Siegen. Reimar Richter führt seit über 40 Jahren den Herrenausstatter Valentino in der Oberstadt. Seine Devise: Kunden sollen sich rundum wohl fühlen.
Stilvolle Kleidung zu finden, ohne sich viele Gedanken machen zu müssen – das ist das, so Reimar Richter, worauf es den meisten Männern beim Einkauf ankommt. Dieser Zielgruppe möchte der Modefachmann genau das bieten und die Verantwortung für ihren Kleiderschrank übernehmen. Vom Betreten des Ladens bis zum Tragen der Klamotten im Alltag sollen sich Kunden wohlfühlen und einen Unterschied spüren zu anderen Läden, vor allem zum Einkauf im Internet.
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Die Story
„Ich habe einen Riesenvorteil“, sagt Reimar Richter, Gründer und Inhaber des Modehauses für Männer. „Ich mache sehr konsequent meine Story. Das wissen die meisten Kunden zu schätzen“. Die „Story“, damit meint er zum einen das Zusammenstellen seines Sortiments aus den schier unendlichen Möglichkeiten des Modemarktes. Zum anderen das konkrete Einkleiden der Männer in seinem Laden.
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„Die erste Jeans, die ein Mann anzieht, muss passen. Das ist mein Anspruch“, sagt Reimar Richter. Er selbst ist oft erstaunt von der Verwunderung der Kunden, wenn der erste Anzug direkt sitzt. Von kartonweise bestellten Anziehsachen aus dem Internet berichten sie ihm dann – und am Ende passt kaum etwas.
Ein komplettes Hochzeitsoutfit inklusive Accessoires kann man(n) bei Valentino innerhalb von 30 Minuten finden, wenn der Einkauf schnell gehen soll. Wer möchte, kann jedoch auch ein Shopping-Event erleben. Reimar Richter nimmt sich gerne Zeit für seine Kunden. Es gibt italienischen Espresso und angemeldete Gruppen erhalten eine kulinarische Versorgung. Egal, ob der Kunde die schnelle, zweckdienliche Einkleidung oder das ausgedehnte Erlebnis wählt – er soll sich immer wohlfühlen. „Es geht immer locker zu“, erklärt Richter, man(n) soll „reinkommen und zu Hause sein“.
Das Wichtigste bleibt trotzdem die Mode. Ideen und Informationen für seine Kollektionen sammelt Richter international. Er schaut sich verschiedene Trends und die Designs der Fabrikanten an, und stellt dann sein eigenes Konzept zusammen. „Im Frühjahr entscheide ich, wie die Valentino Story im Herbst aussehen soll“. Richter bezeichnet sich als „Transporteur“. Der Modemarkt sei „gigantisch“. Aus tausenden Fabrikaten und Stilen stellt er sein Sortiment zusammenstellen.
Er bestellt die Ware jedoch nicht in großen Mengen, da seine Kunden nicht wie die Masse aussehen wollen. „Individuell und speziell“ soll es wirken. Ob die Männer wirklich zufrieden sind, entscheidet sich nicht im Laden, sondern zu Hause, sagt Richter. Dann muss es immer noch gut gefallen und auch der Endkontrolle der Frau standhalten. Für den nächsten Einkauf sollen die Männer dann wissen, dass Reimar Richter bewusst ist, was sie brauchen und sie sich keinerlei Gedanken machen müssen.
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Der Laden
In erster Linie ist die Mode von Valentino italienisch inspiriert. Den Namen gab Reimar Richter seinem Laden in Anlehnung an den italienischen Schauspieler Rudolph Valentino. Mit dem gleichnamigen Modeschöpfer und seinem Unternehmen hat er laut Richter nichts zu tun. 1988 versuchte das Unternehmen dennoch, Richter den Gebrauch des Namens zu verbieten. Doch da der Laden schon zehn Jahre existierte, durfte er nach dem Gewohnheitsrecht auch weiterhin so heißen.
Seit 1978 war Valentino immer in der Siegener Oberstadt. „Ich fand es hier oben immer spannender als unten“, sagt Richter. Durch die Eröffnung der City Galerie habe sich das Geschäftsleben in der Oberstadt deutlich verändert, doch „wir haben trotzdem überlebt, und es sieht so aus als würde das auch so bleiben“, schmunzelt er.
Eine kurze Episode hat auch er in der City Galerie geschrieben und dort eine zusätzliche Filiale eröffnet. Doch den hat er nach drei Jahren wieder aufgegeben. Sämtliche Mitarbeiter wollten lieber nur in der Oberstadt arbeiten. Heute führt er sein Geschäft mit nur einer Mitarbeiterin: Gisela Latsch, die er als Fels in der Brandung beschreibt. Valentino hat seit vier Jahren nur von Mittwoch bis Samstag geöffnet. „Das reicht aus im Herrenmodebereich“, sagt Richter und seine Kunden nehmen das Konzept so an. Valentino sei außerdem der einzige Herrenausstatter dieser Art weit und breit, weshalb er viele Stammkunden aus einem großen Umkreis habe.
Der Experte
Seit er 18 Jahre alt ist, hat Richter unablässig in der Textilbranche gearbeitet. Eine Entscheidung, die seine Eltern damals getroffen haben – und die er niemals bereut hat. Über 40 Jahre Expertise in der Herrenmode hat er gesammelt. Seine Erfahrung habe ihm gezeigt, dass die Einkleidung bei Männern schon an den kleinsten Fragen scheitern könne. Dass Richter diese für sie beantwortet, wisse gerade „der Endverbraucher Mann zu schätzen“.
Modegeschäft Valentino, Marburger Straße 14
Die Öffnungszeiten sind mittwochs bis freitags von 10 bis 13 und von 14 bis 18.30 Uhr sowie samstags von 10 bis 15.30 Uhr oder nach Terminvereinbarung.
Die Preise liegen in der Regel für Anzüge zwischen 300 und 500 Euro, für Jeans bis zu 150 Euro und für Hemden zwischen 70 und 110 Euro.
„Ich habe einfach totalen Bock auf Mode“, erklärt Richter, warum er bis heute in der Branche geblieben ist. „Mein Job ist mein Hobby“, sagt er, doch natürlich will er auch erfolgreich sein. Die Qualität seiner Produkte, die professionelle Beratung und das Drumherum gehören für ihn zusammen. Am Ende muss das Ergebnis stimmen und der Kunde ein gutes Gefühl haben. „Geld ausgeben muss Spaß machen“, dieser Satz gelte für den Einzelhandel wie für sämtliche anderen Bereiche, so Richter.
„Wenn du Mode verkaufst, musst du ein No Ager sein“, findet Richter, der sein Alter mit „Sechs Plus“ beziffert. Er möchte alle Zielgruppen authentisch bedienen können. Und ein Ende ist nicht in Sicht. „Valentino is a never Ending Story“, sagt er – und lacht dabei. „Solange es mir Spaß macht, mache ich weiter“.
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