bezirk bislang kaum ein Thema, sagte Jorgella. Allerdings habe ein Betrieb seinen Mitarbeitern angekündigt, demnächst in diesen Status zu gehen. „Da ist der Organisationsgrad ziemlich niedrig“, ergänzte der 1. Beauftragte, konnte zugleich mit einer gewissen Zufriedenheit anmerken, dass die Mitarbeiter seit der Bekanntgabe des Schritts aufgewacht seien. Natürlich hätten die Arbeitgeber die Freiheit, diese Entscheidung zu treffen. Gleichzeitig sei es aber auch das gute Recht der Gewerkschaft, ihre Gegenmaßnahmen zu treffen.

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Vorgestellt wurden noch unterschiedliche betriebliche Beteiligungsbeispiele bei der SMS und bei Achenbach-Buschhütten. Zudem wurde noch einmal auf das Angestellten-Projekt verwiesen, wo regelmäßige Treffen angeboten werden und Möglichkeiten, stärker auch diese Berufsgruppe für die Gewerkschaftsidee anzusprechen.

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