Siegen. Der gelernte Bootsbauer Kai Beewen aus Siegen repariert, wartet und verleiht Boote. Zu seinen Kunden gehören Gutverdiener wie Studenten.

Mit dem Segeln ist es für den gelernten Bootsbauer Kai Beewen ähnlich wie mit Motorradfahren und Reiten: Hobbys, die finanziell aufwendig – und damit durchaus exklusiv – sein können, dem Normalverdiener aber nicht gänzlich verwehrt bleiben müssen. „Der finanzielle Aufwand ist nicht so groß, wie es sich viele noch vorstellen“, sagt der 41-jährige Siegener, der gemeinsam mit seiner Partnerin Astrid den Bootsverleih „Siegboat“ betreibt.

Luxus kann, muss aber nicht

Yacht und Segeltörn – Begriffe, die nicht wenige mit Geld und Luxus verbinden. „Man muss differenzieren“, meint Beewen. Zwei Gruppen an Seglern sollten unterschieden werden. Zum einen all jene, die ein Segelboot (oder eine Yacht) besitzen und die damit laufenden Kosten, die für einen Liege- und Winterstellplatz, für Versicherungen und Wartung anfallen, tragen. Diese können sich, schon bei kleineren Booten hier aus der Region, jährlich auf circa 2000 Euro belaufen, „ohne dass man überhaupt gefahren ist.“ Hinzu kommen noch Verbesserungen und individuelle Wünsche, die an den Booten umgesetzt werden können, was auch von Beewen angeboten wird.

„Neben dem Verleih liegt unser Hauptaugenmerk auf der Verbesserung der Schiffe. Beispielsweise die Überarbeitung der Bordelektrik mit Installation von zeitgemäßem Material.“ Da Boote wie Autos zumeist auch Serienprodukte sind, ist der Spielraum für individuelle Verarbeitung im Vorfeld oftmals begrenzt.

„Wenn der Kunde an einer Stelle, wo sonst eine Spüle steht, lieber eine Sitzbank haben möchte, dann machen wir das“, sagt Beewen. Der „klassische“ Bootsbesitzer unterscheide sich von der anderen Gruppe, die der Charterkunden, zunächst im Alter. In der Regel seien es „ältere Semester, 50 plus“, die das Boot vor vielen Jahren angeschafft haben und über ein hohes Einkommen verfügen. Sie würden zumeist im Sommer auf der Bigge segeln und im Winter die Boote reparieren, warten, verbessern lassen. Kauft man heute ein voll ausgestattetes Boot von sieben Metern Länge, inklusive Verkleidung, eingebautem Motor und Polster, so müsse man etwa mit 45.000 Euro rechnen.

Mit dem Boot nach Amsterdam

Die Gruppe der Bootsausleiher (Charterer) hingegen sei in der Regel jünger und nicht daran interessiert, ein Boot besitzen zu wollen, auch um den Aufwand, der damit verbunden ist, zu vermeiden. „Viele junge Leute möchten eine ,exklusivere’ Freizeitgestaltung und den etwas anderen Urlaub machen“, sagt Beewen. „Reich“ müsse man dafür nicht sein. Den Segelschein könne man für etwa 1500 Euro machen, also ähnliche Kosten wie beim Autoführerschein.

Erst im Sommer haben vier Kölner Studenten für zwei Wochen ein Boot gemietet und sind damit von Beewens Liegeplatz in Stavoren am IJsselmeer nach Amsterdam gefahren und haben dort auch auf dem Boot übernachtet. Kostenpunkt: 495 Euro pro Woche. „Da ist alles drin, die Steuer, die Versicherung, die Reinigung. Mehr Kosten hat der Kunde nicht.

Und es ist so auch billiger als ein Hotel- oder Airbnb-Aufenthalt“, sagt Beewen, der vor jeder Übergabe auch eine Einweisung in das Boot anbietet. Sicherheit und der richtige Umgang an Bord sind dem Siegerländer sehr wichtig. Sollte bei Segelanfängern Unsicherheit vorliegen, bietet er auch an, einige Tage als Skipper, also als Schiffsführer, die Gruppe zu begleiten und ihr die Praxis des Segelns zu vermitteln.

Bootsausflug wird zum Teambuilding

„Ich habe auch schon einen Segeltörn begleitet, bei dem die Belegschaft einer Arztpraxis an Bord war, die einen Betriebsausflug machen wollte. Der Ausflug war dabei auch eine tolle Möglichkeit das Teambuilding zu stärken“, sagt Beewen. Jeder hätte eine Aufgabe, jeder müsse sich auf den anderen verlassen. Segeln sei auch deshalb mehr als nur ein Urlaub auf dem Wasser.

Die Nachfrage nach der Charterflotte sei in den letzten Jahren gestiegen, weshalb neue Boote angeschafft wurden. Darunter auch ein Motorboot. Das falle jedoch wieder eher in die Kategorie „finanzaufwendig“. Die Ausleihgebühr beträgt 1300 Euro die Woche, der Motor benötigt etwa 60 Liter Benzin – pro Stunde. „Ein typisches Spielzeug“, schmunzelt Beewen.

Die kommenden Monate ist er größtenteils mit Reparaturen und Wartungen beschäftigt. Die Arbeit sei anstrengend, mitunter auch mit Stress verbunden, aber noch vielmehr mit Spaß – und Vorfreude: Im April geht es wieder ans IJsselmeer. Kai Beewen kann es kaum erwarten.

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