Kreuztal. . Übergangstarifvertrag: Beschäftigte bei Thyssenkrupp in Eichen und Ferndorf bis Ende des Jahres sicher. Betriebsrat und IG Metall verhandeln.

Der Industriekonzern Thyssenkrupp Steel Europe und die IG Metall haben einen Übergangstarifvertrag ausgehandelt. „Die IG Metall und die Geschäftsleitung haben sich darauf geeinigt, dass es bis Ende des Jahres keine Standortschließungen oder betriebsbedingte Kündigungen geben wird“, sagt Andree Jorgella, erster Bevollmächtigter der IG Metall Siegen. „Das gibt uns die Ruhe und Sicherheit, die wir jetzt brauchen.“ Die Nachricht lässt die rund 1100 Beschäftigten der beiden Werke in Eichen und Ferndorf aufatmen.

Auch interessant

Was steckt dahinter?

Die Stahlfusion mit dem indischen Konkurrenten Tata ist gescheitert – genauso wie die Spaltung des Traditionsunternehmens in zwei Teile. Die Folge: Die Konzernspitze hatte am Freitag angekündigt, 4000 Jobs in Deutschland abzubauen, davon 2000 im Bereich Stahl. Die Sorge bei den Kreuztaler Beschäftigten war groß – und ist trotz Übergangslösung weiterhin da. Denn der Standort Siegerland, der Eichen und Ferndorf einschließt, war einer von drei Standorten, der im Zuge der geplanten Fusion keine langfristige Bestandsgarantie bekommen hatte. Er solle 2020 auf seine Wirtschaftlichkeit geprüft werden.

Wie ist die Situation jetzt?

Bis Ende des Jahres sind alle Beschäftigten am Standort Siegerland sicher und es kann verhandelt werden: „Das wird kein langweiliges Jahr werden – im Gegenteil“, kündigt Andree Jorgella an. Der Arbeitgeber sei nun aufgefordert, zukunftsfähige Konzepte vorzulegen. Sobald dies geschehe, würden die Gespräche weitergehen. Der Betriebsratsvorsitzende der Kreuztaler Standorte, Helmut-Rudi Renk, hatte am Dienstagvormittag an der Betriebsräte-Vollversammlung in Duisburg teilgenommen und die entscheidenden Fragen zum Kreuztaler Standort gestellt. So war es ja vor allem die Bandbeschichtungsanlage 3 im TKS-Werk Eichen, die im Zuge der geplanten Fusion auf dem Prüfstand war. „Das war ja wegen des Joint Ventures. Ob die Anlage jetzt immer noch auf dem Prüfstand steht, wird sich zeigen. Darauf habe ich keine Antwort bekommen“, so Renk. Man stelle hochwertige Produkte her und liefere auch an die Automobilindustrie. „Wirtschaftliche Kennzeichen zu der Anlage liegen uns nicht vor“, ergänzt Andree Jorgella. Diese solle der Konzern vorlegen, falls die Anlage wieder in die Kritik gerate. „Die Anlage kann auch andere Produkte. Die Automobilbranche ist in Schieflage, aber wir können uns breiter aufstellen, wenn wir investieren.“

Wie geht es weiter?

„Ob der Konzern einfach auf uns verzichten kann? Ich glaube nicht“, macht der Betriebsratvorsitzende klar. Der Druck sei nach wie vor hoch, doch es gehe darum, besonnene Entscheidungen für die Stahl-Sparte zu treffen. Der Übergangstarifvertrag verschaffe Zeit und sei eine Entlastung. „Das ändert aber nichts an der Brisanz.“