Eichen. Die Landwirte aus Kreuztal sprechen sich gegen den Bebauungsplan „Am Hanker“ aus und warnen vor der Umwandlung weiterer Grünflächen in Bauland
In der Diskussion um den Bebauungsplan „Am Hanker“ melden sich nun die Landwirte geschlossen zu Wort. Sie warnen vor der Umwandlung weiterer Grünflächen in Bauland. Nach den zwei trockenen Sommern haben sie bereits jetzt Probleme, ausreichend Futter für ihre Tiere zu produzieren.
Zwischen 10,5 und 11,5 Hektar landwirtschaftliche Nutzungsfläche ginge verloren, wenn die Grünfläche „Am Hanker“ komplett bebaut würde. Das Gebiet ist mittlerweile zum größten Teil im Besitz der Stadt. Andrea Zimmermann vom Eichenhof und Melanie Heuel vom Berghof bewirtschaften die Flächen.
Sie benötigen sie dringend für die Futtermittelproduktion. Beide Bauernhöfe betreiben ausschließlich Grünlandbewirtschaftung und versuchen, ihre Tiere komplett mit selbst produzierter Nahrung zu versorgen.
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Klima ändert sich
Im vergangenen Jahr konnte der Berghof seine über 100 Milchkühe jedoch schon nicht mehr selbst ernähren. Die Angst, durch die Bebauung „Am Hanker“ weitere Flächen zu verlieren, schwirre seit Jahren im Hinterkopf, erklärt Melanie Heuel. „Wenn wir Futtermittel einkaufen müssen, bleibt kein Spielraum mehr für andere Investitionen.“
Wie genau die Bebauung am Ende aussieht und wann sie umgesetzt wird, ist derzeit noch unklar. „Aber wie es auch ausfällt, landwirtschaftliche Fläche geht verloren“, sagt Thorsten Junge vom Eichenhof. Andere Flächen, die als adäquater Ersatz dienen könnten, gibt es laut Junge in Kreuztal nicht. Auch wenn sie nicht direkt von den Bauplänen „Am Hanker“ betroffen sind, teilen die anderen Landwirte der Region diese Sorgen.
„Egal, wer Fläche verliert, dem tut es dann weh. Im Zweifel geht es an die Existenz“, sagt Werner Scharf vom Biohof Scharf in Ferndorf. Werner Scharf ist Lehrer für Biologie und Chemie und betreibt den Hof mit seiner Frau Nadine nebenberuflich.
Auch sie haben in den vergangenen zwei Jahren die Veränderung des Klimas drastisch zu spüren bekommen und unter der Trockenheit gelitten. Neue Grünflächen mit den richtigen Bodenbedingungen zu schaffen sei schwer bis unmöglich, so Scharf – „Land ist nicht gleich Land“.
Grünflächen wichtig für die Umwelt
Abseits der landwirtschaftlichen Nutzung kommt den Grünflächen auch für den Klima- und Artenschutz und für die Speicherung von CO2 eine wichtige Bedeutung zu. Die EU und die Bundesregierung haben deshalb das Ziel ausgerufen, bis 2050 den Flächenverbrauch auf Null zu senken, Grünflächen sollen dann also gar nicht mehr umgewandelt werden. Bis dahin soll der Verbrauch stetig gesenkt werden. Die Bauern fordern, dass auch in Kreuztal entsprechend dieser Maxime gehandelt wird.
Aus Sicht der Landwirte gebe es für neue Wohn- und Gewerbegebiete durchaus Alternativen. Für neuen Wohnraum bringen sie das Bender-Areal und den Festplatz Buschhütten ins Gespräch. Für neue Gewerbegebiete müsse notfalls auch über Waldflächen nachgedacht werden.
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Runder Tisch gefordert
Zunächst möchten sie, dass ihr Anliegen und die Dringlichkeit von der Politik wahrgenommen werden. Außerdem wollen sie der heimischen Landwirtschaft ein Gesicht geben. Als möglichen nächsten Schritt haben sie einen runden Tisch mit Vertretern der Verwaltung, Politikern und Bürgern im Sinn.
Die Situation ist dramatisch aus Sicht der Bauern. „Wenn man so weiter macht in Kreuztal, dann war es das für uns Landwirte“, sagt Melanie Heuel. Gerade weil sich die Landwirte untereinander einig sind, findet sie es ärgerlich, dass die Stadt nicht hinter ihnen steht. „Meine Tochter soll, wenn sie Spaß daran hat, auch noch den Hof bewirtschaften können.“
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