Siegen-Wittgenstein/Olpe. IHK Siegen, Arbeitgeberverbände, Gewerkschaften und Kreishandwerkerschaft: Beschäftigte mitnehmen, Nachwuchs gewinnen, Ungelernte qualifizieren

Die Berufs- und Arbeitswelt verändert sich zunehmend unter dem Einfluss der Digitalisierung. Diesem Wandel gelte es zu begegnen und die Digitalisierung bereits stärker in der dualen Ausbildung zu verankern, so Arbeitgeberverbände, Gewerkschaften, Kreishandwerkerschaft und Industrie- und Handelskammer (IHK).

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Arbeitsplätze sollen nicht nur zukunftsfester werden, sondern auch die Attraktivität des Bildungswegs Ausbildung steigern. Und: Un- und angelernte Arbeitskräfte sollen die Möglichkeit bekommen, sich für den digitaleren Arbeitsmarkt zu qualifizieren.

Wie ist die Situation in den Betrieben in Siegen-Wittgenstein?

Zwischen den Unternehmen gebe es in Sachen Digitalisierung in der Aus- und Weiterbildung große Unterschiede, meint Andree Jorgella, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Siegen: Ejot etwa sei sehr weit, SMS ebenfalls, was aber für Azubis im Betrieb selbst weitgehend ende, bei anderen gebe es gar nichts. „Wir lassen die Menschen, die das Thema in den Betrieben umsetzen müssen, ein Stück weit alleine mit dieser Veränderung der Berufe“, sagt Jorgella. Das soll sich nun ändern.

Was soll jetzt in den Betrieben in Siegen-Wittgenstein passieren?

Die vier beteiligten Partner wollen eine Grundlage dafür schaffen, dass Digitalisierung flächendeckend eine Rolle spielt in der Aus- und Weiterbildung. Zwar sind beispielsweise in der Metall- und Elektroindustrie die Ausbildungsordnungen 2018 teilnovelliert und Zusatzqualifikationen wie Programmierung, IT-Sicherheit oder digitale Vernetzungen aufgenommen worden, so Dr. Thorsten Doublet, Geschäftsführer der Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein. Aber diese Zukunftsthemen seien noch nicht in einem Maße in der Fläche angekommen, wie es erforderlich sei.

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Und das komme nicht nur auf Industrie und Handwerk zu, wo viele Unternehmer bereits sehr engagiert seien, sondern etwa auch auf den Dienstleistungssektor oder Verwaltungen. „Früher oder später wird das alle betreffen. Digitalisierung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, sagt Andree Jorgella.

Was soll das den Beschäftigten in Siegen-Wittgenstein bringen?

Am Ende, sagt IHK-Geschäftsführer Klaus Fenster, funktioniert eine Maschine immer noch mechanisch oder hydraulisch, muss gewartet und eingerichtet werden. Das muss ein entsprechender Azubi auch weiterhin können. Aber, so die Überzeugung, ein un- oder angelernter Maschinenbediener muss das nicht mehr überwachen, weil dafür digitale Technik bereitsteht.

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„Dafür entstehen wieder andere Tätigkeiten“, so Fenster – angelernte Kräfte sollen Facharbeiter nicht ersetzen, aber bestimmte Tätigkeiten nach entsprechender Qualifizierung für sie übernehmen können, weil auch die Arbeit der ausgebildeten Fachleute immer digitaler wird – wofür die wiederum fit gemacht werden sollen. Die Belegschaften sollen insgesamt stärker mitgenommen werden.

Wie will man Nachwuchskräfte nach Siegen-Wittgenstein locken?

„Die Entscheidung für Studium oder Ausbildung wird oft auf einer falschen Grundlage getroffen“, sagt Klaus Fenster: Facharbeiter führen mit Programmierung oder digitaler Steuerung von Maschinen hochkomplexe Tätigkeiten aus; Meister, Techniker oder duale Studiengänge böten hervorragende Karriereperspektiven bei anspruchsvoller Tätigkeit.

Weitere Kooperationspartner

Die Veranstaltungen werden vom Berufsbildungszentrum (bbz) der IHK zusammen mit weiteren Kooperationspartnern in der Fläche wie der Lehrwerkstatt in Attendorn oder dem Wittgensteiner Bildungszentrum angeboten.

Alle Themen und die schon festgelegten Termine gibt es bereits online auf:
www.bbz-siegen.de

Das jungen Menschen aufzuzeigen und anzubieten, ist ein weiteres Ziel der Initiative. Zumal werde der Einsatz sinnvoller digitaler Möglichkeiten schon in der Ausbildung – Webinare, Lern-Apps oder Simulationsmedien – von jungen Menschen schlicht erwartet, betont Matthias Rink, Kreishandwerkerschaft: „Damit können wir Betriebe für Nachwuchskräfte attraktiv machen.“

Wie wird das konkret in Siegen-Wittgenstein umgesetzt?

Die vier Partner wenden sich gezielt an Personalverantwortliche, Ausbilder, Betriebs- und Personalräte und bieten unter Leitung von Experten bis zu 200 Fachveranstaltungen in den kommenden vier Jahren an, die in 50 Blöcke zu je vier Seminaren gebündelt werden. Damit, rechnet sich IHK-Geschäftsführer Klaus Fenster aus, könne man etwa 700 Verantwortliche erreichen – eine relevante Größe, um das Thema nachhaltig und in der Fläche in den Betrieben im Kammerbezirk zu verankern.

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